Pioniere der mobilen Kommunikation: Arogyaswami Paulraj und Team als Finalisten für Europäischen Erfinderpreis 2016 nominiert
- Ultraschnelle Wireless-Verbindung für Mobile Devices wie Smartphones, Tablets oder Notebooks dank Mehrantennentechnik
- Bei Systemen für die drahtlose Datenübertragung lässt sich mit mehreren Antennen der Datendurchsatz signifikant steigern
- Die Innovation macht heutige 4G Netzwerke erst möglich und ist die Grundlage für 5G
- EPA-Präsident Battistelli: „Die von Paulraj und seinem Team entwickelte Technologie hat zu einer schnelleren drahtlosen Datenübertragung beigetragen, einem Eckpfeiler des digitalen Zeitalters"
München, 26. April 2016 - Schätzungen zufolge besitzen heute bereits mehr Menschen ein Smartphone als eine Zahnbürste: Sie surfen damit im Internet, schauen TV-Sendungen und hören Podcasts oder Radio. Kaum verwunderlich, dass auch die Nachfrage nach schneller Datenübertragung und einer breiten Netzabdeckung steigt. Der indische Elektroingenieur Arogyaswami Paulraj (72), heute emeritierter Professor an der amerikanischen Stanford Universität, hat mit Multiple Input Multiple Output, kurz MIMO, eine drahtlose Netzwerktechnologie erfunden, die Daten nicht nur schneller, sondern auch in größeren Mengen bewegen kann. Gemeinsam mit zwei seiner Postdoktoranden, David Gesbert und Robert Heath, hat er den Weg für die mobile Kommunikation von heute geebnet.
Durch die Verwendung mehrerer Antennen steigerte Paulraj mit seinem Forschungsteam die Leistungsfähigkeit von Datenfunksystemen. MIMO hat die Effizienz der Frequenznutzung vervielfacht und ist die zentrale Technologie in allen modernen drahtlosen Netzwerken. Dank seiner Skalierbarkeit spielt MIMO auch eine entscheidende Rolle, wenn im Jahr 2020 die nächste Generation von Mobilfunk-Netzwerken, 5G, zum Einsatz kommt.
Für diese Leistung hat das Europäische Patentamt (EPA) Arogyaswami Paulraj und sein Team als Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2016 in der Kategorie „Außereuropäische Staaten" nominiert. Die begehrte Auszeichnung wird am 9. Juni in Lissabon vom Europäischen Patentamt (EPA) zum elften Mal verliehen.
„In der heutigen vernetzten Welt sind drahtlose Verbindungen für Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt ein wesentlicher Bestandteil des täglichen Lebens geworden", sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli bei der Bekanntgabe der Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2016. „Die von Arogyaswami Paulraj und seinem Team entwickelte Technologie hat zu einer schnelleren drahtlosen Datenübertragung beigetragen, einem Eckpfeiler des digitalen Zeitalters. Dank ihnen haben wir schnelle Verbindungen."
Auf vielen Kanälen zum Ziel: schnellere Bitrate und breitere Netzabdeckung
Paulraj verbessert die spektrale Effizienz und die Verbindungsgeschwindigkeit sowie die Abdeckung von drahtlosen Netzwerken. Durch Hinzufügen zusätzlicher Antennen an beiden Enden einer drahtlosen Verbindung - das heißt einerseits an Basisstationen und Routern, andererseits an mobilen Endgeräten wie Smartphones - können höhere Datenraten innerhalb der gleichen Kanalbandbreite übertragen werden. Die Sender-Antennen splitten die Daten, bevor sie übermittelt werden. Die Antennen des Empfängergerätes setzen dann die Signale wieder zusammen. Paulraj und sein Team haben die Mehrwegausbreitung neu durchdacht und verwenden Verzerrungen, um verschiedene Signalwellen zu unterscheiden. Je mehr Antennen hinzugefügt werden, desto schneller ist die Verbindungsgeschwindigkeit. Theoretisch lässt sich der Datendurchsatz mit einer beliebigen Anzahl von Antennen entsprechend auf ein Vielfaches erhöhen. „Wenn man ein Zwei mal Zwei-System [vier Antennen] hat, erhält man die doppelte Datenmenge", erklärt Paulraj. „Ein Vier mal Vier- System überträgt die vierfache Datenmenge. Im Mobilfunk oder beim Wi-Fi, wo die Bandbreite sehr, sehr begrenzt ist, kann die Geschwindigkeit der Verbindung mit vielen Antennen erhöht werden."
