Innovationen rund um die Uhr: Swatch-Erfinder Elmar Mock als Finalist für den Europäischen Erfinderpreis 2017 nominiert
- Schweizer Erfinder der Swatch-Uhr für Europäischen Erfinderpreis 2017 in der Kategorie „Lebenswerk" nominiert
- Seine Erfindung revolutionierte die Uhrenproduktion und belebte eine komplette Industrie
- Armbanduhr war erst der Anfang: 178 Patent-Familien sind beeindruckende Bilanz aus über drei Jahrzehnten voller Innovationstätigkeit
- Mock macht mit seiner erfolgreichen Ideenfabrik Erfinden zum Geschäftsmodell
- Benoît Battistelli, Präsident des Europäischen Patentamtes: „Mock ist produktiver ein Erfinder, der es gewagt hat, den Status quo zu hinterfragen. Indem er mit Konventionen brach, hat er der Welt eine Kult-Uhr beschert."
München, 26. April 2017 - Als neues Kult-Objekt rettete die Swatch-Uhr in den 80er Jahren die traditionsreiche Schweizer Uhrenindustrie aus der Krise. Dass diese Armbanduhr ihren Siegeszug um die Welt antreten konnte, ist den innovativen Ideen des Schweizers Elmar Mock zu verdanken. Er ging einen ganz neuen Weg, indem er auf Plastik- anstatt Metallteile setzte, und entwickelte ein spezielles Verfahren, um diese fest miteinander zu verbinden. Heute findet eine Weiterentwicklung seiner damals erfundenen Methode auch bei menschlichen Knochen Anwendung und ermöglicht schonende Operationstechniken. Und der Innovationsgeist von Mock steht nicht still. Mit seiner 1986 gegründeten Ideenschmiede Creaholic berät er internationale Unternehmen und entwickelt Innovationen am laufenden Band: vom wassersparenden, mobilen Handwaschgerät bis zu neuen Verbindungstechniken für Holz oder Knochen. Daraus entstanden bereits mehrere erfolgreiche Spin-offs.
Für seine produktiven Leistungen aus über drei Jahrzehnten Erfinder-Karriere wurde Elmar Mock als einer von drei Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2017 in der Kategorie „Lebenswerk" nominiert. Am 15. Juni wird die Auszeichnung vom EPA im Rahmen eines Festakts in Venedig zum zwölften Mal verliehen.
„Mock ist ein produktiver Erfinder, der es gewagt hat, den Status quo zu hinterfragen", so EPA Präsident Benoît Battistelli. „Indem er mit Konventionen brach, hat er der Welt nicht nur eine Kult-Uhr beschert. Er hat auch eine erfolgreiche Firma aufgebaut, bei der sich alles um Innovation dreht. Er ist ein Erfinder mit Unternehmergeist."
Von der Schweiz um die Welt: Eine Uhr für jedes Handgelenk
Mocks Erfinderkarriere beginnt mit einem Paukenschlag. In einer schwierigen Zeit für die Uhrenindustrie erfindet er - gerade 21 Jahre alt - gemeinsam mit dem Uhrmacher Jacques Müller bei der Uhrenfirma ETA die Armbanduhr neu. Sein revolutionärer Ansatz: Einzelteile werden nicht aus Metall, sondern aus Plastik hergestellt und so kombiniert, dass statt bislang 91 Einzelteile nur 51 notwendig sind. Für das Herstellungsverfahren entwickelte er eine spezielle Schweißtechnik mit Ultraschall, die für starke und beständige Verbindungen sorgt, und überträgt damit eine Technik, die zu jener Zeit überwiegend auf die Autoproduktion beschränkt war, auf die Uhrenindustrie. Sein erstes Patent für die neue Plastikuhr wurde 1982 eingereicht, fünf weitere Patente schützten später deren einzigartigen technischen Aufbau.
Mocks Ideen und Erfindungen ebneten den Weg für eine günstigere Produktion von Armbanduhren sowie für ganz neue Designs - der Grundstein für ein neues Image und für einen Welterfolg, der die Schweizer Uhrenindustrie aus einem Tief heraus holte. Denn als Swatch wurde diese Schweizer Uhr Anfang der 80er Jahre zu einem für jeden erschwinglichen, modischen Accessoire. Über die Entwicklungsphase vor dem Markteintritt sagt Mock: „Für einen Chaoten wie mich war das eine wunderschöne Zeit." Doch der Erfolg der Swatch habe plötzlich „Ordnung, Struktur, SAP-Organisation" ins Unternehmen gebracht, womit er sich unwohl zu fühlen begonnen habe. Und: „Ich wollte wieder versuchen, Innovationen zu bringen."
