Europäisches Patentamt verzeichnet Höchstwert bei Patentanmeldungen

26. Februar 2015

EPA-Präsident Benoît Battistelli stellt die Ergebnisse bei einer Pressekonferenz in Brüssel vor

Die Patentanmeldungen beim EPA haben 2014 mit 274 000 einen neuen Rekordwert erreicht. Das Anmeldeaufkommen übertraf die Vorjahresmarke von 266 000 damit um 3,1%. Bei den EPO-Staaten verzeichneten die Niederlande, Frankreich und Großbritannien bedeutende Zuwächse. Die Anmeldungen aus Deutschland und Schweden blieben stabil, während Länder wie Finnland, die Schweiz und Spanien einen Rückgang aufwiesen. Besonders stark nahmen die Anmeldungen aus China und den USA zu, das Aufkommen aus Japan hingegen ging erneut zurück. Die Zahl der Patenterteilungen belief sich 2014 auf 64 600. 

„Die Nachfrage nach Patentschutz in Europa ist nunmehr im fünften Jahr hintereinander gestiegen", sagte EPA-Präsident Benoȋt Battistelli. „Dies zeigt, dass Europa seine Schlüsselrolle als Technologie- und Innovationsstandort für Unternehmen aus aller Welt weiter festigt. Das wachsende Volumen an Patentanmeldungen aus europäischen Staaten unterstreicht die herausragende Bedeutung patentintensiver Industrien für die europäische Wirtschaft: Sie stärken Europas Wettbewerbsfähigkeit, seine Wirtschaftskraft und schaffen Arbeitsplätze."

Einreichungen nach Ursprungsländern und Regionen - Europäische Staaten mit stabilem Marktanteil

Die 38 Mitgliedstaaten der Europäischen Patentorganisation konsolidierten im vergangenen Jahr ihren Anteil von 35% am Gesamtaufkommen. Dabei stammten 11% der Anmeldungen aus Deutschland, gefolgt von Frankreich (5%), der Schweiz und den Niederlanden (jeweils 3%) sowie Großbritannien, Schweden und Italien (jeweils 2%). Wie in den Vorjahren gingen rund zwei Drittel der Anmeldungen auf außereuropäische Anmelder zurück. Davon trugen die USA mit 26% den größten Anteil bei. Dahinter lag Japan mit einem Anteil von 18%, gefolgt von China (9%) und Korea (6%). 

Annual results 2014: video start image

Europa mit differenziertem Bild auf Länderebene

Das Plus von 1,2% an Patentanmeldungen aus den 38 Mitgliedstaaten der Europäischen Patentorganisation spiegelt sich auf Länderebene in regionalen Unterschieden wider: Große Zuwächse gegenüber dem Vorjahr konnten vor allem die Niederlande (+9,1%), Großbritannien (+4,8%) und Frankreich (+4%) sowie Länder mit geringerem Anmeldeaufkommen wie Polen (+21,5%), Slowenien (+12,6%), Portugal (+7,6%), die Türkei (+6,2%) und Österreich (+4,5%) verbuchen. Eine stabile Entwicklung verzeichneten Dänemark (+2%), Belgien (+1,8%), Italien (+0,5%), Schweden (0%) und Deutschland (-0,8%). Ein im Vergleich zum Vorjahr geringeres Anmeldeaufkommen zeigten dagegen Finnland (-9,3%), die Schweiz (-3,1%) und Spanien (-2,1%). 

Große Zuwächse aus USA und China, Japan mit Rückgang

Die USA steigerte das Anmeldewachstum mit 6,8% im Vergleich zum Vorjahr deutlich, und dies bei einem sehr hohen Anmeldeaufkommen. Mit einem Plus von 18,2% konnte China wie bereits in den Vorjahren die Zahl seiner Anmeldungen erneut sprunghaft erhöhen. Korea setzte hingegen das Anmeldewachstum langsamer fort (+2,3%), während Japan auch im Jahr 2014 - bei sehr hohen Anmeldezahlen - einen Rückgang der Anmeldungen (-4,4%) verzeichnete.

Europäer mit Mehrzahl der Anmeldungen nach Bevölkerungsanteil

Auch am Verhältnis der beim EPA eingereichten Patentanmeldungen zur Einwohnerzahl eines Landes wird die Technologie- und Innovationsstärke Europas deutlich: Den Spitzenplatz belegte im Jahr 2014 wiederum die Schweiz mit 848 Anmeldungen pro Million Einwohner. Auf den Plätzen zwei und drei lagen Finnland (416) und die Niederlande (406), gefolgt von Schweden (395) und Dänemark (354). Als erster außereuropäischer Staat befand sich Japan an neunter Position (173). Korea (125) und die USA (114) lagen unter dem Durchschnitt der 28 EU-Staaten (131).

