Herausragende Erfinder aus Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, und den USA erhalten den Europäischen Erfinderpreis 2016 bei der Verleihung in Lissabon
- Europäisches Patentamt würdigt Erfinder für herausragende Leistungen in den Bereichen Fahrzeugsicherheit, diagnostische Bildgebung, Bioingenieurwesen, Medizin, Neurologie und Umwelttechnik
- Ingenieur Anton van Zanten (Deutschland/Niederlande) gewinnt in der Kategorie „Lebenswerk" mit bahnbrechendem Beitrag zu Fahrassistenzsystemen wie ESP
- Tue Johannessen, Ulrich Quaade und Team (Dänemark), Alim-Louis Benabid (Frankreich), Bernhard Gleich, Jürgen Weizenecker und Team (Deutschland) sowie Robert Langer (USA) sind die Preisträger in den vier weiteren Kategorien
- Helen Lee (GB/Frankreich) gewinnt mit Rekordergebnis von 64% aller Online-Votes den Publikumspreis 2016 für ihr Diagnose-Kit
- EPA-Präsident Benoît Battistelli: „Die bedeutenden Innovationen der diesjährigen Preisträger unterstreichen den Stellenwert des europäischen Patentsystems für wirtschaftlichen und technologischen Fortschritt über die Grenzen Europas hinaus."
Lissabon/München, 9. Juni 2016 - Bahnbrechende Innovationsleistungen standen heute im Mittelpunkt der Verleihung des Europäischen Erfinderpreises 2016 durch das Europäische Patentamt (EPA)in Lissabon. Bereits zum elften Mal wurde der jährlich vom EPA vergebene Preis vergeben. Er zeichnet herausragende Erfinder aus Europa und der ganzen Welt aus, die einen außergewöhnlichen Beitrag zu sozialer Entwicklung, technologischem Fortschritt und wirtschaftlichem Wachstum geleistet haben.
„Die heutige Preisverleihung ehrt den Innovationsgeist und die Leistung derjenigen, die mit ihren Erfindungen den Stand der Technik maßgeblich vorangetrieben haben", sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli. „Die Erfindungen, die dieses Jahr mit dem Preis ausgezeichnet worden sind, geben Menschen, die an Krankheiten leiden, neue Hoffnung, erhöhen die Effizienz in der medizinischen Diagnostik, schützen die Umwelt und retten tausende Leben im Straßenverkehr. Die gesellschaftliche Bedeutung dieser Leistungen unterstreicht den Stellenwert des europäischen Patentsystems für die wirtschaftliche Stärke und den technologischen Fortschritt in Europa", sagte Battistelli.
Rund 600 prominente Gäste aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, IP und Wissenschaft waren vor Ort in der MEO Arena in Lissabon, als der Präsident des EPA, der portugiesische Ministerpräsident António Costa und Carlos Moedas, EU-Kommissar für Forschung, Innovation und Wissenschaft, die Preisverleihung eröffneten.
Im Vorfeld der Verleihung hatte eine unabhängige internationale Jury die 15 Finalisten - drei in jeder der fünf Kategorien - aus 400 Vorschlägen ausgewählt. Um sich für den Preis zu qualifizieren, mussten die Vorschläge festgelegte Kriterien erfüllen. Dazu gehört, dass dem Erfinder vom EPA mindestens ein europäisches Patent für seine Erfindung erteilt worden ist.
Die Gewinner 2016 sind:
Industrie
Bernhard Gleich, Jürgen Weizenecker und Team (Deutschland)
Die deutschen Physiker Bernhard
Gleich und Jürgen Weizenecker wurden mit ihrem Team für die Erfindung
einer neuen Generation der medizinischen Diagnostik ausgezeichnet. Bei Philips
Research Hamburg entwickelt liefert die Magnetpartikelbildgebung (Magnetic
Particle Imaging, MPI) dreidimensionale Echtzeitbilder von Arteriensystemen und
Organen in einer noch nie dagewesenen Präzision und Qualität. Mithilfe der auf
Magnetismus basierenden Methode könnten Ärzte Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
Tumore künftig frühzeitig erkennen und therapieren. Weitere Informationen
Kleine und
mittlere Unternehmen (KMUs)
Tue Johannessen, Ulrich Quaade, Claus Hviid Christensen und Jens Kehlet Nørskov
(Dänemark)
Das dänische Forschungsteam erhielt den Preis für ihren Durchbruch, Ammoniak in fester Form zur Verringerung der Luftverschmutzung durch Diesel-Motoren und als emissionsfreien Kraftstoff einzusetzen. Im Abgassystem von Diesel-Motoren freigesetzt kann es den Ausstoß von schädlichen Stickoxiden (NOx; einem Hauptbestandteil von Smog) um bis zu 99 Prozent reduzieren. Das Start-up ist eine Erfolgsgeschichte, die durch patentierte Erfindungen ermöglicht wurde. Weitere Informationen
Forschung
Alim-Louis Benabid (Frankreich)
Der französische Physiker und Neurochirurg Alim-Louis Benabid erhielt die Auszeichnung für die Entwicklung einer revolutionären Behandlungsmethode, die bei Parkinson und weiteren neurologischen Erkrankungen zum Einsatz kommt: Benabids hochfrequente Tiefen- Hirnstimulation (THS) basiert auf kontrollierten elektrischen Impulsen, die von einer Sonde im Gehirn an bestimmte Bereiche des Thalamus abgegeben werden. Der „Hirnschrittmacher", wie das bahnbrechende Verfahren umgangssprachlich genannt wird, gilt heute weltweit als Standardbehandlung und hat über 150 000 schwer erkrankten Menschen wieder ein selbstbestimmtes und eigenständiges Leben ermöglicht. Weitere Informationen
Außereuropäische Staaten
Robert Langer (USA)
Der amerikanische
Chemieingenieur Robert Langer erhielt
den Preis für die bahnbrechende Erfindung von biologisch abbaubaren
Kunststoffen, die starke Krebsmedikamente einkapseln und so eine neue Stufe der
gezielten Verabreichung ermöglichen. Die Biokunststoffe dieses Erfinders lassen
sich zu sogenannten „Wafers" formen, mit Krebs-aushungernden Medikamenten
bestücken und direkt neben dem Tumor implantieren, wo der Wirkstoff mit
maximaler Effizienz durch natürliche Zersetzungsprozesse freigesetzt wird.
