KI-gestütztes System macht Recycling wertvoller: Victor Dewulf und Peter Hedley als Finalisten für den Young Inventors prize 2022 nominiert
- Belgische und britische Erfinder Victor Dewulf und Peter Hedley für ihr KI-gestütztes Abfallmanagement gemeinsam als einer von drei Finalisten für neuen Preis nominiert, der vom Europäischen Patentamt (EPA) verliehen wird
- Ihr Abfallerkennungssystem und robotergestützter Sortierarm können den Anteil des recycelten Abfalls erhöhen und dadurch Recycling wirtschaftlicher machen
- System kommt über das von den Erfindern gegründete Start-up-Unternehmen Recycleye in Recyclinganlagen in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien zum Einsatz
München, 24. Mai 2022 - Das Europäische Patentamt (EPA) gibt bekannt, dass die Ingenieure Victor Dewulf und Peter Hedley für ihre KI-gestützte Abfallerkennungs- und Robotersortierungstechnologie als Finalisten für den Preis für junge Erfinderinnen und Erfinder nominiert worden sind, der dieses Jahr zum ersten Mal vom Europäischen Patentamt (EPA) vergeben wird. Die beiden Unternehmer starteten mit einem Laufband, einer Kamera und einem Haufen Abfall, den sie aus Müllcontainern zusammengesucht hatten. Seitdem haben sie ihr intelligentes Abfallsortiersystem in ein vielversprechendes Unternehmen verwandelt und Millionen von Euro an Investitionsgeldern einsammeln können.
Ihre Erfindung besteht aus zwei Teilen, die von den Recyclingbetrieben allein oder zusammen eingesetzt werden können: einem Computer-Vision-System, das mithilfe künstlicher Intelligenz verschiedene Abfallarten genau identifiziert und einem Roboterarm, der sich auf sechs Achsen bewegt, um selbstständig wertvolles Material aus einem Recycling-Förderband mit gemischten geringwertigen Abfällen herauszusuchen. Ziel ist es, den Reinheitsgrad und damit den Wert der recycelten Abfallballen zu erhöhen und den finanziellen Anreiz für das industrielle Recycling zu steigern.
„Mit ihrer Doppel-Lösung zur Abfallerkennung und -sortierung leisten Victor Dewulf und Peter Hedley einen entscheidenden Beitrag zur Verringerung der weltweiten Abfallmenge und zum Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft", sagte EPA-Präsident António Campinos bei der Bekanntgabe der Finalisten für den Preis für junge Erfinderinnen und Erfinder 2022. „Die Geschwindigkeit, mit der sie diese Innovationen nicht nur entwickelt, sondern auch in die Tat umgesetzt haben, ist bemerkenswert, und wir freuen uns darauf zu sehen, wie es weitergeht."
Die belgisch/britischen Erfinder gehören zu den drei Finalisten des neuen Preises, den das EPA ins Leben gerufen hat, um die nächste Generation von Erfindern zu fördern. Mit dem Preis werden junge Innovatoren im Alter von bis zu 30 Jahren ausgezeichnet, die Lösungen zur Bewältigung globaler Probleme und zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen entwickelt haben. Die Gewinner des Preises für junge Erfinderinnen und Erfinder 2022 werden bei der virtuellen Preisverleihung für den Europäischen Erfinderpreis am 21. Juni bekannt gegeben.
Ein Auge für cleveres Abfallmanagement
Nach Angaben der Weltbank fallen weltweit jedes Jahr zwei Milliarden Tonnen fester Siedlungsabfälle an, deren Entsorgung oder Verbrennung negative Auswirkungen auf die Umwelt haben kann. Die Sortierung dieser Abfälle für das Recycling stellt jedoch eine große Herausforderung dar. Eines der größten Probleme besteht darin, dass die Trennung von Kunststoffen und anderen wertvollen Abfällen von gemischten Abfällen mit geringem Wert weitgehend manuell erfolgt und unerschwingliche Kosten mit sich bringt. Durch die Automatisierung des Prozesses mithilfe von KI wollen Dewulf und Hedley den Anteil des recycelten Abfalls erhöhen.
„Unser visuelles Erkennungssystem kann auf den schnellsten Bändern in einer Abfallanlage laufen, was die Lösungen unserer Wettbewerber nicht können", sagt Hedley. „Die KI-Priorisierung beim Sortieren des Abfalls verhilft uns zu einer Leistungssteigerung von etwa 300 % - und eine 300-prozentige Steigerung des Endergebnisses für unsere Anlagen hilft ihnen und ihren Gewinnspannen wirklich."
Das Computer-Vision-System namens Recycleye Vision verwendet eine Kamera in Handyqualität, die über den Abfallförderbändern angebracht ist. Damit werden pro Sekunde 60 Bilder von den vorbeilaufenden Abfällen gemacht, die an einen Algorithmus gesendet werden, der sie für die Sortierung priorisiert. Dann werden Anweisungen an einen Sortierarm von Recycleye Robotics gesendet, die ihm sagen, wo er die Abfälle aufnehmen und ablegen soll. Die Komplettlösung kann 55 erfolgreiche Entnahmen von einem Förderband pro Minute durchführen.
