Ein Augen- Blick verändert die Welt: John Elvesjö und Mårten Skogö für die Erfindung des Eyetracking als Finalisten für den Europäischen Erfinderpreises nominiert
- Die Schweden John Elvesjö und Marten Skogö im Team mit Henrik Eskilsson entwickelten das Eyetracking-System
- Revolutionäre Software macht die berührungslose Mensch-Maschine-Interaktion möglich - Steuerung von Computern und Computeranwendungen erfolgt über die Augen
- Technologie erhielt etwa 45 Auszeichnungen und verzeichnete Investitionen in Millionenhöhe
- Benoît Battistelli, Präsident des Europäischen Patentamtes: „Eyetracking eröffnet in der Interaktion zwischen Mensch und Maschine neue, bahnbrechende Möglichkeiten."
München/Stockholm, 21. April 2015 - Im Alter von 24 Jahren machte John Elvesjö eine herausragende Entdeckung - durch einen Zufall. Während eines Laborversuches verfolgte der Wissenschaftler mit Hilfe von Sensoren die Bewegung von Fruchtfleischpartikeln. Dabei bemerkte er, dass die Sensoren den Bewegungen seiner Augen folgten. Die Idee zur Entwicklung eines Eyetracking-Sensors war geboren. In Zusammenarbeit mit seinem Team bei dem schwedischen Unternehmen Tobii wurde aus der Vision der Eyetracking-Technologie ein technisch ausgereiftes Produkt.
Für diese Erfindung hat das Europäische Patentamt (EPA) John Elvesjö und sein Team als Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2015 in der Kategorie „Kleine und mittelständische Unternehmen" nominiert. Am 11. Juni 2015 wird die begehrte Auszeichnung im Rahmen eines Festakts in Paris zum zehnten Mal verliehen.
Benoît Battistelli, Präsident des Europäischen Patentamtes: „John Elvesjö und sein Team beweisen mit ihrer Erfindung, dass die Entwicklung einer innovativen Technologie nachhaltigen Einfluss auf große Teile unserer Gesellschaft haben kann. Eyetracking eröffnet in der Interaktion zwischen Mensch und Maschine neue, bahnbrechende Optionen. Mit einer einzigen Bewegung der Augen ist es möglich, computergesteuerte Aktionen auszulösen, zu kommunizieren und damit ganz neue Perspektiven in Beruf und Freizeit zu schaffen."
Ein einziger Blick
Gut 14 Jahre nach Elvesjös Entdeckung ist Tobii Weltmarktführer auf seinem Gebiet. Die Eyetracking-Technologie wird heute in zahlreichen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens eingesetzt. Sie basiert auf Infrarotlichtquellen, die auf einem Bildschirm angebracht sind: Die ausgesendeten Lichtstrahlen werden von den Augen reflektiert, von Sensoren registriert und verfolgt. Die für die Technologie verwendete Software nutzt einen komplexen mathematischen Algorithmus. Mit dessen Hilfe ist sie in der Lage, die Orientierung und Blickrichtung der Pupillen zu erkennen und in Echtzeit zu berechnen. Ergebnis: der Computer kann alleine mit der Bewegung der Augen gesteuert werden. Die Entwicklung dieser Algorithmen bedeutete eine enorme Herausforderung, die Elvesjö gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Mårten Skogö und einem Expertenteam jedoch lösen konnte.
Immenses Marktpotenzial - Kommunikation „per Wimpernschlag"
Dank Tobiis Technik können Menschen, die durch körperliche und geistige Behinderungen in der Kommunikation stark eingeschränkt sind, sich wieder mitteilen. Per Augenbewegung interagieren sie mit Sprachausgabeprogrammen und kommunizieren mit ihrer Umwelt.
"Wir haben wirklich schnell gesehen, dass es sehr viele und verschiedene Einsatzmöglichkeiten für Eyetracking gibt. Aber schon bald haben wir uns dafür entschieden, den Schwerpunkt auf die Entwicklung von Mobilgeräte für körperlich und geistig behinderte Menschen zu legen," so Mårten Skogö.
