Produktion von Inhaltsstoffen auf Insektenbasis dank innovativer vertikaler Farmen: Französischer Biochemiker unter die Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2023 gewählt
- Antoine Hubert arbeitet mit seinem Team bei Ÿnsect daran, CO2-Emissionen zu reduzieren, die in der konventionellen Landwirtschaft anfallen, und etwas gegen die Nahrungsmittelknappheit auf der Welt zu tun.
- Mit den Verfahren von Ÿnsect werden jährlich Tausende Tonnen Inhaltsstoffe produziert, aus denen Lebens- und Futtermittel und Dünger hergestellt werden.
- Ÿnsect ist das erste Unternehmen, das in der Europäischen Union die Zulassung für einen aus Insekten hergestellten Dünger erhalten hat, und seine vertikale Insektenfarm in Amiens – weltweit die größte Anlage dieser Art – steht kurz vor der Fertigstellung.
München, 9. Mai 2023 – Nach Angaben der Vereinten Nationen gilt die Ernährungslage von aktuell fast 30 % der Weltbevölkerung als unsicher. In einer Zeit, in der die Menschheit zur Lösung drängender Probleme auf Nachhaltigkeit und Innovation setzt, treffen der französische Biochemiker Antoine Hubert und sein Team mit ihrem innovativen Konzept einen Nerv. Mit ihren vertikalen Insektenfarmen produzieren sie wertvolle Inhaltsstoffe für die Herstellung von Lebensmitteln für Menschen, Dünger für Pflanzen, Komponenten für Tiernahrung und Futter für Fische. In Anerkennung ihrer vielversprechenden Arbeit wurden Hubert und sein Team aus mehr als 600 Kandidatinnen und Kandidaten für den diesjährigen Europäischen Erfinderpreis unter die Finalisten in der Kategorie „KMU“ gewählt.
Neuerfindung der Nahrungskette mit Inspiration aus der Natur
Zur Gewinnung seiner Inhaltsstoffe (einschließlich Proteinen, Öl und Dünger) züchtet Ÿnsect Mehlwürmer in Insektenzuchtanlagen aus hohen, übereinandergestapelten Modulen. Dieses vertikale System benötigt 30-mal weniger Landfläche, produziert 40-mal weniger CO2-Emissionen als die Viehzucht und verbraucht 40-mal weniger Wasser als die Schweinemast. Hubert erklärt die Mission des Unternehmens so: „Bei Ÿnsect tragen wir zu einem nachhaltigeren Nahrungsmittelsystem bei, indem wir die Nahrungskette mit Inhaltsstoffen auf Insektenbasis neu erfinden. Wir verkaufen unsere Inhaltsstoffe heute auf sehr hochwertigen Märkten für die Herstellung von Pflanzennahrung, Futter für Haustiere und Lebensmittel für den menschlichen Verzehr“. Seine Produkte haben nachweislich einen hohen Nährstoffgehalt für Tiere, Pflanzen und Menschen: Sie enthalten bis zu 72 % Eiweiß sowie essenzielle Aminosäuren, Vitamine und Mineralien.
Hubert und sein Team erläutern, dass sie sich bei der Entwicklung ihrer nachhaltigen Methode für mehr Ernährungssicherheit von der Natur inspirieren ließen: Sie dachten an Seidenraupen und schauten sich an, wie diese seit Urzeiten gezüchtet werden. Nach Aufzucht der Insekten in den vertikalen Farmen werden mit Hilfe traditioneller Verfahren zur Nahrungsmittelgewinnung die Nährstoffe aus den Insekten extrahiert und zu Ölen und Pulvern verarbeitet. Zu den Einsatzmöglichkeiten zählen beispielsweise Fleischalternativen, Süßwaren oder Sportnahrung – ein zukunftsweisender Ansatz zur Lösung einiger der drängendsten Probleme unserer Zeit wie Nahrungsmittelknappheit und die zunehmende Zerstörung der Umwelt.
Umweltbewegung als Triebfeder des Projekts
Noch bevor Hubert zum Unternehmensgründer wurde, rief er im Jahr 2007 zusammen mit seinem Kollegen Alexis Angot, einem Umweltaktivisten wie er selbst, die Umweltorganisation Worgamic ins Leben, die sich für einen besseren Umgang mit Nahrungsmittelressourcen einsetzt.
Im Rahmen dieser Arbeit erkannten Hubert und sein Mitgründer, dass Insekten ein Weg sind, dem Ernährungsproblem der Welt so umweltschonend wie möglich die Stirn zu bieten, und so gründeten sie 2011 zusammen mit Jean-Gabriel Levon und Fabrice Berro das Unternehmen Ÿnsect. Das kleine Start-up hat sich mittlerweile zu einen Unternehmen gemausert, das umfangreiche Investitionen anzieht und mehr als 380 Patente besitzt. Aktuell baut es die weltweit größte vertikale Insektenfarm in der Nähe von Amiens in Frankreich. Das Projekt steht kurz vor der Fertigstellung. Ÿnsect ist weltweit führend bei der Produktion von Insektenproteinen und beliefert eine Vielzahl von Branchen. Hubert hofft, zur Reduzierung der CO2-Emissionen beitragen zu können, die in der traditionellen Landwirtschaft hoch sind, und er möchte die globale Nahrungsmittelknappheit lindern, indem er eine Vorreiterrolle dabei spielt, die Zucht von Insekten als eine ganz normale und legitime Möglichkeit zur Erzeugung von Nahrungsmitteln zu etablieren.
Hubert und sein Team gehören zu den drei Finalisten in der Kategorie „KMU“’ des Europäischen Erfinderpreises 2023. Die Bekanntgabe der Gewinner erfolgt am 4. Juli 2023 in Valencia (Spanien) im Rahmen einer hybriden Preisverleihungs-zeremonie. Sie wird online übertragen und steht allen Interessierten zur Teilnahme offen.
Weitere Informationen zur Bedeutung der Erfindung und zur Technologie sowie weitere Geschichten zu den Erfindern können Sie unter diesem Link abrufen.
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Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise in Europa. Er wurde 2006 vom EPA ins Leben gerufen und ehrt Einzelpersonen und Teams, die Lösungen für einige der größten Herausforderungen unserer Zeit gefunden haben. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury ausgewählt, die sich aus früheren Finalisten des Preises zusammensetzt. Gemeinsam prüfen sie die Vorschläge hinsichtlich ihres Beitrags zum technischen Fortschritt, zur sozialen und nachhaltigen Entwicklung und zum wirtschaftlichen Wohlstand. Allen Erfindern muss ein europäisches Patent für ihre Erfindung erteilt worden sein. Lesen Sie mehr über die verschiedenen Kategorien, Preise, Auswahlkriterien und die Livestream-Zeremonie, die am 4. Juli 2023 stattfinden wird.
Über das EPA
Mit 6 300 Beschäftigten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das Amt, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinderinnen und Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Das EPA ist zudem weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.