Herausragende Erfinder aus Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Österreich, Spanien, den USA und Marokko in Venedig mit dem Europäischen Erfinderpreis 2017 ausgezeichnet
- Das Europäische Patentamt würdigt Erfinder für wegweisende Leistungen in den Bereichen medizinische Diagnostik, Signaltechnik für Satellitennavigation, medizinische Bildgebung, Beseitigung von Ölkatastrophen und Immunisierung
- Der italienische Mikrobiologe Rino Rappuoli erhält die Auszeichnung in der Kategorie „Lebenswerk" für bahnbrechende Impfstoffe gegen eine Vielzahl von Infektionskrankheiten
- Jan van den Boogaart und Oliver Hayden (Niederlande, Österreich), Günter Hufschmid (Deutschland), Laurent Lestarquit, José Ángel Ávila Rodríguez und Team (Frankreich, Spanien, Deutschland, Belgien) und James G. Fujimoto, Eric A. Swanson und Robert Huber (USA, Deutschland) sind die Preisträger in den vier weiteren Kategorien
- Der marokkanische Biologie-Professor Adnane Remmal gewinnt den Publikumspreis mit seiner Erfindung von Antibiotika, deren Wirkung durch ätherische Öle verbessert wird
- EPA-Präsident Benoît Battistelli: „Diese Erfinder haben nicht nur zur Förderung der technologischen Entwicklung beigetragen. Ihre patentierten Erfindungen sind von besonderer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Bedeutung."
Venedig/München, 15. Juni 2017 - Herausragende Erfinder aus 12 Ländern standen heute im Mittelpunkt als das Europäische Patentamt (EPA) die Träger des Europäischen Erfinderpreises 2017 bei einem Festakt in Venedig bekannt gegeben hat. Zum zwölften Mal kürte das EPA Erfinder aus Europa und der ganzen Welt, die außerordentliche Beiträge zu gesellschaftlicher Entwicklung, technologischem Fortschritt und wirtschaftlichem Wachstum geleistet haben.
„Diese Erfinder haben nicht nur zur Förderung der technologischen Entwicklung beigetragen. Ihre patentierten Erfindungen sind von besonderer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Bedeutung: Vom lebensrettenden medizinischen Fortschritt und Materialien zum Schutz unserer Umwelt bis hin zu Satellitennavigationstechnologien, die uns näher zusammen bringen", sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli bei der Preisverleihung. „Als Austragungsort für den europäischen Erfinderpreis ist Venedig besonders geeignet, weil diese Stadt seit jeher eine herausragende Stellung in der Geschichte von Patenten und Innovationen in Europa eingenommen hat. Die heutigen Preisträger haben nun in dieser eindrücklichen Tradition ebenfalls ihren Platz."
Rund 600 Gäste aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, geistiges Eigentum und Wissenschaft waren im Arsenale di Venezia anwesend, als der EPA-Präsident und Carlo Calenda, Italiens Minister für wirtschaftliche Entwicklung, die Zeremonie eröffneten.
Die Preisträger 2017 sind:
Industrie
Jan van den Boogaart und Oliver Hayden
(Niederlande/Österreich)
Blutschnelltest für Malaria
Der niederländische Hämatologe Jan van den Boogaart und der österreichische Biochemiker Oliver Hayden haben den weltweit ersten automatisierten, computergestützten Bluttest für Malaria - eine tückische Krankheit, die jährlich mehr als 600 000 Todesopfer fordert - entwickelt. Statt unter dem Mikroskop nach Malaria-Erregern im Blut zu suchen, basiert ihre Methode auf der Kombination von 30 Blutparametern. Dieser „Fingerabdruck" weist Malaria schnell und mit fast völliger Sicherheit nach.
Forschung
Laurent Lestarquit, José Ángel
Ávila Rodríguez, Günter
W. Hein, Jean-Luc Issler und Lionel Ries (Frankreich, Spanien, Deutschland, Belgien)
Weltraumnavigation
(Galileo-System)
Die Signaltechnologien, die von diesem europäischen Team aus Wissenschaftlern und Ingenieuren entwickelt wurden, tragen dazu bei, dass Europas globales Navigationssystem (GNSS) Galileo höchstmögliche Positionsgenauigkeit für eine steigende Zahl an Anwendungen bietet. Die Arbeit des Teams bildet außerdem den Rahmen für die Kompatibilität von Galileo mit den beiden aktuellen Systemen, dem US-amerikanischen GPS und dem russischen GLONASS, und unterstützt umfangreiche Features, die Galileo zum weltweit am besten entwickelten GNSS machen, wenn es 2020 vollständig einsatzbereit sein wird.
Nicht-EPO-Staaten
James G. Fujimoto,
Eric A. Swanson und Robert Huber (USA, Deutschland)
Hochauflösende medizinische
Bildgebung
Dank der optischen Kohärenztomografie (OCT) der beiden US-amerikanischen Ingenieure und des deutschen Physikers können Ärzte und Mediziner schonend Körpergewebe und Blutgefäße ohne invasiven Eingriff oder chirurgische Biopsien untersuchen. In der Augenheilkunde ist OCT mittlerweile eine Standard-Technologie und für Ärzte eine neue Methode zur Diagnose von Augenerkrankungen in frühen, behandelbaren Stadien. So können unzählige Fälle von Sehverlust und schweren Komplikationen verhindert werden. OCT-Anwendungen werden heute in vielen medizinischen Bereichen verwendet.
