Sicher Autofahren dank ESP: Anton van Zanten als Finalist für Europäischen Erfinderpreis 2016 nominiert
- Unfälle verhindern und Leben retten: Das intelligente Regelsystem ESP bietet Sicherheit für Millionen Verkehrsteilnehmer
- Das aktive Auto-Sicherheitssystem wurde vom deutschen Automobilzulieferer Robert Bosch GmbH entwickelt
- Seit 2014 ist das System in der EU Pflicht für sämtliche Neufahrzeuge
- EPA-Präsident Battistelli: „Van Zantens Erfindung hat die Straßen sicherer gemacht und Tausende von Menschenleben auf der ganzen Welt gerettet"
München, 26. April 2016 - Ein System, das aktiv bremst und in die Motorsteuerung eingreift und damit Verkehrsunfälle verhindert: Anton van Zanten (75), langjähriger Ingenieur bei der Robert Bosch GmbH, hat das Autofahren sicherer gemacht. Seine Erfindung, das On-Board-ESC-Computersystem - auch als ESP® (Elektronisches Stabilitätsprogramm) bekannt - ist ein Regelsystem zur Verbesserung des Fahrverhaltens. Sobald die Sensoren des ESP eine Diskrepanz zwischen der vom Fahrer gewünschten Fahrtrichtung und der tatsächlichen Bewegungsrichtung des Fahrzeugs erkennen, entschärft das System durch gezieltes Abbremsen einzelner Räder gefährliche Situationen, wie beispielsweise das Ausbrechen des Fahrzeughecks. Ohne diese elektronische Stabilitätskontrolle verlässt in den EU-Mitgliedstaaten und den USA mittlerweile kein Neuwagen mehr die Produktion. Gut zwanzig Jahre hat es gedauert, bis das System patentiert und auf dem Markt realisiert werden konnte.
Für seine Erfindung hat das Europäische Patentamt (EPA) Anton van Zanten als einen von drei Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2016 in der Kategorie „Lebenswerk" nominiert. Die begehrte Auszeichnung wird am 9. Juni in Lissabon vom Europäischen Patentamt (EPA) zum elften Mal verliehen.
„Das elektronische Stabilitätskontrollsystem ESP hat die Straßen sicherer gemacht und Tausende von Menschenleben auf der ganzen Welt gerettet", sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli bei der Bekanntgabe der Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2016. „Das System ist jetzt obligatorisch in allen neuen europäischen Autos installiert. Anton van Zantens Erfindung ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie eine patentierte Technologie Fertigungsstandards in einer ganzen Branche verbessern kann."
Fahrzeug bleibt auch in kritischen Fahrsituationen in der Spur
Das ESP ist eine Erweiterung des Antiblockiersystems (ABS). Das ABS verhindert, dass die Räder beim Bremsen komplett blockieren. Dadurch bleibt das Fahrzeug lenkbar. Wenn es ins Schleudern gerät und aus der Kurve getragen wird, hilft ABS jedoch nicht weiter. Hier schaltet sich das ESP ein. Es stabilisiert das Fahrzeug durch einen automatischen Eingriff in das Bremssystem und den Motor, sobald es einen signifikanten Unterschied zwischen der beabsichtigten Fahrtrichtung und der tatsächlichen Bewegungsrichtung des Fahrzeugs ermittelt. Mit Hilfe von Rad- und Motordrehzahl- sowie Beschleunigungssensoren bestimmt das ESP-Steuergerät die nötigen Eingriffe. Es bremst beispielsweise einzelne Räder gezielt ab, um die gewünschte Fahrtrichtung des Autos beizubehalten. Dieser Vorgang geschieht in wenigen Hundertstelsekunden, nachdem eine Diskrepanz erkannt wurde - viel schneller als ein Fahrer in einer Schrecksituation reagieren könnte.
Globaler Industriestandard in Neufahrzeugen: ESP macht Autofahren sicherer
Erstmals wurde das ESP-System im Jahr 1995 in einem Serienfahrzeug von Mercedes-Benz eingesetzt. Seit ihrer Einführung hat die elektronische Stabilitätskontrolle laut einer Unfallstudie der Robert Bosch GmbH etwa 260 000 Verkehrsunfälle verhindert und allein in Europa rund 8500 Leben gerettet. Gemäß der US National Highways Traffic Safety Administration (NHTSA) verhindert das ESP ein Drittel der sonst tödlichen Verkehrsunfälle. Dies macht das ESP zum wichtigsten Fahrzeugsicherheitssystem nach dem Sicherheitsgurt. Sowohl in der EU als auch in Australien, Japan, Russland, Israel, Kanada und den USA ist das ESP in allen Neufahrzeugen Pflicht. Die lebensrettende Technologie bietet einen erheblichen Vorteil gegenüber Sicherheitsgurten und Airbags: Das ESP verhindert Verkehrsunfälle, während Sicherheitsgurt und Airbag nur die Verletzungsrisiken mindern.
