https://www.epo.org/de/node/patentorama-27

Patentorama

Die Geschichte des modernen Rollstuhls in Patenten 

Der Rollstuhl gehört schon seit Jahrhunderten zum Katalog der Mobilitätshilfen und steht sinnbildlich für den menschlichen Erfindergeist, für Mitgefühl und das Streben nach Inklusion. Oftmals sind es Patente, die die Grundlage für Innovationen legen und die Geschichten von Erfinderinnen und Erfindern erzählen, die ihre Talente zur Schaffung einer nachhaltigeren und inklusiveren Welt eingesetzt haben. Anlässlich des Internationalen Tags des Rollstuhls am 1. März lassen wir anhand von Patenten die Ursprünge und die Weiterentwicklung des modernen Rollstuhls Revue passieren.  

  1. Elektrischer Rollstuhl von Elieson Chaimsonovitz Prosper im Jahr 1915

Electric wheelchair by Elieson Chaimsonovitz Prosper in 1915 Eines der ersten Patente für den elektrischen Rollstuhl, eine Konstruktion des Erfinders Elieson Chaimsonovitz Prosper, datiert aus dem Jahr 1915. Die Beschreibung lautet wie folgt: "… eine Erfindung, [die sich] auf Verbesserungen an Rollstühlen … mit Elektroantrieb [bezieht], und [deren] Hauptziel in der Einrichtung von Mitteln zur Unterstützung des Elektromotors und zur Übertragung der Kraft des Motors auf die Radachse [besteht]." 

  1. Der erste Klapprollstuhl von Harry Jennings, patentiert im Jahr 1936

First folding wheelchair by Harry Jennings patented in 1936

1936 erfand der Ingenieur Harry Jennings den ersten Klapprollstuhl, der als Weiterentwicklung des vollständig aus Eisen gebauten, verstellbaren Rollstuhls von 1870 angesehen werden kann. Jennings entwarf dieses bahnbrechende Modell für seinen querschnittsgelähmten Freund Herbert Everest. Gemeinsam gründeten sie das Unternehmen Everest & Jennings, das lange Zeit im Rollstuhlmarkt erfolgreich war.  

  1. Motorbetriebener Rollstuhl von Homer Smith aus dem Jahr 1938

Motor-driven wheelchair by Homer Smith in 1938

1938 wurde ein motorbetriebener Rollstuhl patentiert, den Homer Smith in den Vereinigten Staaten erfunden hatte. Die Erfindung des ersten elektrischen Rollstuhls wie wir ihn heute kennen wird allerdings gemeinhin dem kanadischen Erfinder George Klein zugeschrieben. Seine Erfindung war ursprünglich für Veteranen des Zweiten Weltkriegs in den 1950er-Jahren gedacht und wurde dann von Everest & Jennings (siehe oben) aufgegriffen und in Masse produziert.  

  1. Klapprollstuhl von Patrick Williams aus dem Jahr 1978

Folding wheelchair by Patrick Williams in 1978

Eines der ersten, wenn nicht das erste europäische Patent für einen Rollstuhl in Anlehnung an das Modell von Harry Jennings (siehe oben) wurde 1978 erteilt. Der Beschreibung zufolge hat dieser Klapprollstuhl einen "Seitenrahmen, der mit Kniehebelstreben vorn, hinten und unten verbunden ist, die die Seitenrahmen in geklappter Position zusammenhalten." Darüber hinaus verfügt dieses Modell auch über eine innovative klappbare Fußstütze.  

  1. Spezialsteuerung für Rollstuhl von Munevo aus dem Jahr 2017

Specialist control for a wheelchair by Munevo in 2017

Im 21. Jahrhundert schließlich kamen bei Mobilitätshilfen zunehmend moderne Technologien zur Anwendung. Ein Beispiel dafür ist diese patentierte Spezialsteuerung für einen Rollstuhl für Menschen, die ihren Rollstuhl nicht mit eigener Muskelkraft bewegen können. Die Erfindung macht es möglich, einen Rollstuhl mithilfe einer Datenbrille und bestimmten Kopfbewegungen oder Sprachbefehlen zu steuern.  

Damit bieten Patente einen guten Ausgangspunkt, um die Entwicklung moderner Rollstühle und anderer Mobilitätshilfen zu verstehen. Die Gewinnerin des Europäischen Erfinderpreises Elena García Armada tritt den Beweis an, das Innovationen im Lauf der Jahrzehnte die beste Inspiration für neue, bahnbrechende Ideen zeitgenössischer Erfinderinnen und Erfinder liefern. García erfand das erste anpassungsfähige Roboter-Exoskelett für Kinder, bei denen infolge einer langjährigen Rollstuhlnutzung ein erhöhtes Risiko für Muskelabbau und eine Verformung der Wirbelsäule besteht. Für diese Erfindung wurde García 2022 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. 

Mit dieser Zeitreise möchten wir die Aufmerksamkeit auf einen Apparat lenken, der nicht nur das Leben von Millionen von Menschen verändert hat, sondern auch sinnbildlich für den Fortschritt in den Bereichen Barrierefreiheit und Hilfstechnologien steht. Diese wunderbare Erfindung verdient es, gefeiert zu werden – nicht nur heute, sondern jeden Tag.  


Schlagworte: D&I, Rollstuhl, Inklusivität, Menschen mit Behinderung