Kleine und mittelständische Unternehmen (SMEs)
Günter Hufschmid (Deutschland)
Superschwamm als Ölbinder
Öl- und Chemiekatastrophen sind verantwortlich für erhebliche Schäden an der menschlichen Gesundheit und der Umwelt. Allerdings lassen sie sich jetzt auch mit einer neuartigen mikronisierten Watte bekämpfen, die von Günter Hufschmid und seinem Team bei der deutschen Firma Deurex entwickelt wurde. Bekannt unter dem Namen „Pure", kann die Watte rund das Siebenfache ihres Eigengewichts an hydrophoben Flüssigkeiten adsorbieren. Sie wurde bereits im stark verunreinigten Niger-Delta und bei der Beseitigung von Verschmutzungen mit Heizöl in Deutschland verwendet.
Publikumspreis
Adnane Remmal (Marokko)
Verbesserte Antibiotika mit ätherischen Ölen
Der marokkanische Biologieprofessor Adnane Remmal wurde von der Öffentlichkeit zum Gewinner des Publikumspreises gekürt. Mit seiner Erfindung einer neuen Waffe im globalen Kampf gegen multiresistente Keime gewann er die Online-Abstimmung. Remmals verbessertes Antibiotikum nutzt die medizinischen Eigenschaften marokkanischer Pflanzen. Es erhöht die Wirksamkeit von Standardantibiotika zur Behandlung von bakteriellen Infektionen ohne Nebenwirkungen und ohne weiteren Resistenzaufbau. Remmal konnte damit den höchsten Anteil der mehr als 119.000 Online-Stimmen auf sich vereinen.
Lebenswerk
Rino
Rappuoli (Italien)
Lebensrettende Impfstoffe mittels Genomik
Der italienische Mikrobiologe Rino Rappuoli, der als Vater der modernen Impfung gilt, hat den Weg für die sogenannten „konjugierten Impfstoffe" bereitet und eine neue Generation von Immunisierungen gegen zahlreiche ernsthafte Infektionen wie Diphterie, bakterielle Hirnhautentzündung und Keuchhusten eingeführt. Rappuolis Impfstoffe haben die Welt zu einem sichereren Ort gemacht und seine Techniken zu deren Herstellung veränderten das Impfstoffdesign grundlegend. Der Prozess der „umgekehrten Impfstoffforschung" brachte die weltweit ersten genombasierten Impfstoffe hervor.
Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis findet 2017 zum zwölften Mal statt und ist einer der wichtigsten Preise für Innovation in Europa. Er wird seit 2006 jährlich vom Europäischen Patentamt (EPA) verliehen. Mit dem Preis werden einzelne Erfinder und Teams von Erfindern in fünf Kategorien ausgezeichnet, die mit ihren Entwicklungen dazu beitragen, technische Antworten auf die wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Um sich für die Auszeichnung zu qualifizieren, müssen die eingereichten Vorschläge spezifische Kriterien erfüllen, wie beispielsweise den Nachweis über mindestens eine erteilte europäische Patentierung der Erfindung durch das EPA. Eine internationale hochkarätig besetzte unabhängige Jury aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Forschung prüft dabei, inwieweit diese Erfinder mit ihrer Arbeit zu technischem sowie gesellschaftlichem Fortschritt, zum Wohlstand und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Europa beigetragen haben. Die 15 diesjährigen Finalisten wurden aus mehr als 450 Vorschlägen ausgewählt - die bisher höchste Zahl für den Award. Der Träger des Publikumspreises wird unter den 15 Finalisten mittels Online-Abstimmung im Vorfeld der Verleihung gewählt.
Über das EPA
Das Europäische Patentamt (EPA) ist mit fast 7 000 Mitarbeitern eine der größten europäischen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes. Der Hauptsitz ist in München; Niederlassungen gibt es in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien. Das EPA wurde gegründet, um die Zusammenarbeit europäischer Staaten im Patentwesen zu fördern. Über das zentrale Erteilungsverfahren beim EPA können Erfinder auf der Grundlage einer einzelnen Patentanmeldung Patentschutz in bis zu 42 Ländern (mit einem Markt von rund 700 Millionen Menschen) erlangen. Das EPA ist überdies die weltweit bedeutendste Behörde für Patentrecherchen und Patentinformation.
Hinweis an die Redaktionen: Verfügbarkeit des Film- und Fotomaterials am 15. Juni 2017 |
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Kontakte im EPA in München
Jana
Mittermaier
Direktorin Externe Kommunikation
Rainer
Osterwalder
Pressesprecher
Europäisches
Patentamt
Tel. +49 (0)89 2399 1820
Mobile: +49 (0)163 8399527
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