Indischer Forscher revolutioniert kabellose Netzwerktechnologie
Arogyaswami Paulraj wurde bei der indischen Marine zum Elektroingenieur ausgebildet. In seiner 30-jährigen Dienstzeit erreichte er den Kommodore-Rang. 1973 promovierte er am indischen Institute of Technology. Nachdem er mehrere Forschungszentren in Indien gegründet hatte, zog Paulraj mit seiner Familie nach Kalifornien, um an der Universität Stanford zu forschen. Er sollte ein technisches Problem für die US Airforce lösen. Durch Zufall entwickelte er dabei MIMO und läutete ein neues Zeitalter in der Nachrichtentechnik ein. Seit 1992 unterrichtet Paulraj als Professor der Elektrotechnik in Stanford. Er gründete zwei Firmen, die MIMO vorangetrieben haben: Iospan Wireless im Jahr 1999 und 2004 Beceem Communications.
Der Zeit voraus - ein langer Weg zum kommerziellen Erfolg
Sein erstes MIMO-bezogenes Patent meldete Paulraj bereits 1994 an. Es dauerte allerdings fast ein Jahrzehnt bis zur ersten kommerziellen Anwendung. Paulrajs Erfindung war ihrer Zeit voraus. Er hatte Schwierigkeiten, Forschungsförderung zu erhalten und die Idee von großen Technologiefirmen lizensieren zu lassen. Zudem erforderte die Technologie digitale Netze - das amerikanische Drahtlos-Netzwerk basierte jedoch noch bis in die frühen 2000er Jahre auf analogen Systemen. Die Hersteller von Wi-Fi-Routern nutzten MIMO erstmals im Jahr 2008. Für die Übertragung von Handy-Daten mit 4G LTE wird die Technologie seit 2009 kommerziell eingesetzt, seit 2011 auch in Deutschland. Heute gilt Paulrajs Innovation als Standard und ist im täglichen Leben unverzichtbar geworden. In Zukunft kann die Auslastung in 5G Netzwerken mit Massive-MIMO-Konzepten noch sehr viel höher sein. Service-Provider investieren stark in die Netzinfrastrukturen, um ihren Kunden noch schnellere Verbindungen zu bieten: Schätzungen zufolge werden im Jahr 2020 im Vergleich zu heute 33-mal mehr Daten genutzt.
Weiterführendes Informationsmaterial
Erfahren Sie mehr über die Erfinder
Der Blick auf die Patente: EP1198963, EP1240730
Patente und Standards
Standards wie MIMO sind von zentraler Bedeutung für viele Telekommunikationstechnologien - eine einheitliche Basis für alle Hersteller hilft bei der Entwicklung von miteinander kompatiblen Produkten und Dienstleistungen. Patente sind von entscheidender Bedeutung - indem genau beschrieben wird, was die technologischen Eigenschaften sind, können alle Akteure der Branche konforme Produkte machen, die Lizenzierung aller "standard-essentiellen Patenten" zu FRAND-Bedingungen. Zusätzlich verwendet das EPA Standard-Dokumentationen als wertvolle Quelle für den Stand der Technik bei der Beurteilung, ob die in den Patentanmeldungen beschriebenen Erfindungen wirklich neu und erfinderisch sind.
Über den Europäischen Erfinderpreis
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das Europäische Patentamt (EPA)
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