Jane ní Dhulchaointigh and team
Sugru - formbarer Multifunktionskleber
Gewinnerin des Europäischen Erfinderpreis 2018
Die revolutionäre Erfindung der irischen Produktdesignerin Jane ní Dhulchaointigh und ihres Teams hat das Potenzial, unsere Kreativität freizusetzen und die Welt, in der wir leben, zu verändern. Die Innovation mit dem Namen Sugru ist der erste Kleber der Welt, der formbar ist und es den Benutzern ermöglicht, Dinge, die sie besitzen, zu reparieren, zu verbessern oder sie an ihre persönlichen Bedürfnisse anzupassen. Dies könnte dazu beitragen, dass wir eine andere Einstellung zu unseren Sachen entwickeln und nachhaltiger damit umgehen.
Kaputte Alltagsgegenstände wie zerbrochene Kaffeebecher oder verschlissene Computerkabel lassen sich mit Klebeband oder Kleber durchaus reparieren, aber häufig halten solche Reparaturen nicht lange und besonders praktisch sind sie meist auch nicht, insbesondere wenn Teile fehlen.
Sugru - der Name ist übrigens von dem irischen Wort für "spielen" abgeleitet - ist einfach zu benutzen, vielseitig einsetzbar und kann so geformt werden, dass es fehlende Teile ersetzt. Es ist äußerst haftstark und haltbar und wird nicht spröde. Wenn es ausgehärtet ist, ist es ein wenig nachgiebig (wie Hartgummi) und hält Gewichten bis zu zwei Kilogramm stand.
Gesellschaftlicher Nutzen
Laut ní Dhulchaointigh kam ihr die Idee zu einem Produkt, mit dem man kaputte Sachen, die man sonst wegwerfen würde, kostengünstig reparieren kann, im Jahr 2003, als sie am Royal College of Art (RCA) in London Produktdesign studierte.
Die Universität der Vereinten Nationen geht davon aus, dass 2018 weltweit 50 Millionen Tonnen Elektronikschrott anfallen. 9,3 Millionen Tonnen davon entfallen auf entsorgte persönliche digitale Geräte wie Computer, Bildschirme, Smartphones, Tablets oder Fernsehapparate. Ein Produkt wie Sugru kann natürlich entscheidend dazu beitragen, diese Abfallmengen zu reduzieren, indem es die Besitzer solcher Gegenstände in die Lage versetzt, sie zu reparieren und zu verbessern, anstatt sie einfach wegzuwerfen und neue zu kaufen.
Es macht Spaß, mit Sugru zu arbeiten, zu spielen und zu experimentieren. Es gibt eine weltweite Onlinegemeinde begeisterter Anhänger des Produkts, die regelmäßig ins Netz stellen, was sie Tolles damit gemacht haben, angefangen von Schülern, die mithilfe von Sugru eine Kamera ins All geschickt haben, bis hin zu einem Polarreisenden, der seine Skistöcke damit individuell angepasst hat. Nach Angaben des Unternehmens hat die Fangemeinde das Produkt schon in 175 Ländern eingesetzt und mehr als 15 Millionen Dinge damit repariert.
"Ich glaube schon, dass ich eine ganz deutliche Vorstellung davon hatte, eine Art Vision, was Sugru für eine Bedeutung erlangen könnte, ich hatte da schon einen echten Sinn vor Augen", erklärt ní Dhulchaointigh. "Es war nicht einfach nur eine Idee für irgendein Produkt, das vielleicht der eine oder andere gut finden würde. Ich war mir schon sicher, dass es das Potenzial haben könnte, die Welt zu verändern."
Wirtschaftlicher Nutzen
Im Team mit ihrem heutigen Ehemann James Carrigan und dem britischen Unternehmer Roger Ashby, mit denen sie 2004, noch während ihres Studiums, das Unternehmen FormFormForm Ltd gründete, sowie zwei Silikonspezialisten, die sie aus dem Ruhestand holte, verbrachte ní Dhulchaointigh etwa 8 000 Stunden im Labor. Sie bekam 540 000 EUR an privaten Mitteln zusammen, um das Produkt entwickeln zu können.
Als 2009 die Markteinführung in Sichtweite war, stellte ní Dhulchaointigh den ersten Vollzeitmitarbeiter der Firma FormFormForm ein. Es war der Materialwissenschaftler Tom Dowden, der heute die Forschung des Unternehmens leitet. Außerdem ließ sie sich von einer 150-köpfigen Anwendergruppe beraten. Diese lieferte Feedback dazu, wie Sugru verbessert werden konnte. Unterstützt durch eine großangelegte Kampagne in den sozialen Medien und einer Handvoll 5-Sterne-Bewertungen in Medien und Blogs waren die ersten 1 000 Packungen Sugru innerhalb von sechs Stunden ausverkauft. Daraufhin explodierten die Verkaufszahlen. 2015 wurde ein Umsatz von 4 Millionen EUR erreicht.
Dank des hohen Beliebtheitsgrads von Sugru und durch ní Dhulchaointighs cleveren Einsatz der sozialen Medien sowie die Einbeziehung der Kunden bei der Entwicklung konnten seit 2015 Investitionen in Höhe von fast 6 Millionen EUR bei FormFormForm über Crowdfunding finanziert werden.
