Bessere Wettervorhersagen und präzisere Klimamodelle: Frédérick Pasternak als Finalist für den Europäischen Erfinderpreis 2022 nominiert
- Neues satellitengestütztes Wettermessgerät zur Verbesserung der Wetter- und Klimavorhersage: Der französische Ingenieur Frédérick Pasternak ist für den Preis des Europäischen Patentamtes (EPA) nominiert
- Pasternak ist ein Pionier auf dem Gebiet der Erdbeobachtungstechnologien und widmete ein ganzes Jahrzehnt der Forschung, um sicherzustellen, dass sein Instrument auch unter den extremen Bedingungen des Weltraums funktioniert
- Seine Erfindung wird 2024 in die Umlaufbahn befördert, wo dessen präzise Messungen Prognosen verbessern und Menschen besser vor extremen Wetterereignissen schützen sollen
München, 17. Mai 2022 - Das Europäische Patentamt (EPA) gibt bekannt, dass der französische Ingenieur Frédérick Pasternak als Finalist für den Europäischen Erfinderpreis 2022 nominiert worden ist für seine bahnbrechende Arbeit an einem Satelliteninstrument, das Infrarotmessungen erheblich verbessert, um genauere Daten für Wettervorhersagen und Klimaprognosen zu liefern.
Die Erfindung verdoppelt die spektrale Auflösung eines der fortschrittlichsten Erdbeobachtungssensoren, der je gebaut wurde, und erhöht die Abdeckung der Erdoberfläche um mehr als das Zehnfache. Sie wird 2024 an Bord eines Satelliten ins All geschossen.
„Pasternak hat eines der fortschrittlichsten meteorologischen Instrumente, das je gebaut worden ist, entscheidend verbessert und uns damit geholfen, tiefere Einblicke in das Wetter und das Klima der Erde zu gewinnen", sagt EPA-Präsident António Campinos bei der Bekanntgabe der Finalisten des Europäischen Erfinderpreises 2022. „Seine Erfindung wird Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern helfen, den Klimawandel in den kommenden Jahren besser zu verstehen und zu bekämpfen."
Pasternak ist einer der drei Finalisten in der Kategorie „Industrie" des Europäischen Erfinderpreises 2022, in der herausragende Erfinder kommerziell erfolgreicher Technologien ausgezeichnet werden, die von großen europäischen Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von mehr als 50 Mio. Euro patentiert wurden. Die Gewinner der diesjährigen Ausgabe des Europäischen Erfinderpreises des EPA werden am 21. Juni im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung bekannt gegeben.
Ein Auge am Himmel
Pasternaks Karriere in der Luft- und Raumfahrt begann 1983, als er direkt nach dem Studium eine Stelle bei einem Unternehmen annahm, das später in Airbus Defence und Space aufging. Hier begann er mit dem Bau von Satelliten und entdeckte, wie er es nennt, den „Nervenkitzel der Weltraumforschung". Anfang der 1990er Jahre wurde Pasternak aufgrund seiner Expertise mit der Leitung des Airbus-Teams betraut, das optische Instrumente für die Meteosat-Satelliten der zweiten Generation (Metop-SG) entwickelte, die zwischen 2002 und 2015 ins All geschossen wurden.
2010 trat Airbus mit einer neuen Herausforderung an Pasternak heran. Er sollte die Zusammensetzung der Gase in der Atmosphäre in noch nie dagewesener Detailgenauigkeit bestimmen. Dazu musste die optische Verzerrung des 2006 in Betrieb genommenen Infrared Atmospheric Sounding Interferometer (IASI), eines der fortschrittlichsten Wetterinstrumente, das je gebaut wurde, verringert werden. Das IASI ermöglichte den Meteorologen eine neue Erfassung von Gaskonzentrationen und Temperaturen auf der ganzen Welt. Trotzdem kam es mitunter zu unklaren Messergebnissen, was daran lag, dass die Strahlung aus großen und verschiedenen Winkeln erfasst wurde.
Pasternak beschäftigte sich ein Jahr lang damit, wie er dieses Problem lösen könnte. Schließlich erfand er ein spezielles Prisma aus Kaliumbromid, das die Infrarotstrahlung auf den IASI-Sensor fokussiert, und meldete dafür 2014 ein erstes Patent an. Außerdem entwickelte er einen Befestigungsmechanismus, der das Prisma kontinuierlich neu positionierte, während das Instrument Strahlung aus verschiedenen Winkeln aufnimmt. Die Erfindung korrigierte die optischen Verzerrungen von IASI und ermöglichte es dem Messgerät, Strahlung aus größeren Winkeln zu erfassen.
„Wir haben ein Instrument, von dem viele dachten, dass es an seine physikalischen Grenzen stößt, um eine Größenordnung verbessert, die das Sichtfeld übersteigt", sagt Pasternak.
