2.2. Prüfungsbedingungen – Gleichbehandlungsgrundsatz
2.2.3 Kennzeichnungsfehler und fehlende Frage
Mehrere Beschwerden (z. B. D 8/21, D 18/21, D 28/21, D 37/21, D 42/21 und D 54/21) betrafen einen Kennzeichnungsfehler in der englischen und deutschen Fassung in Aufgabe B der EEP 2021. Eines der Merkmale war fälschlicherweise nicht fett gedruckt, um eine vom Mandanten vorgenommene Änderung zu kennzeichnen. Die französische Fassung enthielt diesen Fehler nicht. Nach Ansicht der BKD mussten die Bewerber die Aufgabe B in der französischen bzw. in der englischen oder deutschen Version unter unterschiedlichen Bedingungen bearbeiten. Diese unterschiedlichen Bedingungen stellten eine einen Ausgleichsanspruch begründende Ungleichbehandlung dar.
Hintergrund mehrerer Beschwerden (D 10/97, D 15/97, D 17/97 und D 5/97) war der Umstand, dass in einigen (aber nicht allen) Exemplaren der Prüfungsaufgabe D die Frage 11 fehlte und die Prüfungskommission allen Bewerbern für diese Frage automatisch die volle Punktezahl gab. Die BKD stellte fest, dass sich, wie schon in D 14/95 ausgeführt, aus dem Grundsatz der Gleichbehandlung kein Anspruch auf absolute Gleichbehandlung ableiten lasse, solange in einer gegebenen Situation die Ungleichbehandlung nach Art und Ausmaß sachlich vertretbar sei. Ein zu beanstandender Rechtsfehler läge allerdings dann vor, wenn die Prüfungsbedingungen so gewählt würden, dass sie einen Teil der Bewerber benachteiligten, ohne dass hierfür ein Sachgrund erkennbar wäre. Die Prüfungskommission habe den von den unvollständigen Prüfungsunterlagen betroffenen Kandidaten einen Ausgleich gewährt, der durchaus angepasst erscheine. Auch wenn sich daraus zwangsläufig eine gewisse Ungleichbehandlung der Bewerber ergebe, so sei diese in ihrem Ausmaß geringfügig und in der besonderen Situation vertretbar. Insbesondere könne damit sichergestellt werden, dass keiner der Bewerber schlechter gestellt werde als bei einer objektiven Benotung seiner Antworten. Die von der Prüfungskommission gewählte Korrektur des Versehens stelle nach der Überzeugung der Kammer keine rechtswidrige Ungleichbehandlung dar.