Herausragende Erfinder aus Deutschland, Frankreich, Irland, den Niederlanden, der Schweiz und den USA mit dem Europäischen Erfinderpreis 2018 ausgezeichnet

7 Juni 2018

Das EPA hat in Paris, Saint-Germain-en-Laye, die Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2018 bekanntgegeben. Rund 600 Gäste aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, geistiges Eigentum und Wissenschaft nahmen an der Veranstaltung teil. Unter den Preisträgern, die aus sieben Ländern (Deutschland, Frankreich, Irland, Niederlande, Russland, Schweiz und USA) kommen, sind vier Frauen - die größte Anzahl in der Geschichte des seit 2006 verliehenen Preises. Die Auszeichnung ehrt alljährlich Einzelpersonen und Teams, die mit ihren Erfindungen zum technologischen Fortschritt, zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung sowie zur Schaffung von Arbeitsplätzen beigetragen haben. Aus mehr als 500 Erfindern und Erfinder-Teams wählte eine unabhängige internationale Jury die Gewinner für den diesjährigen Preis aus.

Präsident Benoît Battistelli mit Michaëlle Jean und Thierry Breton

„Der Erfindungsreichtum und die Kreativität der diesjährigen Träger des Europäischen Erfinderpreises unterstreichen Europas Attraktivität als Technologie-Spitzenregion für Wissenschaftler und Erfinder aus der ganzen Welt", sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli bei der Preisverleihung. „Ich freue mich besonders, dass in diesem Jahr der große Beitrag, den Erfinderinnen in vielen traditionell von Männern dominierten Bereichen erbringen, Anerkennung findet. Durch ihre Leistungen haben all diese Persönlichkeiten eine Reihe von Branchen geprägt und Möglichkeiten eröffnet, die zuvor nicht vorstellbar waren. Sie tragen dazu bei, Transport umweltfreundlicher zu machen, Abfall zu reduzieren und lebensrettende medizinische Implantate mit Energie zu versorgen. Ihre Erfindungen bringen Herstellungsverfahren und medizinische Prozesse voran. Sie ermöglichen es uns, in den menschlichen Körper hineinzusehen und sogar physikalische Gesetze auf kleinster Skala zu erforschen."

Die Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2018 sind:

Industrie

Agnès Poulbot und Elie Gibon, Neffe von Jacques Barraud†

Agnès Poulbot und Jacques Barraud† (Frankreich)
Sich selbst erneuerndes Reifenprofil

Die französischen Erfinder Agnès Poulbot und Jacques Barraud† haben ein dreidimensionales Reifenprofil-Design entwickelt, das nicht nur die Haltbarkeit und Leistung der Reifen verbessert, sondern auch den Kraftstoffverbrauch und den CO2-Ausstoß bedeutend verringert. Das Design spart etwa drei Tonnen CO2 auf 100.000 Kilometern und wird vom Reifenhersteller Michelin vermarktet. Laut dem Unternehmen dürften Pneus mit dem sich selbsterneuernden Profil bis 2022 etwa 30 Prozent der verkauften Schwerlastreifen ausmachen.

Forschung

Jens Frahm

Jens Frahm (Deutschland)
Schnellere MRT in Echtzeit

Die weit verbreitete Nutzung der Magnetresonanztomographie (MRT) als Instrument der medizinischen Diagnose ist zum großen Teil dem deutschen Biophysiker Jens Frahm zu verdanken. Er entwickelte die FLASH-Technik (Fast Low Angle Shot), welche die Geschwindigkeit der MRT-Bildgebung um den Faktor 100 beschleunigt und damit das Verfahren für die klinische Anwendung nutzbar machte. Mit der Weiterentwicklung hat Frahm die MRT-Technologie in das Videozeitalter geführt. Die FLASH-Plattform ist das erfolgreichste Patent der Max-Planck-Gesellschaft.

Nicht-EPO-Staaten

Esther Sans Takeuchi

Esther Sans Takeuchi (Vereinigte Staaten)
Batterien für Herz-Stromstoß

Chemieingenieurin Esther Sans Takeuchi hat Kompaktbatterien erfunden, welche die meisten implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs) mit Energie versorgen. ICDs werden von Millionen Patienten benutzt und verringern das Risiko von Herzinfarkten durch lebensrettende Stromimpulse. Ihre Entwicklung verlängert die Batterielebensdauer erheblich und reduziert die Anzahl operativer Eingriffe zum Wechsel der Batterie für Patienten, die aufgrund von Herzproblemen bereits gefährdet sind. Die Lithium/Silber-Vanadiumoxid-Batterie ist eines von Sans Takeuchis 150 Patenten, die sie zu einer der produktivsten Erfinderinnen der USA machen.

KMU (Kleine und mittlere Unternehmen)

Jane ní Dhulchaointigh

Jane ní Dhulchaointigh und Team (Irland)
Sugru: formbarer Multifunktionsklebstoff

Die irische Produktdesignerin Jane ní Dhulchaointigh und ihr Team haben einen formbaren Multifunktionsklebstoff entwickelt, der die Stärke eines Hochleistungsklebers mit der Biegsamkeit von Gummi verbindet. Ní Dhulchaointighs Klebstoff Sugru wurde nach dem irischen Wort für „spielen" benannt und ist das Ergebnis von mehr als 8.000 Stunden Forschung im Labor. Die Erfindung eröffnet neue Möglichkeiten, Gegenstände zu reparieren und sie individuell anzupassen. Damit hilft Sugru auch, unsere Einstellung zu überdenken, wenn es um das Wegwerfen von kaputten Gegenständen und den dadurch entstehenden Abfall geht.

Publikumspreis

Vadim Banine und Erik Loopstra

Erik Loopstra (Niederlande) und Vadim Banine (Niederlande/Russland)
EUV-Lithographie für kleinere und schnellere Mikrochips

Der niederländische Systemingenieur Erik Loopstra und der niederländisch-russische Physiker Vadim Banine wurden per Online-Voting von der Öffentlichkeit als Gewinner des Publikumspreises gewählt. Sie erhalten die Auszeichnung für ihre Entwicklung der Entwicklung der Extrem UV-Lithografie (EUVL). Ihr Verfahren setzt Hochenergielaser ein, um Präzision im Nanobereich zu erzielen und auf diese Weise kleinere, schnellere und leistungsfähigere Halbleiter zu produzieren. Dank Loopstra und Banine und ihren Forschungs- und Entwicklungsteams wird die nächste Generation von Mikroprozessoren mit europäischer Hochtechnologie hergestellt. Sie erhielten im Online-Voting, das vom 24. April bis zum 3. Juni stattfand, die meisten unter den Tausenden online abgegebenen Stimmen.

Lebenswerk

Ursula Keller

Ursula Keller (Schweiz)
Ultraschneller Pulslaser

Die Schweizer Physikerin Ursula Keller entwickelte den SESAM-Spiegel - ein praktisches Verfahren, um kontinuierliches Laserlicht in ultraschnelle Laserpulse zu verwandeln. Ihre Methode ist die führende Technologie für kommerziell genutzte ultraschnelle Pulslaser, die vielfach in industriellen und medizinischen Verfahren zum Einsatz kommen. Im Laufe ihrer 30-jährigen Karriere trieb sie die Laserwissenschaft durch kompaktere, effizientere und leistungsfähigere Entwicklungen voran, die in Bereichen wie der wissenschaftlichen Forschung, der Telekommunikation und der Unterhaltungselektronik eine wichtige Rolle spielen.

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