Immer weiter gedacht - eine Idee, zahlreiche Anwendungen
Deshalb sucht Mock bereits nach neuen Projekten, als seine erste Erfindung den Siegeszug um die Welt antritt. 1986 gründet er in Biel die Beratungsfirma Creaholic, die heute an Lösungen für rund 200 Kunden aus verschiedensten Industriezweigen arbeitet, und verschreibt sich der Innovation. Die Schweißtechnik, die Mock ursprünglich für die Uhrenteile entwickelte, bringt ihn dabei zu seiner nächsten revolutionären Erfindung und in eine ganz neue Branche. Denn er überträgt das Prinzip auf Holz: Dazu wird ein Plastikdübel im Holz durch Ultraschall verflüssigt, so dass er sich beim schnellem Aushärten in den Poren verwurzelt. Das schafft feste Verbindungen und findet etwa im Möbelbau Anwendung. Gleiche Idee, andere vielversprechende Anwendung: Auch bei Knochen lässt sich das Verfahren anwenden, was für schonende Operationsmöglichkeiten sorgt.
Die Erfindungen sprudeln weiter
Bestehende Systeme und Techniken anders kombinieren, um neue Funktionen zu erhalten: Diese Philosophie steht hinter vielen von Mocks Innovationen, die sich wie ein roter Faden durch sein berufliches Leben zieht. Nach dem Bachelorabschluss in Mikrotechnologie in Biel und einem Master in Plastiktechnologie in Burg-Windisch gab es für ihn nur noch eins: Erfinden. 178 Patentfamilien, bei denen er als Erfinder und Miterfinder eingetragen ist, spiegeln seinen Erfolg wieder. Seine Ideenfabrik, die er als „Werk seines Lebens" bezeichnet, hat sich mit über 800 abgeschlossenen Beratungsprojekten und inzwischen mehr als 30 Jahren Erfindererfahrung in der Industrie weltweit einen Namen als kreative Inspirationsquelle gemacht und bereits mehrere Start-Ups hervorgebracht. „Innovation ist nicht das Ziel. Keiner sagt: ‚Ich werde etwas erfinden.‘ Innovation entsteht, wenn man ein Problem hat und man nach der bestmöglichen Lösung sucht", sagt Mock. Wie vielfältig die daraus entstehende innovative Schöpfungskraft ist, zeigen auch die erfolgreichen Ausgründungen: So wird unter dem Markennamen Smixin beispielsweise ein mobiles Handwaschgerät vermarktet, das den Wasserverbrauch im Vergleich mit üblichen Waschbecken um rund 90 Prozent und den Seifenverbrauch um 60 Prozent reduziert. Der Ursprung für diese Erfindung lag auch hier in einem ganz anderen Bereich, und zwar in einer Ausgießlösung für Getränke, die Creaholic für einen Kunden entwarf. Aus der Idee der Wassereinsparung entwickelten sich außerdem zwei weitere Spin-offs, Gjosa und Joulia, die den Wasser- und Energieverbrauch beim Baden deutlich senken. Die neueste Ausgliederung von Creaholic, Miniswys, konzentriert sich auf einen Piezomotor, der bei der Zoomfunktion in Smartphone-Kameras zum Einsatz kommt.
Innovationen zahlen sich aus
So viel Innovationsgeist birgt großes Marktpotenzial. Elmar Mocks Firma erreicht mit rund 50 Angestellten jährliche Einnahmen von knapp unter fünf Millionen Euro. Ihren Kunden bringen die erarbeiteten Ideen und Lösungen Schätzungen zufolge jährliche Erträge von 3,75 Milliarden Euro. Creaholic hat bereits für namhafte Firmen wie Würth, Ikea, Nestle, Du Pont, Bosch, Nespresso, BMW und Roche gearbeitet.
Im Jahr 2010 erhielt Mock (zusammen mit seinem Miterfinder Jacques Müller) für die Erfindung der Swatch-Uhr den Gaïa Prize, der vom Internationale Uhrenmuseum verliehen wird.
Medien- und Servicepaket:
Weiterführendes Informationsmaterial
- Onlinefähiges Videomaterial und Fotos
- Über die Erfinder
- Der Blick auf die Patente: EP0101663, EP0098239 und viele weitere
Vereinfachung durch Innovation - Während viele Menschen Innovation mit einer ständig zunehmenden Komplexität verbinden, wirken einige von Elmar Mocks Erfindungen - von einem einfacheren Uhrwerk bis zum vereinfachten Verfahren, verschiedene Materialien zu verbinden - in entgegengesetzter Richtung. Damit reiht sich Mock in eine Liste von anderen EIA-Finalisten ein, deren Erfindungen in der Reduktion von technischer Komplexität resultieren. So etwa bei Joshua Silver, der eine leicht anpassbare und kostengünstigere Brille für Menschen in Entwicklungsländern entwickelt hat. Und António Velez Marques, der einen einfachen Weg zur Ausdehnung des Volumens von Kork entwickelte, um die begrenzten Reserven dieses kostbaren Materials schonender zu nutzen.
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