Neue EPA-Studie: Erfindungen im Kampf gegen Krebs sind seit 2015 um 70 Prozent gestiegen
- Mehr als 5 Millionen Menschenleben wurden in der EU dank Fortschritten in Diagnostik und Behandlung gerettet.
- Universitäten und öffentliche Forschungsinstitute sind treibende Kräfte im Kampf gegen Krebs.
- Das Europäische Patentamt (EPA) bietet kostenlose Online-Tools für den vereinfachten Zugang zu Informationen und Technologien der Krebsforschung.
München, 1. Februar 2024 – Allen Fortschritten in Forschung und Technologie zum Trotz bleibt Krebs eine globale Bedrohung für die Gesundheit. Nach Angaben des Europäischen Krebsinformationssystems (ECIS) erhalten in der Europäischen Union (EU) fast jeder dritte Mann (31 %) und jede vierte Frau (25 %) eine Krebsdiagnose gestellt, bevor sie das Alter von 75 Jahren erreichen. Dank Weiterentwicklungen in der Onkologie konnten allein in der EU mehr als fünf Millionen Menschenleben gerettet werden. Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar hat das Europäische Patentamt (EPA) eine neue Studie zu Patenten und Innovationen im Kampf gegen Krebs veröffentlicht. Sie untersucht den technologischen Fortschritt auf diesem Gebiet. Zwischen 2015 und 2021 nahmen die Erfindungen zur Krebsbekämpfung um 70 % zu – gemessen an der jährlichen Zahl der Internationalen Patentfamilien (IPF).
Innovationen in der Krebsforschung von 1971 – 2021
Die neue EPA-Studie “Patente und Innovation gegen Krebs” gibt Entscheidungsträgern und Erfindern einen einzigartigen Einblick in die globalen Patentaktivitäten auf dem Gebiet der Krebstechnologien. Sie beschreibt, in welchen Bereichen es in jüngster Zeit erhebliche Fortschritte in der Krebsbekämpfung gab. Aus dem Bericht geht hervor, dass in den letzten 50 Jahren mehr als 140 000 Erfindungen zur Bekämpfung von Krebs in Patentdokumenten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden sind. Ergänzt wird die Studie durch eine kostenlose Online-Plattform. des EPA Diese vereinfacht den Zugang zu Informationen über Krebstechnologien und stellt die Inhalte der Patente detailliert zur Verfügung. Nutzer können die Plattform mit Hilfe vordefinierter Suchanfragen in den Patentdatenbanken durchsuchen.
EPA-Präsident António Campinos sagt hierzu: "Die Plattform, die wir heute vorstellen, kann eine wichtige Rolle bei der Eindämmung von Krebs spielen. Sie stellt Wissenschaftlern technische Informationen und Einblicke zur Verfügung, um ihre Forschungen voranzutreiben und sie bei der Entwicklung neuer Technologien, die Leben retten können, zu unterstützen. Hier in Europa stehen wir an zweiter Stelle bei der Entwicklung krebsbezogener Technologien, aber wir können und müssen eindeutig mehr tun – vor allem, wenn man bedenkt, dass für die kommenden Jahre ein Anstieg der Krebsdiagnosen prognostiziert wird."
Weltweiter Kampf gegen Krebs
Dem Bericht des EPA zufolge sind die USA weltweit führend bei Innovationen zur Bekämpfung von Krebs: Fast 50 % aller zwischen 2002 und 2021 zum Patent angemeldeten Erfindungenentfallen auf amerikanische Firmen. Die EU liegt mit einem Anteil von 18 % auf Platz zwei, gefolgt von Japan mit 9 %. In jüngster Zeit hat China erhebliche Fortschritte in diesem Bereich erreicht und leistet ebenfalls einen großen Beitrag zur globalen Innovation in der Krebsforschung.
Deutschland hat seine europäische Spitzenposition der letzten 20 Jahre als führendes Herkunftsland von Innovationen in diesem Bereich gehalten, während sich das Vereinigte Königreich zum zweitgrößten Wettbewerber entwickelt hat. Frankreich, die Schweiz und die Niederlande haben ebenfalls einen stetigen Anstieg der krebsbezogenen Innovationen zu verzeichnen und belegen die Plätze drei, vier und fünf.
