Pressemitteilung | 20.6.2019
Wien/München, 20. Juni 2019 - Das Europäische Patentamt (EPA) hat heute auf einer Galaveranstaltung in Wien den japanischen Chemiker und Ingenieur Akira Yoshino mit dem Europäischen Erfinderpreis 2019 in der Kategorie „Nicht-EPO-Staaten" geehrt. Yoshino erhält die Auszeichnung für die Erfindung des Lithium-Ionen-Akkus und sein über viele Jahrzehnte andauerndes Engagement für die Weiterentwicklung einer Technologie, die heute Milliarden von Geräten auf der ganzen Welt mit Energie versorgt.
„Akira Yoshino hat die Grundlage für die heutige Lithium-Ionen-Technologie und -Industrie geschaffen. Seine Erfindungen finden sich in Smartphones wieder, die Menschen auf der ganzen Welt verbinden. Sie ermöglichen zudem die Entwicklung von Elektrofahrzeugen", sagte EPA-Präsident António Campinos. „Seine Technologie hat unsere Gesellschaft verändert, auch weil die Lizenzen, die anderen Unternehmen für die Nutzung seiner patentierten Erfindungen erteilt wurden, dazu beigetragen haben, die Vermarktung entscheidend zu beschleunigen."
An der Verleihung des Europäischen Erfinderpreises in der Wiener Stadthalle nahmen rund 600 Gäste aus den Bereichen geistiges Eigentum, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Lehre teil. Der Preis wird jährlich vom EPA vergeben, um herausragende Erfinder aus Europa und der ganzen Welt auszuzeichnen, die einen außergewöhnlichen Beitrag für den technologischen Fortschritt, die Gesellschaft und das Wirtschaftswachstum geleistet haben. Die Finalisten und Gewinner in fünf Kategorien (Industrie, Forschung, KMU, Nicht-EPO-Staaten und Lebenswerk) wurden von einer unabhängigen internationalen Jury aus einem Pool von Hunderten von Erfindern und Erfinderteams ausgewählt, die für den diesjährigen Award vorgeschlagen wurden.
Yoshinos Erfindung - eine kleine, leichte, wiederaufladbare Batterie mit ausreichender Speicherkapazität - hat dazu beigetragen, den Massenmarkt für tragbare elektronische Geräte zu erschließen, von Camcordern bis hin zu Laptops. Seine wiederaufladbaren Batterien werden heute weltweit in fast fünf Milliarden Mobiltelefonen verwendet und bilden ebenfalls die Basis für Elektrofahrzeuge. Vor der Erfindung der Lithium-Ionen-Batterie (LIB) mussten Verbraucher die Batterien entsorgen, wenn die gespeicherte Energie verbraucht war. Das war eine Herausforderung für Hersteller, die tragbare elektronische Geräte entwickelten.
Die Ursprünge von Yoshinos Erfindung gehen in die 1970er Jahre zurück. Damals forschte er nach seinem Eintritt in das japanische Chemieunternehmen Asahi Kasei an elektrisch leitfähigen Polymeren. Der Durchbruch gelang, als er den Wert der damals entdeckten Eigenschaften von Polyacetylen und Lithium-Kobalt-Oxid erkannte: Der japanische Chemiker Hideki Shirakawa fand 1977 heraus, dass Polyacetylen leitfähig ist, während der amerikanische Physiker John Goodenough 1979 entdeckte, dass Lithium-Kobalt-Oxid an der Luft stabil bleibt. Yoshino bemerkte, dass die Verwendung einer Polyacetylen-Anode und einer Lithium-Cobaltoxid-Kathode seine Erfindung stabiler machen konnte als andere wiederaufladbare Batterien, die sich damals in der Entwicklung befanden.
Er verwendete zudem eine dünne poröse Membran auf Polyethylenbasis, die als Trennwand zwischen den Materialien fungiert. Diese Membran hat eine Sicherheitsfunktion: Sobald sie schmilzt, wird die Funktion der überhitzten Batterie gestoppt, bevor sie in Brand geraten kann. Diese Membran, die das chemische Äquivalent einer Schmelzsicherung ist, wird heute immer noch eingesetzt, um das Brandrisiko für Lithium-Ionen-Batterien zu verringern.
