Nadelfreie Behandlung mit Augentropfen: isländische Forscher in der Endauswahl für den Europäischen Erfinderpreis 2023
- Thorsteinn Loftsson und Einar Stefánsson haben eine nicht-invasive Behandlung des diabetischen Makulaödems (DME) erfunden, die die Lebensqualität von Menschen mit Netzhauterkrankungen erhöht
- Das isländische Duo macht auf Nanotechnologie basierende Therapien für Patienten mit DME zugänglich
- Im Zentrum der Technologie steht die Verabreichung von Medikamenten von der Augenoberfläche in das Innere und den hinteren Teil des Auges durch Tropfen anstatt durch Injektion
München, 9. Mai 2023 – Nach Angaben der International Diabetes Federation (IDF) leiden weltweit 37 Millionen Menschen am diabetischen Makulaödem (DME), der Hauptursache für Erblindung bei Diabetikern. Die Behandlung dieser und vieler anderer Augenkrankheiten erfordert die Verabreichung von Injektionen oder langwierige und oft kostspielige medizinische Verfahren. Die Isländer Thorsteinn Loftsson und Einar Stefánsson entwickelten eine wirksame neuartige Therapie, die das natürliche Abwehrsystem durchdringt und das Medikament an die Zielpunkte im Auge bringt. Das Medikament ist in einem wasserlöslichen Komplex eingeschlossen, der durch konventionelle Augentropfen an Zielpunkte tief im Auge verabreicht wird. Damit wird diese Therapie für eine größere Zahl von Patientinnen und Patienten zugänglich. In Anerkennung ihrer vielversprechenden Arbeit sind Loftsson und Stefánsson in der Endauswahl der Kategorie "Forschung" des Europäischen Erfinderpreises 2023. Für die diesjährige Ausgabe wurden sie unter mehr als 600 Kandidaten und Kandidatinnen ausgewählt.
Hilfe für Millionen Menschen
Loftsson und Stefánsson hoffen, die Art der Verabreichung von Augenmedikation an Millionen von Menschen zu revolutionieren, sodass Patienten auch in ländlichen Gebieten und weniger entwickelten Ländern früher erreicht werden. Der wichtigste Durchbruch ihrer Methode liegt bei Erkrankungen der Netzhaut und des Augenhintergrunds, wo Medikamentenmoleküle, die sonst nicht verabreicht werden könnten, künftig durch Augentropfen anstatt durch chirurgische Implantate oder Injektionen platziert werden könnten. Das gilt für viele Netzhauterkrankungen, insbesondere DME. Die andere wichtige Anwendung ist im vorderen Teil des Auges, wo mit OPTIREACH® eine täglich einmalige statt mehrmalige Gabe von Augentropfen ausreichen kann.
Loftsson ist optimistisch, was das Potenzial der Erfindung betrifft, besonders bei Patienten mit einem neu diagnostizierten Diabetes und in ländlichen Gebieten oder weniger entwickelten Ländern: "Man kann Patienten frühzeitig und an ihrem jeweiligen Aufenthaltsort behandeln. Mit dieser Technologie geht es nicht nur ohne Nadel, die Behandlung ist dadurch auch viel mehr Patienten überall auf der Welt zugänglich."
Das Unmögliche möglich machen
Loftsson war bis 2020 mehrere Jahrzehnte als Professor unter anderem an der Fakultät für Pharmaceutical Sciences der Universität von Island tätig. Neben seiner akademischen Laufbahn war er 2016 an der Gründung der Gesellschaft Oculis beteiligt. Sein Mitgründer und Kollege Stefánsson ist Professor Emeritus der Universität von Island und seit 1989 Vorsitzender der Abteilung für Augenheilkunde des Universitätskrankenhauses Landspítali. Stefánsson, unterstreicht das Ausmaß ihrer Leistung nach jahrzehntelanger Forschung: "Einige unserer Kolleginnen und Kollegen, Autoritäten auf dem Gebiet, wenn Sie so wollen, haben wiederholt und sogar noch in den letzten zehn Jahren mündlich und schriftlich geäußert, dass das, was wir gemacht haben, unmöglich sei." Mehrere klinische Studien haben die Wirksamkeit der Technologie belegt.
Das Duo ist unter den drei Finalisten in der Kategorie „Forschung" des diesjährigen Europäischen Erfinderpreises, der herausragende Erfinder mit erfolgreichen in Europa patentierten Erfindungen anerkennt. Die Gewinner des EPA-Preises 2023 werden im Rahmen einer hybriden Zeremonie am 4. Juli 2023 in Valencia (Spanien) bekanntgegeben. Diese Zeremonie wird online übertragen und ist auch für Publikum geöffnet.
Weitere Informationen zu den Auswirkungen der Erfindung, der Technologie und den Geschichten der Erfinder finden sie hier.
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Medienkontakte Europäisches Patentamt
Luis Berenguer Giménez
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Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise in Europa. Er wurde 2006 vom EPA ins Leben gerufen und ehrt Einzelpersonen und Teams, die Lösungen für einige der größten Herausforderungen unserer Zeit gefunden haben. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury ausgewählt, die sich aus früheren Finalisten des Preises zusammensetzt. Gemeinsam prüfen sie die Vorschläge hinsichtlich ihres Beitrags zum technischen Fortschritt, zur sozialen und nachhaltigen Entwicklung und zum wirtschaftlichen Wohlstand. Allen Erfindern muss ein europäisches Patent für ihre Erfindung erteilt worden sein. Lesen Sie mehr über die verschiedenen Kategorien, Preise, Auswahlkriterien und die Livestream-Zeremonie, die am 4. Juli 2023 stattfinden wird.
Über das EPA
Mit 6 300 Beschäftigten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das Amt, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinderinnen und Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Das EPA ist zudem weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.