Sichere und effektive Medikamentengabe durch die Nase: Per Gisle Djupesland als Finalist für den Europäischen Erfinderpreis 2021 nominiert
- System zur nasalen Medikamentengabe entwickelt: Norwegischer Erfinder für den Preis des Europäischen Patentamts (EPA) nominiert
- Die Erfindung nutzt das Ausatmen von Patienten, um Medikamente über die Nase zu transportieren und verbessert so die Genauigkeit und Sicherheit der Verabreichung
- Das Verabreichungssystem bietet Linderung für Millionen von Patienten, die an Migräne und chronischer Rhinosinusitis leiden, und könnte auch bei anderen Erkrankungen und einer Reihe von Atemwegsviren helfen
München, 4. Mai 2021 - Das Europäische Patentamt (EPA) gibt die Nominierung des norwegischen Arztes Per Gisle Djupesland für den Europäischen Erfinderpreis 2021 als Finalist in der Kategorie „Industrie" bekannt. Seine Erfindung, ein System zur nasalen Medikamentengabe, macht die Verabreichung von Medikamenten über die Nase im Vergleich zu herkömmlichen Nasenspray-Pumpen effektiver und sicherer, indem sie die eigene Atmung des Patienten als Teil des Verabreichungsprozesses nutzt. Dadurch ist das System in der Lage, Medikamentenpartikel zu den Zielorten in der Nase und den Nebenhöhlen zu transportieren. Gleichzeitig reduziert es das Risiko, dass Moleküle die Lunge erreichen.
Das Gerät wird seit 2000 von Djupeslands Unternehmen Optinose AS entwickelt und vermarktet. Derzeit wird es zur Verabreichung eines Medikaments zur Behandlung von Migränekopfschmerzen und Nasenpolypen eingesetzt. Das Unternehmen hat mit klinischen Studien zur Behandlung von chronischer Sinusitis begonnen, weitere potenzielle therapeutische Einsatzmöglichkeiten werden erforscht.
„Djupeslands Lösung verbessert die medikamentöse Behandlung und verringert die Risiken für Patienten", sagte EPA-Präsident António Campinos bei der Bekanntgabe der Finalisten des Europäischen Erfinderpreises 2021. „Sein Patentportfolio hat ihm geholfen, ein Unternehmen zu gründen und es bis zur Börsennotierung zu führen, was den Wert von Patenten in jeder Phase der Firmenentwicklung unterstreicht."
Die Gewinner des jährlichen Innovationspreises des EPA werden am 17. Juni 2021 ab 19 Uhr im Rahmen einer Galaveranstaltung bekannt gegeben, die in diesem Jahr als digitales Event für ein internationales Publikum neu konzipiert wurde.
Die Atmung für die Verabreichung von Medikamenten nutzen
Im Rahmen seiner Arbeit als HNO-Arzt an der Universitätsklinik Oslo stellte Djupesland fest, dass Nasenspray-Pumpen häufig nicht so effektiv waren, wie sie sein sollten. Traditionelle Sprühpumpen konnten nicht immer die Zielbereiche für Erkrankungen in der Nase und den Nebenhöhlen erreichen. „Als HNO-Chirurg frustrierten mich die herkömmlichen Sprühpumpen, die Medikamente hauptsächlich im vorderen Teil der Nase abgeben und nur begrenzt an Zielstellen weiter oben und tiefer in der Nase liefern", erklärt er.
Djupesland begann sich Gedanken darüber zu machen, wie die Medikamentengabe verbessert werden könnte, was ihn auf die Idee brachte, den Moment des Ausatmens beim Patienten zur Verabreichung von Medikamenten zu nutzen. Dies basierte zum Teil auf seiner Promotion im Bereich der nasalen Aerodynamik. Hier hatte er die Entwicklung der nasalen Atemwege bei Säuglingen und die mögliche Rolle der nasalen Obstruktion beim Plötzlichen Kindstod untersucht.
Das von ihm entwickelte Optinose-System ist einfach zu bedienen. Der Patient führt das Nasenstück des Geräts in eines der Nasenlöcher, atmet tief ein, schließt die Lippen um das Mundstück und atmet aus - ähnlich dem Aufblasen eines Luftballons. Die ausgeatmete Luft des Patienten wird genutzt, um die Medikamentenpartikel bequem hoch und tief an die Zielstellen in der Nase und den Nebenhöhlen zu bringen, bevor die Luft durch das andere Nasenloch entweicht. Das Gerät wurde speziell mit Blick auf eine einfache Bedienbarkeit für Patienten entwickelt. 98 % der Befragten gaben in klinischen Studien an, dass das Gerät einfach zu verwenden sei.
Djupesland war von Anfang an klar, wie wichtig die Anmeldung eines Patents sein würde. Klinische Studien für pharmazeutische Produkte können Jahre dauern, und die Sicherung der notwendigen Finanzierung durch Investoren wäre ohne vorherige Patentanmeldung nicht möglich gewesen. Sein erstes europäisches Patent erhielt Djupesland 2004. Seither hat er weitere Erfindungen zum Patent angemeldet, die die Medikamentengabe in Partikel- oder Flüssigform sowie als Ein- und Mehrdosisvarianten betreffen.
Im Jahr 2000 gründete Djupesland gemeinsam mit seiner Frau Helena die Optinose AS in Norwegen, um das System zu kommerzialisieren. Die Juristin mit MBA-Abschluss war in den ersten zehn Unternehmensjahren CEO von Optinose, und Djupesland betont, wie wichtig es war, dass sie ihn von Anfang in entscheidenden Fragen beraten und unterstützt hat. Er bezeichnet zudem die frühzeitige Anmeldung von Patenten als einen ausschlaggebenden Erfolgsfaktor: „Gute Patente sind essenziell, um das Interesse von Investoren zu wecken und ein Unternehmen aufzubauen." Das Geschäftsmodell bestand darin, gute und sichere generische Medikamente durch Djupeslands patentiertes Verabreichungssystem effektiver zu machen. System und Medikament werden zusammen als ein pharmazeutisches Produkt verkauft.