Die Erfindung entstand 2018, als Dewulf im Rahmen seines Masterstudiums in Umwelttechnik eine Recyclinganlage besuchte und sah, wie arbeitsintensiv der Prozess der Müllsortierung ist. Davon und vom Informatik-Masterstudiengang seines Freundes Hedley inspiriert, schrieb Dewulf seine Abschlussarbeit über die Automatisierung der Müllsortierung mithilfe von Computer Vision. Nach dem Abschluss des Studiums trennten sich die Wege von Dewulf und Hedley, aber Dewulfs Abschlussarbeit begann Aufmerksamkeit zu erregen. 2019 gewann Dewulf Hedley dafür, einen Prototypen für ein Computer-Vision-gestütztes Abfallerkennungssystem zu entwickeln.
Dewulf und Hedley trainierten ihr erstes Computer-Vision-System in der Garage von Hedleys Eltern auf einem mit Müll bedeckten Laufband, das ein Recycling-Förderband simulierte, bevor sie 2019 ihr Unternehmen Recycleye gründeten. Im darauffolgenden Jahr sammelten Dewulf und Hedley 935 000 Euro an Startkapital ein und begannen mit der Entwicklung ihres Robotersortierarms in Zusammenarbeit mit dem Robotikunternehmen FANUC. Bis Ende 2020 hatten sie ihr Recycleye Vision System nicht nur in Frankreich, sondern auch bei den britischen Abfallentsorgern Biffa und Re-Gen eingesetzt - mit guten Ergebnissen. Das Unternehmen mit Niederlassungen in London und Paris hat 17 Vision Systems und fünf Roboterarme im Einsatz, weitere sind in Planung.
Der weltweite Markt für intelligentes Abfallmanagement belief sich im Jahr 2020 auf ein Volumen von 1,5 Mrd. Euro und wird bis 2026 voraussichtlich 5,4 Mrd. Euro erreichen.
Hinweis für die Redaktionen
Informationen zu den Erfindern
Der Belgier Victor Dewulf (25) absolvierte an der Universität Bath (UK) ein Bachelor-Studium in Bauingenieurwesen, das er 2017 abschloss. Darauf folgte ein Master-Abschluss in Umweltingenieurwesen mit Business Management am Imperial College London, wo er auch eine Promotion über die Anwendung von Computer Vision für Abfall begann. Von 2018 bis 2019 arbeitete er bei Goldman Sachs. 2019 gründete er gemeinsam mit Peter Hedley Recycleye und ist derzeit CEO des Unternehmens. Dewulf hat verschiedene Auszeichnungen erhalten, darunter den BP Centurion Award und den Letitia Chitty Centenary Memorial Prize. 2021 wurde er in die Forbes-Liste „30 under 30" für den Bereich Social Impact aufgenommen.
Der Brite Peter Hedley (27) schloss 2017 ein Bachelor-Studium in Bauingenieurwesen an der Universität Bath ab, gefolgt von einem Master-Abschluss in Computerwissenschaften am Imperial College London. Während seines Bauingenieurstudiums arbeitete er als Entwicklungsingenieur für Apex Circuit Design Ltd., wo er ein Team leitete und schulte, das Software zur Simulation von Autorennstrecken modifizierte. Nach seinem Master-Abschluss beschäftigte sich Hedley mit der Anwendung von Computer Vision in Kunstgalerien. Zusammen mit Victor Dewulf gründete er 2019 Recycleye, wo er derzeit Chief Technology Officer ist. Er wurde 2021 in die Forbes-Liste „30 under 30" für den Bereich Social Impact aufgenommen.
Über den Young Inventors prize
Das Europäische Patentamt hat den Preis für junge Erfinderinnen und Erfinder im Jahr 2021 ins Leben gerufen, um die nächste Generation von Erfindern zu inspirieren. Der Preis richtet sich an junge Menschen von bis zu 30 Jahren und zeichnet Initiativen aus, die Technologien nutzen, um einen Beitrag zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen zu leisten. Der erste Platz ist mit 20 000 EUR dotiert, die zweit- und drittplatzierten Finalisten erhalten jeweils 10 000 EUR bzw. 5 000 EUR. Eine unabhängige Jury, bestehend aus ehemaligen Finalisten des Europäisches Erfinderpreises, wählt die Finalisten und Gewinner. Das EPA wird den Preis erstmalig im Rahmen der virtuellen Preisverleihung des Europäischen Erfinderpreises am 21. Juni überreichen. Lesen Sie mehr über die Teilnahmebedingungen und Auswahlkriterien für den Young Inventors prize.
Über das EPA
Mit 6 400 Mitarbeitern ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Außerdem ist das EPA weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
Pressekontakte Europäisches Patentamt
Luis
Berenguer Giménez
Leiter
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