Samsung behauptet Spitzenposition, weiter fünf europäische Unternehmen in Top Ten

Mit fünf Unternehmen in den Top Ten konnten die europäischen Firmen ihre Präsenz im Ranking der anmeldestärksten Firmen behaupten: Philips rückte auf den zweiten Rang vor, gefolgt von Siemens (3), BASF (6), Robert Bosch (8) und Ericsson (9). An erster Stelle befand sich wie in den Vorjahren Samsung mit 2 541 Anmeldungen. Mit LG (4.) befindet sich ein weiteres koreanisches Unternehmen in der Spitzengruppe, während Huawei (5.) die zweite chinesische Firma in der Liste der anmeldestärksten Unternehmen beim EPA ist (ZTE belegte 2012 Rang 10). Die beiden US-Unternehmen Qualcomm (7) und Intel (10) komplettierten die Riege der zehn größten Anmelder.

Entgegen der Annahme, dass das EPA vorwiegend Großkonzernen als Anlaufstelle dient, zeigt eine Analyse einer repräsentativen Auswahl an Rechercheanträgen beim EPA, das 2014 rund 30% der Anmeldungen von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) stammten. Dies unterstreicht die wichtige Rolle des EPA als Dienstleister für kleinere Firmen. Nach den Ergebnissen der Analyse kamen 6% der Anmeldungen von Forschungsinstituten beziehungsweise Universitäten. 64% stammten von größeren Unternehmen

Europa mit breit abgestütztem Patentportfolio - Dominanz im Transportsektor, Medizintechnik und Biotechnologie

In neun der zehn anmeldestärksten Technologiefelder stammten 2014 die meisten Patentanmeldungen von Firmen aus Europa. Dies belegt die Stärke der europäischen Wirtschaft in der Entwicklung innovativer Technologien und verdeutlicht die Breite des europäischen Patentportfolios: In der Medizintechnik, dem anmeldestärksten Technologiefeld, konnten die Europäer weiter zulegen (+3,3%) und mit einem Anteil von 41% ihren Vorsprung auf die US-Unternehmen (39%) behaupten. Die größten Zuwächse verzeichneten europäische Unternehmen in der Biotechnologie (+15,9%) bei einem Anteil von 56% am Total, im Bereich Digitale Kommunikation (+12,5%) mit einem Anteil von 38% und in der Messtechnik (+9,8%) mit einem Anteil von 55%. Zudem waren die europäischen Firmen im Transportwesen mit einem Anteil von 59% (+2,4%), insbesondere im Automobilsektor und in der Luftfahrt, sowie bei elektrischen Maschinen mit einem Anmeldewachstum von 6,9% (47%-Anteil) dominierend. Nur bei Computern hatten europäische Firmen mit einem Anteil von 29% gegenüber den USA (38%) das Nachsehen. 

Insgesamt stiegen die Anmeldungen beim EPA am deutlichsten in der Biotechnologie (+12,1%), bei elektrischen Maschinen (+8%) und Computern (+7,8%) sowie in den Bereichen Digitale Kommunikation und Messtechnik (jeweils +6,6%). Im Vergleich zum Vorjahr konnte die rückläufige Entwicklung bei Anmeldungen für Erfindungen in der Biotechnologie und der Digitalen Kommunikation gestoppt werden. Geringere Anmeldezahlen registrierte das EPA hingegen für den Bereich Maschinen, Pumpen und Turbinen (-3,2%), Arzneimittel (-5,4%) und in der organischen Chemie (-1,3%).

Umfassendes Modernisierungs- und Reformprogramm

Das EPA führt in einigen Schlüsselbereichen ein anspruchsvolles Modernisierungs- und Reformprogramm durch, um der steigenden Nachfrage nach seinen Produkten und Dienstleistungen besser zu entsprechen. Die Reformschritte betreffen unter anderem die Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten, die IT-Infrastruktur und die Personalpolitik des Amts. Sie sind für die effiziente Erbringung von Dienstleistungen für die Wirtschaft unter gleichzeitiger Kontrolle der Kosten von großer Bedeutung. 2014 hat dieses Modernisierungsprogramm bereits einen beträchtlichen Produktivitätszuwachs gegenüber dem Vorjahr bewirkt.

Um langfristige die Sicherung der Qualität bei Patenten zu gewährleisten hat das EPA als erstes großes Patentamt seine internen Schritte im Erteilungsverfahren ISO 9001-zertifiziert. Die kontinuierliche Verbesserung seines Patent-Übersetzungstools Patent Translate und die Erweiterung seiner Recherchedokumentation mit 30 Millionen Schriften aus Asien sind weitere wichtige Schritte des EPA im Bemühen, der europäischen Industrie die bestmöglichen Instrumente zur Unterstützung ihrer Innovationsstrategien an die Hand zu geben.

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