Mit Erdnusspaste gegen den Welthunger: Michel Lescanne für die Entwicklung von Heilnahrung als Finalist für den Europäischen Erfinderpreis 2015 nominiert
- Haltbare Erdnusspaste ist direkt ohne Zugabe von Wasser verzehrbar
- Die Erdnusspaste ist mittlerweile das wichtigste therapeutische Fertignahrungsmittel bei UNICEF
- Sterblichkeitsrate von Kindern in Krisengebieten beträchtlich gesenkt
- Hilfe zur Selbsthilfe: gebührenfreie Lizenz zur Förderung lokaler Produktionsstätten in 30 afrikanischen Ländern
- EPA-Präsident Benoît Battistelli: „Plumpy'Nut ist eine wirksame Antwort auf eines der drängendsten Probleme des 21. Jahrhunderts."
München/Malaunay, 21. April 2015 - Weltweit sind rund 60 Millionen Kinder stark unterernährt, 142 Millionen leiden an chronischer Unterernährung - und rund eine Million Kinder sterben jährlich an den Folgen von Unterernährung. Auch deren langfristigen Auswirkungen sind gravierend: Mangelernährte Kinder bleiben in der Entwicklung häufig hinter ihren Altersgenossen zurück und leiden ein Leben lang unter körperlichen und seelischen Spätfolgen. Hier setzt die Erfindung von Michel Lescanne an, der eine therapeutische Fertignahrung auf Erdnussbasis entwickelt hat, um bei Hungerkrisen schnelle Hilfe zu leisten. Seine Erdnusspaste Plumpy‘Nut ist haltbar, kann ohne Anrühren mit Wasser verabreicht werden und enthält viele Kalorien und Nährstoffe - ein entscheidender Fortschritt im Kampf humanitärer Organisationen wie UNICEF oder der WHO gegen den Welthunger. Für seine Entwicklung hat das Europäische Patentamt (EPA) den französischen Erfinder als Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2015 in der Kategorie „Kleine und mittelständische Unternehmen" (KMU) nominiert. Die 10. Verleihung dieses Preises findet am 11. Juni in Paris statt.
„Eine an sich einfache Idee: Beim Kampf gegen den Hunger lokale Ressourcen verwenden", sagte EPA-Präsident Benoȋt Battistelli bei der Bekanntgabe der Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2015. „ Aber wie? Die Erfindung von Michel Lescanne gibt darauf die Antwort."
Plumpy`Nut ermöglicht schnelle Hilfe im Notfall
Vor der Entwicklung von Plumpy'Nut waren Hilfsorganisationen bei der Behandlung akut unterernährter Kinder auf angereichertes Milchpulver angewiesen. Für eine erfolgreiche Therapie mussten die Patienten in einem Krankenhaus untergebracht werden, das über Zugang zu frischem Trinkwasser sowie über funktionierende Kühlsysteme verfügte. Ansonsten bestand die Gefahr, dass die Fertignahrung mit bakteriell verseuchtem Wasser angerührt wurde, was lebensgefährliche Erkrankungen zur Folge haben konnte.
Michel Lescanne arbeitete gemeinsam mit dem Institut de Recherche pour le Développement (IRD) an einem neuen Ansatz, um den direkten Einsatz therapeutischer Fertignahrung in Krisengebieten ohne Infrastruktur zu ermöglichen. Nach erfolglosen Versuchen mit angereicherten Keksen, Pfannkuchen und Joghurts kam 1996 die zündende Idee beim Anblick eines Glases Nuss-Nougat-Creme. Wie der Brotaufstrich wird Plumpy'Nut auf Ölbasis hergestellt und ist somit die erste, ohne Zubereitung verzehrbare therapeutische Fertignahrung (Ready-to-use therapeutic food = RUTF). Die Erdnusspaste kam 2001 auf den Markt und enthält rund 500 Kilokalorien pro Packung. Das Produkt setzt sich aus Erdnusspaste, Milchpulver, pflanzlichen Fetten, Zucker sowie einem Mix wichtiger Vitamine und Spurenelemente zusammen und hat gegenüber den Vorgängerprodukten einige entscheidende Vorteile: Für den Verzehr wird kein Wasser benötigt und die Packungen sind bis zu zwei Jahre lang ungekühlt haltbar. Außerdem müssen Patienten, die mit Plumpy'Nut behandelt werden, nicht stationär aufgenommen werden. Die Verpackung lässt sich einfach aufreißen und der Inhalt kann direkt aus der Hülle gedrückt und verzehrt werden - auf diese Weise können Kinder ab sechs Monaten die Fertignahrung problemlos zu sich nehmen.
Ein Menschenleben kann für 30 Euro gerettet werden
Während der Hungerkrise 2005 in Niger behandelte Ärzte ohne Grenzen mehr als 60.000 Kinder mit Plumpy'Nut, von denen sich innerhalb weniger Monate 90 Prozent vollständig erholten. Eine siebenwöchige Behandlung reicht im Durchschnitt aus, um ein unterernährtes Kind zu stabilisieren - und kostet lediglich 30 Euro. Die Erdnusspaste ist mittlerweile das wichtigste therapeutische Fertignahrungsmittel für UNICEF und machte im Jahr 2014 rund 60 Prozent der Versorgung durch die humanitäre Organisation aus. Der Markt wurde 2009 auf etwa 163 Millionen Euro geschätzt. Mittlerweile hat sich allein der Bedarf von UNICEF vervierfacht. Aktuell setzt die Hilfsorganisation die Fertignahrung in Syrien ein, wo Millionen Menschen in dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Land auf der Flucht sind.
Familienunternehmen leistet Entwicklungshilfe vor Ort
Nutriset mit Hauptsitz und Produktionsstandort im französischen Malaunay (Normandie) ist ein mittelständisches Familienunternehmen, das 2014 insgesamt 160 Mitarbeiter beschäftigte und einen Umsatz in Höhe von 110 Millionen Euro erwirtschaftete. Mittlerweile hat das Unternehmen zwei Produktreihen entwickelt: Plumpy`und Enov. Diese können zur Vorbeugung und Behandlung von Unter-und Mangelernährung eingesetzt werden. Gemeinsam mit IRD ist Nutriset Inhaberin des Patents auf die Erdnusspaste. Auf Basis eines Franchise-Modells werden Lizenzen an Hersteller in Krisenregionen vergeben, die von Mitarbeitern des Unternehmens geschult werden, um den Qualitätsstandard von Plumpy'Nut zu gewährleisten: Neben der Rezeptur und der Zubereitung deckt das Patent für Plumpy'Nut auch die Konsistenz des Produkts ab. Mithilfe des Lizenzsystems baut Nutriset lokale Hersteller langfristig auf und leistet damit auch einen Beitrag zur ökonomischen und sozialen Entwicklung vor Ort.
Medien- und Servicepaket zu Michel Lescanne:
- Über den Erfinder
- Der Blick auf die Patente: EP1032280
Simpel aber effektiv
Gerade in Regionen ohne Infrastruktur sind einfache Lösungen gefragt, um den Menschen vor Ort effektiv zu helfen. Lescanne folgt diesem Ansatz mit seiner direkt verzehrbaren Erdnusspaste Plumpy'Nut. Auch andere Erfinder haben mit Entwicklungen, die auf einem simplen Prinzip basieren, das Leben in Armutsregionen entscheidend verbessert.
- Zehn Jahre Europäischer Erfinderpreis: Eine Zeitreise zu Erfindern und Ideen, die unser Leben veränderten.
- Über das Europäische Patentamt (EPA)
- Studie belegt: Jeder dritte Job in Europa entsteht in IP-intensiven Branchen
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