So ist Eyetracking zum Beispiel eine der wenigen Methoden, mit denen man die kognitiven Fähigkeiten von Rett-Syndrom-Patienten untersuchen kann. Diese Patienten können den Gebrauch ihrer Hände nicht gezielt steuern und besitzen darüber hinaus nur eingeschränkte sprachliche Fähigkeiten. Um zu untersuchen, wie sie die Welt betrachten, können Eyetracker eingesetzt werden. Patienten mit Amyotropher Lateralsklerose (ALS), einer degenerativen Erkrankung des motorischen Nervensystems, wie beispielsweise Physiker Stephen Hawking, können mit der Technologie neue, anspruchsvolle Wege der Kommunikation nutzen und sogar im Internet surfen
Ein ganz andere Einsatzbereich: Mit Hilfe von Eyetracking-Brillen ist es beispielsweise möglich, das Einkaufsverhalten von Probanden im Supermarkt nachzuvollziehen. Im Ergebnis lassen sich Rückschlüsse auf die ideale Produktpositionierung ziehen. Weiterhin ist der direkte Vergleich von Marken- zu Konkurrenzprodukten in der Wahrnehmung der Kunden möglich. So können mit Hilfe von Eyetracking völlig neue Verkaufskonzepte generiert werden.
Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten - von der Medizin bis zum Auto
Doch die Technologie lässt sich in zahlreichen weiteren Bereichen einsetzen: Jegliche Interaktion, in die ein Computer eingebunden ist, ist potenziell auch ein Anwendungsgebiet für Eyetracking. In Fahrzeugen, Mobiltelefonen und Tablets, Fernsehern und ähnlichen Geräten ist eine Nutzung „per Wimpernschlag" denkbar. Weiterhin wird es in Computern und beim Gaming eingesetzt, wobei ein völlig neues Spielerlebnis entsteht. Viele Aktionen - wie beispielsweise das Scrollen oder Zoomen am Bildschirm - lassen sich dann mit den Augen ausführen. Auch in der Medizin kommt die Technologie zum Einsatz. Ärzte im Operationssaal sind mit Eyetracking in der Lage, Informationen vom Computer abzurufen, ohne die Sterilität ihrer Hände zu gefährden. „Ich bin davon überzeugt, dass wir Eyetracking innerhalb der nächsten zehn Jahre in fast allen Lebensbereichen wiederfinden werden: In jedem Handy, jedem Auto, Computer oder Fernseher wird diese Technologie integriert sein", sagt John Elvesjö.
Per Zufall zum Marktführer
Die zufällige Erfahrung mit den Sensoren war der Auslöser, der Elvesjö das immense Potenzial dieser Technologie erahnen ließ. Er machte sich umgehend daran, die Möglichkeiten zu erforschen. Skogö unterstützte ihn dabei. Henrik Eskilsson übernahm schließlich die Vermarktung des neuen Eyetracking-Systems. Gemeinsam gründeten sie Tobii, das mittlerweile Weltmarktführer auf diesem Gebiet ist. Alle drei Gründer sind auch heute noch im Unternehmen als technischer Leiter, als wissenschaftlicher Leiter und als Geschäftsführer tätig. Heute zählt das Unternehmen mit Sitz in Stockholm und Niederlassungen in Deutschland, Norwegen, China, Japan und den USA weltweit 570 Angestellte. Der Marktwert für Eyetracking-Anwendungen wird bis zum Jahr 2020 auf 34,4 Milliarden Euro prognostiziert, was einer Verdreifachung des heutigen Wertes entspräche.
Medien- und Servicepaket zu John Elvesjö und Mårten Skogö:
- Über die Erfinder
- Der Blick auf die Patente: EP1562469, EP2237237
- Zehn Jahre Europäischer Erfinderpreis: Eine Zeitreise zu Erfindern und Ideen, die unser Leben veränderten.
- Über das Europäische Patentamt (EPA)
- Studie belegt: Jeder dritte Job in Europa entsteht in IP-intensiven Branchen
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