Lizenzen für Langers patentierte Erfindungen wurden an über 300
Pharmaunternehmen vergeben. Insgesamt half er damit über eine Million Menschen
weltweit. Der ideenreiche Erfinder leitet
ein Team von über 100 Forschern am MIT. Weitere Informationen
Lebenswerk
Anton van Zanten
(Deutschland/Niederlande)
Der Ingenieur Anton van Zanten wurde für seinen wegweisenden Beitrag für
Fahrzeug-Sicherheitssysteme geehrt, die tausende Menschenleben gerettet haben
und mittlerweile vorgeschriebener Standard in Neufahrzeugen sind. Während
seiner über 40 Jahre andauernden Karriere bei der deutschen Firma Robert Bosch
GmbH im Bereich Fahrzeugtechnik leistete van Zanten Pionierarbeit bei der
Entwicklung der elektronischen Stabilitätskontrolle (ESP) und weiteren
Lösungen, die verhindern, dass Kraftfahrzeuge bei einer Vollbremsung von der
Straße abkommen und Unfälle verursachen. Weitere Informationen
Publikumspreis
Helen Lee (GB/Frankreich)
Helen Lee, Forscherin an der
Universität Cambridge, erhielt den Publikumspreis von einer überwältigenden Mehrheit der
Öffentlichkeit für ihre Erfindung eines Diagnose-Kits für strukturschwache
Regionen zugesprochen. Mit ihren robusten und schnellen Bluttests lassen sich
ansteckende Krankheiten wie HIV, Hepatitis B und Chlamydien kostengünstig und
einfach diagnostizieren. Die Tests kamen bereits bei 40.000 Personen zum
Einsatz. Lee erhielt 36 300 Stimmen und damit 64% der insgesamt 56 700 online abgegebenen Publikumsvoten vor der
Preisverleihung (2015: 46 800 Stimmen).Dies ist mit Abstand das höchste
Ergebnis, mit dem ein Finalist des Europäischen Erfinderpreises seit Einführung
der Kategorie 2013 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet worden ist. Weitere Informationen
Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der wichtigsten Preise für Innovation in Europa. Mittlerweile im elften Jahr wird er seit 2006 jährlich vom Europäischen Patentamt (EPA) verliehen. Mit dem Preis werden einzelne Erfinder und Erfinder-Teams ausgezeichnet, die mit ihren Entwicklungen dazu beitragen, technische Antworten auf die wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Die Gewinner werden von einer unabhängigen Jury ausgewählt, die sich aus internationalen Autoritäten der Wirtschaft, Wissenschaft, Universitäten und Forschung zusammensetzt und prüft, inwieweit diese Erfinder mit ihrer Arbeit zu gesellschaftlichem Fortschritt, der Schaffung von Arbeitsplätzen und zum Wohlstand in Europa beigetragen haben. Auch die Öffentlichkeit nimmt an der Preisvergabe teil: Sie bestimmt per Online-Voting den Gewinner des Publikumspreises unter den 15 Finalisten.
Über das EPA
Das Europäische Patentamt (EPA) ist mit rund 7 000 Mitarbeitern eine der größten europäischen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes. Der Hauptsitz ist in München; Niederlassungen gibt es in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien. Das EPA wurde gegründet, um die Zusammenarbeit europäischer Staaten im Patentwesen zu fördern. Über das zentrale Erteilungsverfahren beim EPA können Erfinder auf der Grundlage einer einzelnen Patentanmeldung Patentschutz in den 38 EPO-Mitgliedsstaaten erlangen. Das EPA ist überdies die weltweit bedeutendste Behörde für Patentrecherchen und Patentinformation.
Anmerkung für die Redaktionen: Verfügbarkeit von AV und Bildmaterial am 9. Juni 2016 |
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Kontakt beim EPA in München
Jana
Mittermaier
Direktorin Externe Kommunikation
Rainer
Osterwalder
Pressesprecher
European Patent Office
Tel: +49 (0)89 2399 1820
Mobile: +49 163 8399527rosterwalder@epo.org
press@epo.org
Kontakt echolot pr
Bernd
Münchinger
echolot pr
Tel: +49 (0)711 99014 85
muenchinger@echolot-pr.de