Intelligentes Recycling: Unternehmer Victor Dewulf (25) und Peter Hedley (27) gewinnen den Young Inventors prize 2022
- Europäisches Patentamt zeichnet belgisch-britisches Unternehmer-Duo für sein effizientes, KI-gestütztes Abfallmanagementsystem aus
- Mit einem Computer-Vision-System, das darauf trainiert ist, Abfall auf einem Förderband zu erkennen, und einem Roboterarm, der wertvolles Material aussortiert, erhöht die Erfindung die Geschwindigkeit und Genauigkeit der Abfallsortierung und sorgt für mehr Abfallreinheit
- Das System kann den Anteil des recycelten Abfalls erhöhen und Recycling wirtschaftlicher machen
München, 21. Juni 2022 - Das Europäische Patentamt (EPA) hat heute den belgischen Unternehmer Victor Dewulf und den britischen Informatiker Peter Hedley mit dem ersten Platz des erstmals vergebenen Young Inventors prize ausgezeichnet. Die beiden haben ein intelligentes Erkennungs- und Sortiersystem entwickelt, das es Abfallentsorgungseinrichtungen ermöglicht, Abfälle schnell und genau zu trennen und so sicherzustellen, dass mehr recycelt wird.
„Victor Dewulf und Peter Hedley nutzen modernste KI-Technologien, um ein großes Problem anzugehen - die drastische Reduzierung unseres Abfalls", sagt EPA-Präsident António Campinos. „Indem sie die Wahrscheinlichkeit für Abfallrecycling erhöhen, trägt ihre Innovation zu einer saubereren Welt für uns alle bei. Das ist genau die Art von nachhaltigem Unterfangen, für das der Preis für junge Erfinderinnen und Erfinder ins Leben gerufen wurde."
Das belgisch-britische Team wurde im Rahmen einer hybriden Veranstaltung ausgezeichnet, die von einem weltweiten Publikum online verfolgt wurde und bei der die Gewinnerinnen und Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2022, einem der renommiertesten Innovationspreise Europas, bekannt gegeben wurden. Das EPA hat den mit Preisgeldern dotierten neuen Preis für junge Erfinderinnen und Erfinder speziell für Innovatoren im Alter von bis zu 30 Jahren geschaffen, die Lösungen zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen entwickelt haben und unser Leben positiv beeinflussen. Der erste Platz wurde zweimal vergeben: Neben dem Duo Dewulf/Hedley wurde die US-amerikanische Parkinson-Forscherin Erin Smith ausgezeichnet. Beide Erstplatzierten erhalten einen Geldpreis von 20 000 EUR.
Mit künstlicher Intelligenz schneller sortieren
Das System von Dewulf und Hedley besteht aus zwei Teilen, die einzeln oder zusammen genutzt werden können. Das Abfallerkennungssystem verwendet eine über den Förderbändern angebrachte Kamera in Handyqualität, um Fotos von den vorbeilaufenden Abfällen zu machen und sie an einen Algorithmus zu senden, der sie nach Priorität sortiert. Die Anweisungen, wo die Abfälle aufzunehmen und abzulegen sind, werden dann zur Sortierung an einen Roboterarm gesendet, der sich auf sechs Achsen bewegt. Die Komplettlösung kann 55 erfolgreiche Entnahmen von einem Förderband pro Minute durchführen.
Die Idee zu dieser Erfindung entstand, als Dewulf im Rahmen seines Studiums eine Recyclinganlage besuchte. Dabei fiel ihm der hohe manuelle Arbeitsaufwand auf, der das Sortieren von Abfällen extrem teuer macht und die Menge des recycelten Materials einschränkt. Dewulf machte sich Gedanken darüber, wie Computer Vision als eine spezifische Art von künstlicher Intelligenz den Prozess verbessern könnte, und bat seinen Freund Peter Hedley, mit ihm gemeinsam an einem entsprechenden Projekt zu arbeiten.
