Patentschutz über 20 Jahre hinaus: Daten zu ESZ und anderen Laufzeitverlängerungen für Arzneimittelpatente
Die Entwicklung neuer Arzneimittel ist ein langwieriges und komplexes Verfahren. Bevor Pharmaunternehmen ein neues Medizinprodukt auf den Markt bringen, müssen sie eine Vielzahl von Studien, Versuchen und Sicherheitstests durchführen, um die behördliche Genehmigung für die Marktzulassung zu erhalten. Im Durchschnitt nimmt dieser Prozess etwa 12 Jahre in Anspruch, was die tatsächliche Dauer des Patentschutzes für ein neues Produkt deutlich verkürzt.
Um die Patentinhaber für diesen "Verlust" zu entschädigen, haben verschiedene Patentbehörden weltweit Systeme zur Verlängerung der Patentlaufzeit für IP-Rechte in pharmazeutischen Bereichen eingeführt, darunter auch ergänzende Schutzzertifikate (ESZ) in der Europäischen Union.
In dieser Artikelreihe werden ESZ ausführlich behandelt. Nach einer grundlegenden Einführung zeigen wir Ihnen, wie Sie mit den Recherchetools des EPA auf Daten zu ESZ und anderen Laufzeitverlängerungen zugreifen können. Zum Schluss befassen wir uns auch mit ESZ für Patente mit einheitlicher Wirkung.
Zur Einführung in das Thema vergleichen wir zunächst ESZ mit Systemen zur Laufzeitverlängerung in anderen wichtigen Regionen.
Teil I: Grundlegende Konzepte im Überblick
Hintergrund
Verlängerungen der Patentlaufzeit für Arzneimittelpatente wurden erstmals 1984 in den USA eingeführt, bevor 1987 Südkorea und 1988 Japan folgten. Die EU führte 1993 ESZ ein. Damit sollte vor allem sichergestellt werden, dass europäische Pharmaunternehmen keinen Wettbewerbsnachteil gegenüber solchen Unternehmen in anderen wichtigen Regionen erlitten.
Anders als bei vergleichbaren Regelungen in den USA, in Südkorea oder in Japan handelt es sich bei ESZ nicht um Laufzeitverlängerungen im eigentlichen Sinne, sondern um gesonderte IP-Rechte, die nach Erlöschen des entsprechenden Patents in Kraft treten. In der folgenden Tabelle werden die wichtigsten Merkmale von ESZ mit denen von Laufzeitverlängerungen in anderen wichtigen Regionen verglichen.
Voraussetzungen
|
EU (ESZ) |
U.S. |
Südkorea |
Japan |
---|---|---|---|---|
Infrage kommende Gebiete der Technik |
Arzneimittel, Pflanzenschutzmittel |
Arzneimittel Agrochemikalien |
Pflanzenschutzmittel, Agrochemikalien |
Arzneimittel Agrochemikalien |
Infrage kommende Patentkategorien |
Stoff, Verfahren, Verwendung, Stoffgemisch |
Stoff, Verfahren, Verwendung, Stoffgemisch |
Stoff, Verfahren, Verwendung, Stoffgemisch |
Stoff, Verfahren, Verwendung, Stoffgemisch |
Beantragung
|
EU (ESZ) |
U.S. |
Südkorea |
Japan |
---|---|---|---|---|
Laufzeitverlängerung gewährende/ESZ erteilende Behörde |
|
US-Patent- und Markenamt (USPTO) |
Koreanisches Amt für geistiges Eigentum (KIPO) |
Japanisches Patentamt (JPO) |
Frist für die Einreichung des Antrags |
innerhalb von 6 Monaten nach der Marktzulassung oder Patenterteilung, je nachdem, was später eintritt |
innerhalb von 60 Tagen nach der Marktzulassung und vor Erlöschen des Patents |
innerhalb von 3 Monaten nach der Marktzulassung, jedoch nicht später als 6 Monate nach Ende der Patentlaufzeit |
innerhalb von 3 Monaten nach der behördlichen Genehmigung, jedoch nicht später als 6 Monate nach Ende der Patentlaufzeit |
Antragsberechtigte Person |
nur der Patentinhaber (d. h. nicht der Lizenznehmer oder andere Dritte) |
nur der Patentinhaber (d. h. nicht der Lizenznehmer oder andere Dritte) |
nur der Patentinhaber (d. h. nicht der Lizenznehmer oder andere Dritte)
|
nur der Patentinhaber (d. h. nicht der Lizenznehmer oder andere Dritte) |
Verlängerungszeitraum
|
EU (ESZ) |
U.S. |
Südkorea |
Japan |
---|---|---|---|---|
Maximale Anzahl von Verlängerungen pro Patent |
eine |
eine |
eine |
mehrere*** |
Berechnung des Verlängerungszeitraums |
Zeitraum zwischen dem Anmeldetag des Patents und dem Datum der Marktzulassung, verkürzt um einen Zeitraum von 5 Jahren |
Zeitraum bestehend aus der Hälfte der Testphase des Erzeugnisses und der gesamten Phase der Genehmigung durch die zuständige Regierungsbehörde |
Zeitraum zwischen der Patenterteilung/dem Beginn klinischer Tests (je nachdem, was später eintritt) und der Marktzulassung |
Zeitraum zwischen der Patenterteilung/dem Beginn klinischer Tests (je nachdem, was später eintritt) und der Marktzulassung |
Maximaler Verlängerungszeitraum |
5 Jahre |
5 Jahre |
5 Jahre |
5 Jahre |
Pädiatrische Verlängerung zulässig? |
Ja (6 Monate)** |
Ja (6 Monate)** |
Nein |
Nein |
Maximale verbleibende Laufzeit von der Produktzulassung bis zum Ende der verlängerten Laufzeit |
15 Jahre |
14 Jahre |
keine Beschränkung |
keine Beschränkung |
* Vorbehaltlich der Genehmigung der ESZ mit einheitlicher Wirkung durch die gesetzgebenden Organe der EU.
** Die pädiatrische Verlängerung kann zum weiteren Ausgleich des Forschungs- und Entwicklungsaufwands für Arzneimittel für Kinder gewährt werden. Der maximale Verlängerungszeitraum kann sich daher auf 5,5 Jahre erstrecken.
*** Mehrere Verlängerungen möglich, z. B. für mehrere, im selben Erzeugnis enthaltene Wirkstoffe oder für mehrere Anwendungen oder Dosierungen des Erzeugnisses. Diese Verlängerungen werden jedoch nicht aggregiert, sondern laufen parallel, d. h. der maximale Verlängerungszeitraum ist trotzdem auf fünf Jahre begrenzt.
Ausblick:
Nächste Ausgabe der Patent Knowledge News: ESZ - Bibliografische Daten und Zertifikate in den Recherchetools des EPA
Schlagwörter: ESZ, ergänzendes Schutzzertifikat, Laufzeitverlängerung, pharmazeutisch, Arzneimittel