Pressemitteilung | 21.6.2022
München, 21. Juni 2022 - Das Europäische Patentamt hat heute den kanadisch-amerikanischen Wissenschaftler Donald Sadoway mit dem Europäischen Erfinderpreis 2022 in der Kategorie „Nicht-EPO-Staaten" ausgezeichnet. Der MIT-Chemieprofessor hat Batterien aus Flüssigmetall entwickelt, mit denen erneuerbare Energien in großem Maßstab gespeichert werden können, wodurch die Verlässlichkeit von Sonnen- und Windenergie erhöht wird und diese eine größere Rolle bei der Stromversorgung spielen können.
„Die Erfindung von Donald Sadoway ermöglicht die Speicherung erneuerbarer Energien in großem Maßstab und bedeutet damit einen großen Fortschritt auf dem Weg zur kohlenstofffreien Stromerzeugung", sagt EPA-Präsident António Campinos. „Das im Laufe seiner Karriere mit dem Studium der Elektrochemie erworbene Fachwissen hat er in eine Erfindung umgesetzt, die den Übergang zu grüner Energie deutlich voranbringt."
Sadoway wurde bei der Verleihung des Europäischen Erfinderpreises 2022 geehrt, einer hybriden Veranstaltung, die von einem weltweiten Publikum online verfolgt wird. Der Preis ist einer der renommiertesten Innovationspreise Europas und wird jährlich an herausragende Erfinder aus Europa und darüber hinaus verliehen, die einen außergewöhnlichen Beitrag zur Gesellschaft, zum technischen Fortschritt und zum Wirtschaftswachstum geleistet haben.
Sadoway hat sich in seiner Laufbahn mit dem beschäftigt, was er „extreme Elektrochemie" nennt: chemische Reaktionen in geschmolzenen Salzen und flüssigen Metallen bei über 500° Celsius. Die von ihm entwickelten Flüssigmetallbatterien bestehen aus drei Flüssigkeitsschichten unterschiedlicher Dichte, die sich auf natürliche Weise trennen, so wie sich Öl und Essig in einer Salatsoße trennen. Die obere und untere Schicht besteht aus geschmolzenen Metallen, die mittlere Schicht aus geschmolzenem Flüssigsalz.
Um die Metalle flüssig zu halten, müssen die Batterien bei extrem hohen Temperaturen arbeiten. Deshalb hat Sadoway ein System entwickelt, das sich selbst erwärmt und isoliert und keine externe Heizung oder Kühlung benötigt. Die Batterien haben eine Lebensdauer von mehr als 20 Jahren, können 99 % ihrer Kapazität über 5 000 Ladezyklen lang beibehalten und enthalten keine brennbaren Materialien, so dass keine Brandgefahr besteht.
Mit einem Patent für seine Erfindung und der Unterstützung von Bill Gates gründete Sadoway 2010 ein akademisches Spin-Off namens Ambri, um sein Patent zu kommerzialisieren. Im Jahr 2015 baute Ambri seine erste raumgroße Flüssigmetallbatterie. Nach diesem Prinzip wird das Unternehmen demnächst eine Einheit auf einem 3.700 Hektar großen Gelände für ein Rechenzentrum in Nevada, USA, installieren. Diese Batterie hat das Potenzial, die Energie von 500 Megawatt erneuerbarer Energieerzeugung vor Ort zu speichern, was der Leistung eines Erdgaskraftwerks entspricht.
Sadoway, der seine gesamte Karriere am MIT verbracht hat, ist auch ein leidenschaftlicher Pädagoge und hat eine berühmte Reihe von Einführungsvorlesungen in die Chemie entwickelt. Erfindern gibt er folgenden Rat: „Man kann ein großer Konzertpianist werden, indem man die Arbeit großer Meister verfolgt, aber wenn man Komponist oder Erfinder werden will, kann man nur auf sich selbst vertrauen."
Donald Sadoway promovierte 1977 an der Universität von Toronto in chemischer Metallurgie und wechselte im Jahr darauf an das MIT, wo er derzeit die John F. Elliot Professur für Materialchemie innehat. Als Spezialist für nicht wässrige Chemie patentierte Sadoway Mitte der 1980er Jahre seine ersten Erfindungen im Bereich der Aluminium- und Stahlproduktion, bevor er sich mit der Energiespeichertechnologie beschäftigte. Er erhielt die Ehrendoktorwürde der Universität von Toronto und der norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie in Trondheim sowie Auszeichnungen für seine Lehrtätigkeit am MIT. Sein TED-Vortrag über Flüssigmetallbatterien wurde 2,4 Millionen Mal angesehen, was das Time Magazine veranlasste, Sadoway zu einem der 100 einflussreichsten Menschen des Jahres 2012 zu ernennen.
Sadoway wird im europäischen Patent EP2973837B1 (2019 erteilt) als Erfinder genannt.
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise in Europa. Er wurde 2006 vom EPA ins Leben gerufen und ehrt Einzelpersonen und Teams, die Lösungen für einige der größten Herausforderungen unserer Zeit gefunden haben. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury ausgewählt, die sich aus früheren Finalisten des Preises zusammensetzt. Gemeinsam prüfen sie die Vorschläge hinsichtlich ihres Beitrags zum technischen Fortschritt, zur sozialen und nachhaltigen Entwicklung und zum wirtschaftlichen Wohlstand. Das EPA verleiht den Preis in fünf Kategorien (Industrie, Forschung, KMU, Nicht-EPO-Staaten und Lebenswerk). Der Gewinner des Publikumspreises wird von der Öffentlichkeit aus den 13 Finalisten über ein Online-Voting auf der Webseite es EPA ermittelt.
In diesem Jahr wird das EPA zum ersten Mal auch den Young Inventors prize vergeben. Der neue Preis für junge Menschen unter 30 ist mit einer Geldprämie für die drei Finalisten dotiert, um sie weiter zu ermutigen, kreative Lösungen für drängende Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung zu finden.
Mit 6 400 Mitarbeitern ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Außerdem ist das EPA weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
Luis Berenguer Giménez
Hauptdirektor Kommunikation, Sprecher
Pressestelle des
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