Die beiden begannen mit der Entwicklung ihres Systems in der Garage von Hedleys Eltern mit einer Kamera, einem Laufband und einer aus Containern zusammengesammelten Ladung Müll. Nachdem sie ihr erstes Computer-Vision-System erfolgreich trainiert hatten, gründeten Dewulf und Hedley 2019 ihr Unternehmen Recycleye. Seitdem konnten sie im Rahmen von Fundraising mehrere Millionen Euro an Investitionsgeldern generieren. Das Unternehmen hat 17 Bildverarbeitungssysteme und fünf Roboterarme im Einsatz, weitere sind in Planung.
Dewulf und Hedley sehen ihre Arbeit als einen wichtigen Schritt zur Schaffung einer nachhaltigen Wirtschaft. „Mit dem Einsatz von Computer Vision und neuen Technologien wie der Robotik können wir die Automatisierung der (Abfall-)Industrie beschleunigen", sagt Dewulf. „Im Endeffekt können wir so den Übergang unserer Wirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft so weit beschleunigen, dass unsere Entsorgungsketten wieder in unsere Lieferketten integriert werden können."
Hinweis für die Redaktionen
Informationen zu den Erfindern
Der Belgier Victor Dewulf (25) absolvierte an der Universität Bath (UK) ein Bachelor-Studium in Bauingenieurwesen, das er 2017 abschloss. Darauf folgte ein Master-Abschluss in Umweltingenieurwesen mit Business Management am Imperial College London, wo er auch eine Promotion über die Anwendung von Computer Vision für Abfall begann. Von 2018 bis 2019 arbeitete er bei Goldman Sachs. 2019 gründete er gemeinsam mit Peter Hedley Recycleye und ist derzeit CEO des Unternehmens. Dewulf hat verschiedene Auszeichnungen erhalten, darunter den BP Centurion Award und den Letitia Chitty Centenary Memorial Prize. 2021 wurde er in die Forbes-Liste „30 under 30" für den Bereich Social Impact aufgenommen.
Der Brite Peter Hedley (27) schloss 2017 ein Bachelor-Studium in Bauingenieurwesen an der Universität Bath ab, gefolgt von einem Master-Abschluss in Computerwissenschaften am Imperial College London. Während seines Bauingenieurstudiums arbeitete er als Entwicklungsingenieur für Apex Circuit Design Ltd., wo er ein Team leitete und schulte, das Software zur Simulation von Autorennstrecken modifizierte. Nach seinem Master-Abschluss beschäftigte sich Hedley mit der Anwendung von Computer Vision in Kunstgalerien. Zusammen mit Victor Dewulf gründete er 2019 Recycleye, wo er derzeit Chief Technology Officer ist. Er wurde 2021 in die Forbes-Liste „30 under 30" für den Bereich Social Impact aufgenommen.
Über den Young Inventors prize
Das Europäische Patentamt hat den Preis für junge Erfinderinnen und Erfinder im Jahr 2021 ins Leben gerufen, um die nächste Generation von Erfindern zu inspirieren. Der Preis richtet sich an junge Menschen von bis zu 30 Jahren und zeichnet Initiativen aus, die Technologien nutzen, um einen Beitrag zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen zu leisten. In diesem Jahr erhalten die beiden Erstplatzierten jeweils 20 000 EUR, die Zweitplatzierte erhält 10 000 EUR. Eine unabhängige Jury, bestehend aus ehemaligen Finalisten des Europäisches Erfinderpreises, wählt die Finalisten und Gewinner. Das EPA verlieh den Preis erstmalig im Rahmen der virtuellen Preisverleihung des Europäischen Erfinderpreises am 21. Juni. Im Gegensatz zu den Kategorien des Europäischen Erfinderpreises benötigen die Finalisten des Preises für junge Erfinderinnen und Erfinder kein erteiltes europäisches Patent, um für den Preis in Frage zu kommen.
Lesen Sie mehr über die Teilnahmebedingungen und Auswahlkriterien für den Young Inventors prize.
Über das EPA
Mit 6 400 Mitarbeitern ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Außerdem ist das EPA weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
Pressekontakte Europäisches Patentamt
Luis Berenguer Giménez
Hauptdirektor Kommunikation, Sprecher
Pressestelle des Europäischen Patentamts
Tel. +49 89 2399 1833
press@epo.org