Kampf gegen Menstruationsarmut: Brasilianerin Rafaella de Bona Gonçalves (25) mit zweitem Platz beim Young Inventors prize 2022 ausgezeichnet
- Europäisches Patentamt zeichnet brasilianische Produktdesignerin für ihre biologisch abbaubaren Tampons und Binden aus Pflanzenfasern mit 10 000 EUR aus
- Die Produkte sollen zur Unterstützung von Frauen, die keinen Zugang zu Hygieneartikeln oder Waschmöglichkeiten haben, nach dem Prinzip „Buy one, give one" verkauft werden
- De Bona Gonçalves arbeitet mit Genossenschaften und von Frauen geführten Organisationen zusammen, um die nachhaltigen Binden auf den Markt zu bringen
München, 21. Juni 2022 - Das Europäische Patentamt (EPA) hat heute die brasilianische Produktdesignerin Rafaella de Bona Gonçalves bei der erstmaligen Verleihung des Young Inventors prize mit dem zweiten Platz ausgezeichnet, der mit 10 000 Euro dotiert ist. De Bona Gonçalves hat nachhaltige Binden und Tampons entwickelt, die vollständig biologisch abbaubar sind und Fasern enthalten, die beispielsweise aus den Abfällen der brasilianischen Bananenernte gewonnen werden. Sie tragen dazu bei, die Menstruationshygiene für benachteiligte Gruppen zu verbessern, indem sie nach dem Prinzip „Buy one, give one" verkauft werden.
„Rafaella de Bona Gonçalves hat bemerkenswerte Kreativität, Entschlossenheit und Mitgefühl bei der Entwicklung ihrer Produkte bewiesen, um das Problem der Menstruationsarmut für benachteiligte Bevölkerungsgruppen in Brasilien zu lindern", sagt EPA-Präsident António Campinos. „Ihr Engagement für Nachhaltigkeit erstreckt sich über die gesamte Wertschöpfungskette, von den Rohstoffen bis zur Vermarktung, und ich freue mich, dass sie unter den ersten Finalisten unseres neuen Preises für junge Erfinderinnen und Erfinder ist."
De Bona Gonçalves wurde im Rahmen einer hybriden Veranstaltung ausgezeichnet, die von einem weltweiten Publikum online verfolgt wurde und bei der die Gewinnerinnen und Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2022, einem der renommiertesten Innovationspreise Europas, bekannt gegeben wurden. Das EPA hat den mit Preisgeldern dotierten neuen Preis für junge Erfinderinnen und Erfinder speziell für Innovatoren im Alter von bis zu 30 Jahren unter dem Dach des Europäischen Erfinderpreises ins Leben gerufen, die Lösungen zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen entwickelt haben und unser Leben positiv beeinflussen.
Nachhaltig, zugänglich und inklusiv
De Bona Gonçalves wurde auf das Problem der Menstruationsarmut mit unzureichendem Zugang zu Hygieneartikeln, Waschmöglichkeiten und Abfallentsorgung aufmerksam, als sie im Rahmen ihres Studiums für einen Kurs über Designlösungen zur Umsetzung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung recherchierte. Sie beschloss, Menstruationsprodukte für benachteiligte Bevölkerungsgruppen, wie beispielsweise obdachlose Frauen, zu entwickeln.
Ihr erstes Produkt war ein biologisch vollständig abbaubarer Einwegtampon, der keinen Plastikmüll verursacht. Angesichts von Vertriebsschwierigkeiten schwenkte sie dann auf ein biologisch abbaubares Hygieneprodukt um, das je nach Vorliebe oder persönlichen Lebensumständen entweder als Binde mit Klebestreifen verwendet oder entlang der Perforationen abgerissen und in zwei Tampons umgewandelt werden kann. Die zusammenhängenden Binden wurden nach dem Prinzip von Klopapierrollen entwickelt und lassen sich leicht abreißen, auffalten und zu Tampons beliebiger Größe aufrollen.
Mit ihren Menstruationsprodukten verfolgt de Bona Gonçalves drei Ziele: Sie sollen ökologisch nachhaltig sein, allen, die sie brauchen, zur Verfügung stehen und die Geschlechtervielfalt berücksichtigen. Die Binden enthalten in der ersten Schicht eine weiche Bambusfaser, in der zweiten Schicht Bananenfasern, Sojaschaum oder Holzzellulose und eine wasserdichte, biologisch abbaubare Außenschicht. Sie sollen nach dem Prinzip „Buy one, give one" auf den Markt gebracht werden, bei dem ein Premiumprodukt verkauft und ein zweites an Menschen gespendet wird, die es sich nicht leisten können, dafür zu zahlen. Eine farbenfrohe Verpackung berücksichtigt die Geschlechtervielfalt.
Für de Bona Gonçalves ist die Geschlechterfrage ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit. Die Bananenfasern für die Binden werden von einer von Frauen geführten Genossenschaft bezogen und sie arbeitet mit einem von Frauen geführten Online-Marktplatz zusammen, um die Produkte auf den Markt zu bringen. „Bei den meisten meiner Projekte versuche ich, die Probleme der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern anzugehen. Viele meiner Projekte konzentrieren sich daher auf die Stellung der Frau in der Gesellschaft und all die Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, sowie unsere täglichen Schwierigkeiten."
Hinweis an die Redaktion
Über die Erfinderin
Rafaella de Bona Gonçalves, 25, wurde in Curitiba, Brasilien, geboren. Sie schloss 2020 ihren Bachelor in Produktdesign an der Bundesuniversität Paraná ab und gewann für ihr Abschlussprojekt den iF Design Talent Award. Seit Mai 2021 arbeitet de Bona Gonçalves hauptberuflich als UX-Forscherin und Service-Designerin für das Gesundheitsdienst-leistungsunternehmen Robot Laura. De Bona Gonçalves war Rednerin bei TEDx im Jahr 2019 und wurde mit weiteren Auszeichnungen und Preisen geehrt, darunter der silberne Bornancini Design Award im Jahr 2020 sowie der Diseño Responde Preis und der Tomie Ohtake e Leroy Merlin Design Award im Jahr 2021.
Über den Young Inventors prize
Das Europäische Patentamt hat den Preis für junge Erfinderinnen und Erfinder im Jahr 2021 ins Leben gerufen, um die nächste Generation von Erfindern zu inspirieren. Der Preis richtet sich an junge Menschen von bis zu 30 Jahren und zeichnet Initiativen aus, die Technologien nutzen, um einen Beitrag zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen zu leisten. In diesem Jahr erhalten die beiden Erstplatzierten jeweils 20 000 EUR, die Zweitplatzierte erhält 10 000 EUR. Eine unabhängige Jury, bestehend aus ehemaligen Finalisten des Europäisches Erfinderpreises, wählt die Finalisten und Gewinner. Das EPA verlieh den Preis erstmalig im Rahmen der virtuellen Preisverleihung des Europäischen Erfinderpreises am 21. Juni. Im Gegensatz zu den Kategorien des Europäischen Erfinderpreises benötigen die Finalisten des Preises für junge Erfinderinnen und Erfinder kein erteiltes europäisches Patent, um für den Preis in Frage zu kommen.
Lesen Sie mehr über die Teilnahmebedingungen und Auswahlkriterien für den Young Inventors prize.
Über das EPA
Mit 6 400 Mitarbeitern ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Außerdem ist das EPA weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
Pressekontakte Europäisches Patentamt
Luis Berenguer Giménez
Hauptdirektor Kommunikation, Sprecher
Pressestelle des Europäischen Patentamts
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