Patentanmeldungen in Europa erreichen 2021 Rekordniveau
Beim Europäischen Patentamt (EPA) wurden 2021 188 600 Patentanmeldungen eingereicht. Dies entspricht einem Wachstum von 4,5% im Vorjahresvergleich und bedeutet zugleich einen neuen Rekordwert. Der heute vom EPA veröffentlichte Patent Index 2021 zeigt, dass die Zahl der Patentanmeldungen im vergangenen Jahr eine kräftige Erholung zeigte, nach einem leichten Rückgang (-0,6%) 2020.
Die Zahl der Patentanmeldungen - ein Frühindikator für die Investitionen von Unternehmen in Forschung und Entwicklung - stieg in neun der zehn anmeldestärksten Technologiefeldern, wobei Digitale Kommunikation und Computertechnik das stärkste Wachstum verzeichneten.
„Die starke Nachfrage nach Patenten im vergangenen Jahr zeugt weiter von robuster Innovationsfähigkeit", sagte EPA-Präsident António Campinos. „Dies unterstreicht die Kreativität und Widerstandsfähigkeit von Erfindern in Europa und weltweit. Sie haben mehr Patentanmeldungen eingereicht und das starke Wachstum in Digitaltechnologien zeigt eindrücklich, dass sich die digitale Transformation branchenübergreifend und über verschie dene Sektoren hinweg vollzieht ."
Digital- und Gesundheitstechnologien boomen
Digitale Kommunikation (+9,4% im Vergleich zu 2020) hat die Medizintechnik (+0,8%) als größtes Technologiefeld für europäische Patentanmeldungen 2021 abgelöst. Computertechnik war das drittstärkste Gebiet und verzeichnete das größte Wachstum (+9,7%) unter den zehn führenden Technologiefeldern. Die verwandten Bereiche audiovisuelle Technologie (+24%) und Halbleiter (+21%) vollzogen einen ungewöhnlich starken Anstieg, wenn auch von einem geringeren Level aus. Der starke Zuwachs bei Patentanmeldungen in digitalen Technologien zeigt die fortschreitende digitale Transformation, wie das Beispiel der intelligenten urbanen Mobilitätslösungen verdeutlicht (smart urban mobility). Arzneimittel (+6,9%) und Biotechnologie (+6,6%) wiesen ebenfalls erneut sehr starke Patentaktivitäten auf, was die rege Erfindungstätigkeit bei Impfstoffen und anderen Bereichen des Gesundheitswesens verdeutlicht.
Chinesische Unternehmen mit stärkstem Wachstum
Die fünf aktivsten Ursprungsländer von Patentenmeldungen waren 2021 erneut die USA, mit rund 25% aller Anmeldungen, gefolgt von Deutschland (14%), Japan (11%), China (9%) und Frankreich (6%) (siehe Grafik Ursprung der Anmeldungen). Insgesamt ist die Anmeldetätigkeit stark auf einige wenige Länder konzentriert, wobei 64% der europäischen Patentanmeldungen 2021 aus fünf Ländern stammten und die 20 anmeldestärksten Länder 95% des Gesamtaufkommens auf sich vereinten.
Wachstumstreiber der Patentanmeldungen beim EPA im Jahr 2021 waren vor allem Anmeldungen aus China (+24% im Vergleich zu 2020) und den USA (+5,2%). Insbesondere die Patentanmeldungen chinesischer Unternehmen verzeichneten einen weiterhin steilen Anstieg und haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als vervierfacht. Anmeldungen aus Südkorea stiegen 2021 ebenfalls (+3,4%), während Japan einen leichten Rückgang (-1,2%) bei den Anmeldungen hatte. Die Zahl der Patentanmeldungen aus den 38 Mitgliedsstaaten der Europäischen Patentorganisation erhöhte sich auch im vergangenen Jahr (+2,8%), allerdings ging ihr Anteil am gesamten Anmeldeaufkommen beim EPA relativ gesehen weiter zurück und fiel von 50% im Jahr 2013 auf nunmehr 44% im Berichtsjahr. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass immer mehr Akteure außerhalb Europas und insbesondere aus Asien den Schutz ihrer Erfindungen auf dem europäischen Markt anstreben.
Trends in Europa: Nordische Länder sowie Spanien und Italien mit solidem Wachstum
Die führenden europäischen Anmeldeländer Deutschland (+0,3%) und Frankreich (-0,7%) blieben im Wesentlichen stabil, während Anmeldungen aus Großbritannien weiter leicht zurückgingen (-1,2%). Die meisten europäischen Länder kehrten 2021 zu Wachstum zurück, wobei Patentanmeldungen aus Schweden (+12,0%), Finnland (+11,2%), Dänemark (+9,2%), Spanien (+8,9%), Italien (+6,5%), der Schweiz (+3,9%), Belgien (+3,3%) und den Niederlanden (+3,1%) deutlich stiegen. Auch Länder mit niedrigerem Patentvolumen (unter 1 000 Anmeldungen) wie die Türkei (+21%), Portugal (+13,9%) und Polen (+12,8%) verzeichneten ein markantes Wachstum. Bei den Patentanmeldungen pro Kopf führten erneut die Schweiz, Schweden, Dänemark, die Niederlande und Finnland das Länderranking an (siehe Grafik Patentanmeldungen pro Million Einwohner).
Huawei steht an der Spitze der Anmelder
Huawei war der führende Patentanmelder beim EPA im Jahr 2021 (wie 2019) gefolgt vom Erstplatzierten aus 2020, Samsung, sowie LG. Ericsson und Siemens legten jeweils eine Position zu und kamen auf den vierten bzw. fünften Platz. Unter den Top 10 befinden sich vier Unternehmen aus Europa, zwei aus Südkorea, zwei aus den USA und jeweils ein Unternehmen aus China und Japan.
Jede fünfte Patentanmeldung von einem KMU eingereicht
Einen erheblichen Anteil der Anmelder beim EPA machen kleinere Entitäten aus: So kam im vergangenen Jahr jede fünfte Patentanmeldung beim EPA aus Europa von einem Einzelerfinder oder einem kleinen und mittlerem Unternehmen (weniger als 250 Mitarbeiter), und weitere 5% kamen von Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen (siehe Grafik Anmelder nach Kategorie).
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