Bis heute hat die Robert Bosch GmbH mehr als 150 Millionen ESP-Systeme hergestellt. Das System hat mehr als 110 Auszeichnungen gewonnen - unter anderem wurde van Zanten im Jahr 1999 mit dem Porsche-Preis ausgezeichnet. Weiterer Markterfolg ist vorprogrammiert: In Europa sind bereits 90 Prozent aller Neuwagen sowie leichte Nutzfahrzeuge mit ESP ausgestattet. Weltweit sind es etwa 64 Prozent. Industrie-Analysten prognostizieren, dass der Markt für die Technologie bis zum Jahr 2019 auf 38,4 Milliarden Euro ansteigen wird.
Sein Leben der Verbesserung der Fahrzeugsicherheit gewidmet
Nachdem Anton van Zanten sein Studium in Maschinenbau 1968 erfolgreich in den Niederlanden absolviert hatte, promovierte er an der amerikanischen Cornell Universität. Bereits während seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit den Ideen, die zur Entwicklung des ESP führten. Im Jahr 1977 begann van Zanten seine Karriere bei Bosch mit Fokus auf ABS, bevor er die Entwicklung des ESP vorantrieb. Als das ESP-System im Jahr 1987 erfolgreich getestet wurde, belegte der Computer fast den gesamten Innenraum des Fahrzeugs. Es dauerte bis Mitte der 90er Jahre, bis die Mikroprozessortechnologie eine Miniaturisierung der Bauteile ermöglichte.
„Erfinder wird man erst, wenn man unzufrieden ist. Wenn man zufrieden ist mit allem, dann hat man keinen Drang danach, etwas Neues zu machen", sagt van Zanten. Und von diesem Drang wird er definitiv angetrieben: Mit über 180 erteilten Patenten auf seinen Namen, 36 davon in Verbindung mit Autosicherheit, hat der Ingenieur über 40 Jahre hinweg erfolgreich Fahrassistenzsysteme weiterentwickelt - mit enormen Auswirkungen auf den Markt. Seit er 2003 in den Ruhestand gegangen ist, lehrt er an mehreren Universitäten und berät auch führende Automobilunternehmen. Die Entwicklung neuer Fahrassistenzsysteme wie Second Collision Mitigation (SCM) basiert auf dem ESP. Die neue Technologie soll drohende Unfälle verhindern, indem ein vorausschauender Bremsassistent bei Gefahr vorbeugend eine Notbremsung einleitet.
Weiterführendes Informationsmaterial
Video- und Fotomaterial
Erfahren Sie mehr über die Erfinder
Der
Blick auf die Patente:
EP0883537, EP0339056
Das Auto der Zukunft mit patentierten Technologien bauen
Das
ESP-System ist nicht die erste Automobil-Erfindung, die für den europäischen
Erfinderpreis nominiert ist. Im Jahr 2008 gewann ein Team von Ingenieuren vom
deutschen Automobilhersteller Audi den Award in der Kategorie
"Industrie" für die Serienfertigung von leichteren und sichereren
Autorahmen aus Aluminium. Zudem wurde ein Team aus Französischen
Wissenschaftlern von Thales Systèmes Aéroportés im Jahr 2011
für ihre Entwicklung eines Kfz-Radars für ein Geschwindigkeitsregelsystem
nominiert. Lesen Sie mehr
über Automobiltechnik und patentierte Erfindungen.
Über den Europäischen Erfinderpreis
Über das Europäische Patentamt (EPA)
Kontakte im EPA in München
Jana Mittermaier
Direktorin Externe Kommunikation
Rainer Osterwalder
Pressesprecher
Tel. +49 (0)89 2399 1820
Mobil: +49 (0)163 8399527
rosterwalder@epo.org
press@epo.org
Kontakt echolot pr
Bernd Münchinger
echolot pr
Tel: +49 (0)711 99014 85
muenchinger@echolot-pr.de