Yoshinos erste wiederaufladbare Lithium-Ionen-Batterie wurde 1983 hergestellt. Im selben Jahr reichte Asahi Kasei die japanische Patentanmeldung für die Batterie ein und begann mit deren Vermarktung. Yoshino arbeitete während seiner langen Karriere kontinuierlich an seiner Innovation. Er steigerte die Akkuleistung und verbesserte die Sicherheitsfunktionen. Weitere Patente trugen dazu bei, diese Lösungen zu schützen. Heute wird Yoshino in 56 japanischen und 6 europäischen Patenten als Erfinder aufgeführt.
Asahi Kasei lizenzierte das grundlegende LIB-Patent von Yoshino an andere Hersteller, darunter Sony, das die Technologie 1991 auf den Markt brachte. „Meine Erfindungen haben zu vielen Patenten für mein Unternehmen geführt", sagte Yoshino. „Die Patente sind nicht dazu da, Menschen fernzuhalten. Vielmehr lizenzieren wir unsere Patente, um zahlreiche andere Hersteller zu ermutigen, unsere Technologie zu nutzen. Einige meiner neuesten Innovationen dienen Batterien in Elektrofahrzeugen - und diese werden die Welt hoffentlich erneut verändern."
Yoshino studierte Petrochemie an der Kyoto-Universität. Nach seinem Master-Abschluss im Jahr 1972 trat Yoshino in die Forschungsabteilung von Asahi Kasei ein. Bis heute ist er dort als Berater und Ehrenmitglied (Honorary Fellow) tätig. Er verfügt außerdem über einen Doktortitel in Ingenieurwissenschaften, den er 2005 an der Universität Ōsaka erlangte.
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der prestigeträchtigsten Innovationspreise Europas. Er wurde 2006 vom EPA ins Leben gerufen und ehrt einzelne Erfinder und Erfinderteams, deren Erfindungen Lösungen für einige der drängendsten Probleme unserer Zeit darstellen. Um sich für den Preis zu qualifizieren, müssen alle Bewerbungen spezifische Kriterien erfüllen, wie mindestens ein europäisches Patent vom Europäischen Patentamt auf die Erfindung erhalten zu haben. Die Finalisten und Gewinner in den fünf Kategorien werden von einer unabhängigen Jury bestehend aus internationalen Größen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Akademie und Forschung ausgewählt, welche die Vorschläge auf deren Beitrag zum technischen Fortschritt, zur gesellschaftlichen Entwicklung, zum wirtschaftlichen Wohlstand und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Europa hin überprüft. Der Gewinner des Publikumspreises wird von der Öffentlichkeit aus den 15 Finalisten im Vorfeld der Verleihung über ein Online-Voting gewählt. Die diesjährigen 15 Finalisten wurden aus einem Pool von Hunderten Erfindern und Erfinderteams ausgewählt, die von der Öffentlichkeit, nationalen Patentämtern in Europa und EPA-Mitarbeitern vorgeschlagen worden sind.
Das Europäische Patentamt (EPA) ist mit fast 7 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine der größten europäischen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes. Der Hauptsitz ist in München; Niederlassungen gibt es in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien. Das EPA wurde gegründet, um die Zusammenarbeit europäischer Staaten im Patentwesen zu fördern. Über das zentrale Erteilungsverfahren beim EPA können Erfinder auf der Grundlage einer einzelnen Patentanmeldung Patentschutz in bis zu 44 Ländern (mit einem Markt von rund 700 Millionen Menschen) erlangen. Das EPA gilt überdies als die weltweit bedeutendste Behörde für Patentrecherchen und Patentinformationen.
Jana Mittermaier
Direktorin Externe Kommunikation
Rainer Osterwalder
Pressesprecher
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