Innovationen definieren die Zukunft der Krebsbehandlung und -diagnose neu
Dank neuer und verbesserter Technologien für die Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen haben die Anstrengungen in der Krebsbekämpfung weltweit Auftrieb erhalten. Durchbrüche bei Immun- und Gentherapien spielten dabei eine wichtige Rolle. Zwischen 2015 und 2021 hat sich die Zahl der IPF in der Immuntherapie mehr als verdoppelt, und auch die Zahl der Gentherapien hat im gleichen Zeitraum um das Zweifache zugenommen. Im Bereich der Krebsdiagnostik, insbesondere bei Flüssigbiopsien wie etwa Blutproben, zeigt sich eine deutliche Zunahme der internationalen Patentierungsaktivitäten. Die Zahl der IPFs in diesem Bereich hat sich verfünffacht: Sie ist von rund 500 im Jahr 2012 auf mehr als 2 300 im Jahr 2021 angestiegen. Die Fortschritte in der Gesundheitsinformatik konzentrieren sich auf den Einsatz modernster Bildverarbeitungstechniken und Algorithmen des maschinellen Lernens zur verbesserten Präzision und Effizienz in der Krebserkennung und -diagnose.
Wachsende Bedeutung von Universitäten und öffentlichen Forschungszentren
Auch die Art, wie Erfindungen aus der Krebsforschung ihren Weg auf den Markt finden, verändert sich. Die Studie belegt eine Verschiebung in den letzten zwei Jahrzehnten: Universitäten, Krankenhäuser, öffentliche Forschungseinrichtungen und Start-ups spielen eine immer bedeutendere Rolle. Sie waren zwischen 2002 und 2021 an fast einem Drittel der IPFs im Zusammenhang mit Krebs beteiligt, wobei 26 Prozent aller IPFs von Antragstellern aus der EU und 35 Prozent der IPFs von US-amerikanischen Antragstellern auf die genannten Forschungseinrichtungen entfielen.
Die französischen Forschungsinstitute INSERM und CNRS ragen als wichtige Zentren für Krebsinnovationen heraus. Zwischen 2017-2021 belegten sie in der Liste der Topanmelder weltweit sogar Platz drei bzw. Rang sieben. Dazu gehören auch Pharmaunternehmen aus den USA und Europa, die sich in erster Linie auf innovative Krebstherapien konzentrieren. Einzelne Unternehmen wie Philips, Siemens oder Fujifilm haben sich dagegen auf die Diagnostik spezialisiert.
Die Top 10 der Anmelder von 2017-2021
Neue Plattform erleichtert Zugang zu Informationen – neue Instrumente zur Förderung von Investitionen
In Zusammenarbeit mit zehn nationalen Patentämtern hat das EPA eine kostenlose Online-Plattform „Technologien der Krebsbekämpfung“ geschaffen. Das von EPA-Experten entwickelte Tool präsentiert über 130 Datensätze zu vier großen Themenbereichen: Prävention und Früherkennung, Diagnose, Therapien sowie Wohlbefinden und Nachsorge. Die Plattform umfasst nicht nur die 140 000 Erfindungen, die auch dieser Studie zugrunde liegen, sondern noch viele weitere. Diese ist die vierte derartige Plattform des EPA, nach denen zum Coronavirus, zu sauberen Energietechnologien und zur Brandbekämpfung.
Um die Entwicklung und Kommerzialisierung neuer Technologien zur Krebsbekämpfung zu unterstützen, hat das EPA sein kostenloses Tool "Deep Tech Finder" aktualisiert. Es zeigt fast 8 000 Start-ups aus ganz Europa, die Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt eingereicht haben. Das Tool verfügt nun auch über eigene Filter für 17 verschiedene krebsbezogene Technologien von 1 340 investitionsbereiten Start-ups in diesem Bereich. Es soll die Aufmerksamkeit von Investoren und potenziellen Geschäftspartnern auf vielversprechende Start-ups im Deep-Tech-Sektor lenken, die an der Entwicklung neuer Krebstechnologien arbeiten.
Weitere Informationen:
- Zur vollständigen Studie
- Zugang zum Deep Tech Finder
- Zugang zur Plattform „Technologien der Krebsbekämpfung“
- Kontakt zu Innovatoren in der Krebstechnologie
- Teilnahme am EPA Online-Event “Krebsbekämpfung: Wie innovative Akteure die Landschaft verändern“
Über das Europäische Patentamt
Mit 6.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 45 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Das EPA ist außerdem weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
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