21. Juni 2022
Das Europäische Patentamt (EPA) hat heute die Gewinner und Gewinnerinnen des Europäischen Erfinderpreises bekannt gegeben. Zuschauer auf der ganzen Welt haben die Zeremonie im Livestream verfolgt und feierten die Erfinder und Erfinderinnen und ihre Teams aus Belgien, Brasilien, Estland, Frankreich, Kanada, Spanien, der Schweiz, Ungarn, den USA und dem Vereinigten Königreich, als sie ihre Trophäen in Empfang nahmen.
Mit einer Botschaft des Fürsten Albert II von Monaco, einem Unentschieden beim ersten Platz des Preises für junge Erfinder und der Enthüllung von Katalin Karikó als Preisträgerin für ihr Lebenswerk bot die Ausgabe 2022 einige Überraschungen für die Zuschauer.
Der Präsident des EPA António Campinos erklärte: "Die Breite und Tiefe der Innovationen, die heute geehrt werden, ist wirklich bemerkenswert! Die Gewinner und Gewinnerinnen des Europäischen Erfinderpreises weisen den Weg in eine vielversprechende Zukunft. Mit ihrem Tatendrang, ihrer Beharrlichkeit und ihrem Durchhaltevermögen, und mit all der Zeit, der Energie und den Ressourcen, die sie aufgewendet haben, vor allem aber mit ihrem Erfindergeist und ihrer Kreativität haben sie Lösungen Realität werden lassen.
Die estnischen Wissenschaftler Jaan Leis, Mati Arulepp und Anti Perkson haben ein optimiertes Material entwickelt, das sich "curved graphene" - zu deutsch: gekrümmtes Graphen - nennt und als Elektrode in Ultrakondensatoren für schnell aufladbare, langlebige Energiequellen sorgt, die in der Industrie und in Elektroautos zum Einsatz kommen.
Die Forscherin Claude Grison hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Metallelemente mithilfe von Pflanzen aus kontaminierten Böden rund um Abbaustätten extrahiert und als "Ökokatalysatoren" zur Herstellung neuer Moleküle für die chemische, pharmazeutische und kosmetische Industrie eingesetzt werden können.
Der Chemiker Donald Sadoway hat eine Flüssigmetallbatterie zur Speicherung von Sonnen- und Windenergie entwickelt. Diese Flüssigmetallbatterien behalten auch nach 5 000 Ladezyklen noch 99 % ihrer ursprünglichen Kapazität. Zudem besteht die Batterie aus lokal vorhandenen Rohstoffen und ist daher eine kostengünstige Lösung für die langfristige Speicherung.
Zusammen mit ihrem Team haben Madiha Derouazi und Elodie Belnoué erstmals eine medizinische Plattform zur Herstellung therapeutischer Krebsimpfstoffe entwickelt, die dem Immunsystem eines Patienten helfen, Krebszellen in seinem Körper zu erkennen und zu zerstören.
Die ungarische Biochemikerin Katalin Karikó hat eine Methode entwickelt, mittels derer sich Boten-Ribonukleinsäure (mRNA) so verändern lässt, dass sie in den menschlichen Körper eingebracht werden kann, ohne ihm zu schaden. Damit war der Weg geebnet, sowohl für die Verwendung in Impfstoffen gegen COVID-19 und andere Krankheiten als auch für künftige Behandlungen von Krebs und Herzerkrankungen.
Die spanische Professorin Elena García hat ein Exoskelett für Kinder entwickelt, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Mit dem Exoskelett können die Kinder im Rahmen einer Therapie zum Muskelaufbau gehen. Das steigert nicht nur ihr Wohlbefinden, sondern auch ihre Lebenserwartung.
Der Publikumspreis ist ein besonderer Preis: Hier entscheidet die Öffentlichkeit, wer gewinnt. Zwischen dem 17. Mai und dem Beginn der Preisverleihungszeremonie konnten dafür Stimmen abgegeben werden. In diesem Jahr votierten über 23 000 Interessierte für 13 verschiedene Finalisten.
Da sich auch nach mehreren Abstimmungsrunden der Jury kein eindeutiger Gewinner abzeichnete, entschloss sich das EPA zu einem ungewöhnlichen Schritt und erklärte den ersten Platz für unentschieden. Jeder der beiden Erstplatzierten erhält ein Preisgeld in Höhe von 20 000 EUR, die Zweitplatzierte bekommt einen Betrag von 10 000 EUR.
Aus einem Secondhand-Laufband, das sie über eBay erstanden hatten, bastelten Victor Dewulf und Peter Hedley mithilfe von Abfällen aus Müllcontainern einen ersten Prototypen für ein KI-gestütztes Abfallerkennungs- und -sortiersystem, mit dem Abfallentsorgungseinrichtungen Abfälle schnell und genau sortieren und damit einen Beitrag zu mehr Recycling leisten können.
Inspiriert durch YouTube-Videos mit dem an Parkinson erkrankten Schauspieler Michael J. Fox entwickelte die US-amerikanische Studentin Erin Smith eine KI-gestützte App, die eine Früherkennung der Parkinson-Krankheit anhand von Videoaufnahmen möglich macht. So könnte man früher mit Behandlungsmaßnahmen anfangen, um den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen.
Um etwas gegen das weitverbreitete Phänomen der sogenannten "Period Poverty" ("Periodenarmut") zu tun, entwickelte Rafaella de Bona Gonçalves Hygieneartikel für benachteiligte Frauen in ihrem Land. Hergestellt werden sie aus biologisch abbaubaren Fasern, die als Abfallprodukte beispielsweise bei der Bananenernte in Brasilien anfallen und damit problemlos verfügbar sind.
Falls es Ihnen nicht möglich war, die Veranstaltung live zu verfolgen, können Sie sich unter inventoraward.org die Aufzeichnung ansehen.
Im nächsten Jahr wird die
Preisverleihungszeremonie in Valencia stattfinden. Öffentliche Nominierungen
für den Europäischen Erfinderpreis 2023 sind ab sofort möglich.