Neue Behandlungsmöglichkeiten
Optinose AS ist heute eine Tochtergesellschaft von OptiNose, Inc., einem an der NASDAQ notierten Unternehmen, das mehr als 200 Mitarbeiter beschäftigt. Da über 40 % des Volumens des weltweiten Pharmamarkts in den USA generiert wird, gründete Optinose 2010 eine US-Tochtergesellschaft, über die das System zur Verabreichung von Migräne-Medikamenten erfolgreich entwickelt und zur Vermarktung auslizenziert wurde. Heute ist Djupesland Chief Scientific Officer der norwegischen Tochtergesellschaft und verantwortlich für die Erforschung und frühe Entwicklung von Geräten. Er ist zudem weiterhin in Teilzeit als HNO-Arzt tätig.
Das Unternehmen konzentriert sich darauf, Lösungen für die Bedürfnisse von Patienten zu finden, die von HNO- und Allergiespezialisten betreut werden. Djupeslands Erfindung eröffnet zudem Möglichkeiten zur gezielten Behandlung von Hirnerkrankungen. Das Unternehmen hat zudem ein aktives Lizenzprogramm, das es anderen Organisationen ermöglicht, mit seinem System Behandlungen zu entwickeln. Nur wenige sehr wichtige Moleküle können die Blut-Hirn-Schranke (BHS) passieren, und die Nase ist die einzige Stelle am Körper, die einen direkten Kontakt zwischen dem Gehirn und der Atmosphäre ermöglicht.
Im Juni 2020 gab Optinose bekannt, dass es ein nasales Antiseptikum entwickelt, das sowohl die Symptome als auch die Übertragung von Covid-19 behandelt. Das Antiseptikum hat sich bei In-vitro-Analysen als erfolgreich bei der Eliminierung des SARS-CoV-2-Virus, das Covid-19 verursacht, erwiesen. Wenn klinische Studien sein Potenzial bestätigen, könnte das Antiseptikum zur Behandlung und Reduzierung der Übertragung einer Vielzahl von Atemwegsviren eingesetzt werden.
Der weltweite Markt für die nasale Medikamentengabe wurde im Jahr 2017 auf 37 Mrd. EUR geschätzt. Zwischen 2019 und 2025 wird eine jährliche Wachstumsrate von 6,5 % erwartet. In diesem Umfeld ist das Unternehmen gut aufgestellt, um weiter daran zu arbeiten, wie die Erfindung von Djupesland die Verabreichung von Medikamenten an Patienten verbessern kann, um sicherzustellen, dass sie eine gezielte und sichere Behandlung erhalten.
Hinweise für die Redaktionen
Informationen
zum Erfinder
Per Gisle Djupesland
promovierte 1982 an der Universität Oslo in Medizin. 1999 folgte, ebenfalls an
der Universität Oslo, eine Doktorarbeit im Bereich der nasalen Aerodynamik.
Djupesland ist Hals-Nasen-Ohren-Arzt mit Spezialisierung auf Rhinologie und
verfügt über mehr als 25 Jahre klinische Erfahrung. Von 1996 bis 2000 war er
als Hals-Nasen-Ohren-Spezialist und wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Universitätskrankenhaus Oslo tätig. Djupesland arbeitete zudem als Mitarbeiter
in der klinischen Forschung am Hospital for Sick Children sowie Toronto General
Hospital in Kanada und untersuchte dort vor allem die Rolle von
Stickstoffmonoxid in den oberen Atemwegen. Dr Djupesland ist Autor von
mehr als 60 begutachteten Artikeln in internationalen medizinischen
Fachzeitschriften und hat auf zahlreichen internationalen wissenschaftlichen
Konferenzen Vorträge gehalten. Er ist Chief Scientific Officer von OptiNose AS
und trägt die Hauptverantwortung für die Erforschung und frühe Entwicklung von
Geräten.
Dr Djupesland hält 26 europäische Patente, darunter das 2016 erteilte EP2340865 für nasale Verabreichungsgeräte zur bidirektionalen Verabreichung.
Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische
Erfinderpreis ist einer der
renommiertesten Innovationspreise Europas. Er wurde 2006 vom EPA ins Leben
gerufen und ehrt einzelne Erfinder und Erfinderteams, deren wegweisende
Innovationen Antworten auf einige der größten Herausforderungen unserer Zeit
geben. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury bestehend aus internationalen Experten aus
Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Akademie und Forschung ausgewählt. Sie prüft
die Vorschläge hinsichtlich ihres Beitrags zum technischen Fortschritt, zur
gesellschaftlichen Entwicklung, zum wirtschaftlichen Wohlstand und zur Schaffung
von Arbeitsplätzen in Europa. Der Preis wird in fünf Kategorien (Industrie,
Forschung, KMU, Nicht-EPO Staaten und Lebenswerk) verliehen. Der Gewinner des Publikumspreises
wird von der Öffentlichkeit aus den 15 Finalisten über ein Online-Voting
ermittelt.
Über das EPA
Mit 6 400 Bediensteten ist das Europäische
Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das
seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag
und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den
Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des
zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder hochwertigen
Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund
700 Millionen Menschen umfassen. Außerdem ist das EPA weltweit führend in den
Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
EPA-Pressekontakt
Luis
Berenguer Giménez
Hauptdirektor Kommunikation, Sprecher
Tel.: +49 89
2399 1203