Das Unternehmen beschäftigt mittlerweile mehr als 60 Mitarbeiter in London. 2,5 Millionen Nutzer von Sugru soll es geben. Das Produkt wird sowohl online vertrieben als auch in mehr als 6 000 Läden weltweit verkauft.
Da Sugru so einzigartig ist - es ist einer von nur zwei formbaren Klebern, die derzeit auf dem Markt sind - lässt es sich nur schwer in eine Produktkategorie einordnen. Der Markt für Kleb- und Dichtmittel, denen es sich am ehesten zurechnen lässt, soll laut einer Prognose von MarketsandMarkets von weltweit 43 Mrd. EUR im Jahr 2016 bis 2021 auf fast 55 Mrd. EUR wachsen.
FormFormForm hat kürzlich eine kindersichere und hautfreundliche neue Variante von Sugru auf den Markt gebracht. Dieses Produkt können schon Kinder ab acht Jahren auch ohne Aufsicht sicher benutzen.
Funktionsweise
Ní Dhulchaointigh hatte zunächst Bildhauerei studiert, und so kam es wohl, dass sie während ihres Masterstudiums an der Londoner Kunsthochschule (RCA) anfing, mit der Idee zu spielen, etwas zu schaffen, das man dazu nutzen konnte, "Sachen, die man hat, zu reparieren und neu zu gestalten". Sie experimentierte mit Haushaltsdichtungsmitteln und anderen Materialien wie zum Beispiel Pulver auf Holzstaubbasis, und schließlich kam ihr der Gedanke mit dem formbaren Kleber.
Wenn Sugru - das in einer Reihe unterschiedlicher Farben erhältlich ist - aus der Verpackung entnommen wird, bleibt die Masse etwa 30 Minuten lang formbar. Dann dauert es ungefähr 24 Stunden, bis sie ausgehärtet ist und eine gummiartige Oberfläche entwickelt hat.
Sugru ist formstabil, elastisch und wasserfest und hält Temperaturen von -50°C bis +180°C stand. Es haftet auf einer Vielzahl von Materialien, beispielsweise auf Metall, Glas, Textilien oder Keramik. Von den meisten Oberflächen lässt es sich mit Hilfe eines scharfen Messers leicht wieder entfernen.
Sugru selbst ist nicht biologisch abbaubar, da seine Inhaltsstoffe sehr haltbar sein müssen, insbesondere im Hinblick darauf, dass es auch zur Reparatur im Freien verwendeter Gegenstände oder für Hochleistungsartikel wie Skier oder Motorroller einsetzbar sein soll. Das Unternehmen setzt jedoch auf die ständige Verbesserung seiner Verpackungsmaterialien sowie ganz allgemein seines ökologischen Fußabdrucks. So hat es die Verpackung mittlerweile von Kunststoff auf papierbasierte Materialien ethisch unbedenklicher Herkunft umgestellt. Und da die Möglichkeiten, die in Sugru stecken, einen viel nachhaltigeren Umgang mit Dingen fördern, sind die Auswirkungen des Produkts unter dem Strich letztendlich positiv.
Die Erfinderin
Die in Kilkenny in Irland geborene und auf einem Bauernhof aufgewachsene Jane ní Dhulchaointigh wurde schon früh dazu angeregt, Dinge zu reparieren und an den jeweiligen Bedarf anzupassen, denn Alltagsgegenstände einfach durch neue zu ersetzen war dort nicht ganz einfach. In diesem Bestreben wurde sie im Verlauf ihres Studiums der Bildhauerei und des Produktdesigns weiter bestärkt, und so fand es schließlich in der Schaffung eines wirklich bahnbrechenden Produkts seinen Ausdruck. Und auch wenn dieses Produkt scheinbar so ganz einfach ist, ja fast spielerisch zu sein scheint, so entspringt es doch sehr ernsthaften Überlegungen, wie ní Dhulchaointigh klarstellt: "Da steckt sehr viel harte Arbeit drin. Was uns antreibt, ist die Vorstellung, dass wir das Leben von Menschen positiv verändern. Und dass dies so ist, sehen wir an jeder E-Mail und jeder Geschichte unserer Anwender, die sich bei uns bedanken für das, was unser Produkt ihnen möglich gemacht hat."
Die offizielle Anerkennung ließ nicht lange auf sich warten. 2010 landete Sugru auf Platz 22 der "50 besten Erfindungen des Jahres" in der Liste des Time Magazines. Zum Vergleich: Das iPad nahm in diesem Jahr Platz 34 ein.
Wussten Sie das?
Eine Geschäftsidee, die auf einer Mission basiert: ní Dhulchaointigh und ihr Team verstehen sich als Teil einer globalen "Reparaturbewegung", die sich zum Ziel gesetzt hat, Umweltprobleme dadurch zu bekämpfen, dass man alle möglichen Geräte und Gegenstände des täglichen Lebens repariert. Auch wenn das Geschäft viel mit Kreativität zu tun hat, so sieht sie es doch mehr als ein Mittel zum Zweck. "Es geht nicht ums Geldverdienen", erklärt ní Dhulchaointigh. "Wir möchten die Welt verändern, und um andere zur Kreativität anzuregen, müssen wir eben selbst kreativ sein, ob es nun darum geht, wie wir unsere Botschaft vermitteln, oder darum, wie wir unser Produkt noch anwenderfreundlicher und attraktiver machen können."
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