Nach seiner Inbetriebnahme wird das aufgerüstete IASI genauere Daten über die Zusammensetzung der Atmosphäre sammeln, die Gase genauer kartieren und Messunsicherheiten verringern. Es wird dazu beitragen, die Entwicklung des Klimawandels insbesondere durch verbesserte Temperaturmessungen von Meer, Eis und Land zu verfolgen, und ermitteln, wie viel Wasserdampf in verschiedenen Höhen vorhanden ist. Pasternaks Erfindung könnte auch Leben retten, indem sie genauere Vorhersagen in Frühwarnsystemen ermöglicht, so dass Behörden die Bevölkerung vor extremen Wetterereignissen wie Überschwemmungen oder Hitzewellen schützen können.
Pasternak meldete sein verzerrungskorrigierendes Prisma zum Patent an, weil auch andere Wissenschaftler daran arbeiteten, das Problem der räumlichen Verzerrung des IASI zu lösen und er fürchtete, dass sie schneller sein könnten.
„Wenn Sie in der Industrie forschen, konkurriert man gegen andere Forscher, und das bedeutet, dass man seine Erfindungen patentieren muss, um sie zu schützen", sagt Pasternak.
Die mit Pasternaks Erfindung gewonnenen Messwerte bringen Airbus einen erheblichen wirtschaftlichen Vorteil. Satellitendaten und -dienste für die Erdbeobachtung bieten im kommenden Jahrzehnt ein potenzielles Absatzvolumen von 51 Mrd. Euro, wobei bis 2028 ein Marktwert von 6,6 Mrd. Euro erwartet wird. Auch der Markt für Wettervorhersagesysteme wird voraussichtlich mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 5,7 % steigen und bis 2025 einen Wert von 3 Mrd. Euro erreichen.
Seit dem Abschluss seiner Arbeit am IASI unterstützt Pasternak das Unternehmen bei der Bewältigung anderer technischer Herausforderungen, zum Beispiel bei der Verbesserung der Messung der Geschwindigkeit von Satelliten im Weltraum und der Bildgebung der Erde für die Landwirtschaft. „Ich mag es, Lösungen für Probleme zu finden - und jedes neue, im Weltraum eingesetzte Instrument bringt ein Problem mit sich", sagt er.
Hinweis für die Redaktionen
Informationen zum Erfinder
Frédérick Pasternak studierte Luft- und Raumfahrttechnik am französischen Institut für Luft- und Raumfahrt (ISAE-SUPAERO). Er kam 1983 zu Airbus Defence and Space und hat die folgenden vier Jahrzehnte mit der Entwicklung optischer Instrumente für weltweit führende Kunden in der Luft- und Raumfahrt verbracht. Dazu zählen die Europäische Weltraumorganisation (ESA) und das französische Nationale Zentrum für Weltraumstudien (CNES). Im Jahr 2007 wurde er Leiter der Abteilung Optical Instrument Studies bei Airbus Defence and Space, wo er seither für die Innovationen des Unternehmens im Bereich Optik und Infrarotdetektoren verantwortlich ist. Pasternak ist nach wie vor ein praktischer Erfinder, der weiterhin Instrumente entwirft, baut und patentiert, die an Bord von Raumfahrzeugen des Unternehmens eingesetzt werden. 2016 nahm Airbus Pasternak für seine bahnbrechende Erfindung für IASI in die eigene Ruhmeshalle auf.
Pasternak wird in den Europäischen Patenten EP2813828B1 (2016 erteilt), EP2884327B1 (2016 erteilt) and EP3494373B1 (2019 erteilt) als Erfinder genannt.
Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise in Europa. Er wurde 2006 vom EPA ins Leben gerufen und ehrt Einzelpersonen und Teams, die Lösungen für einige der größten Herausforderungen unserer Zeit gefunden haben. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury ausgewählt, die sich aus früheren Finalisten des Preises zusammensetzt. Gemeinsam prüfen sie die Vorschläge hinsichtlich ihres Beitrags zum technischen Fortschritt, zur sozialen und nachhaltigen Entwicklung und zum wirtschaftlichen Wohlstand. Das EPA verleiht den Preis in vier Kategorien (Industrie, Forschung, KMU und Nicht-EPO-Staaten) und wird darüber hinaus am 21. Juni im Rahmen einer virtuellen Zeremonie einen Preis für das Lebenswerk ausloben. Der Gewinner des Publikumspreises wird von der Öffentlichkeit aus den 13 Finalisten über ein Online-Voting auf der Webseite es EPA ermittelt. Die Stimmenabgabe ist bis zum 21. Juni 2022 möglich. Lesen Sie mehr über die Teilnahmebedingungen und Auswahlkriterien für den Europäischen Erfinderpreis.
In diesem Jahr wird das EPA zum ersten Mal auch den Young Inventors prize vergeben. Der neue Preis für junge Menschen unter 30 ist mit einer Geldprämie für die drei Finalisten dotiert, um sie weiter zu ermutigen, kreative Lösungen für drängende Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung zu finden.
Über das EPA
Mit 6 400 Mitarbeitern ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Außerdem ist das EPA weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
Pressekontakte Europäisches Patentamt
Luis
Berenguer Giménez
Leiter
Kommunikation
Pressestelle
des Europäischen Patentamts
Tel.
+49 89 2399 1833
press@epo.org