Mehr Lebensqualität und Selbstständigkeit für Parkinson-Patienten: Französisches Neurologenteam als Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2024 nominiert
- Die Professoren David Devos und Caroline Moreau haben mit ihrem Team eine Möglichkeit gefunden, Parkinson-Symptome wie Tremor, verlangsamte Bewegungen, Steifigkeit, Schmerzen sowie Schwierigkeiten beim Gehen und Sprechen zu lindern.
- Ihre Erfindung gleicht den Dopamin-Mangel im Gehirn aus und verhindert so dessen Oxidierung. Mittels einer Pumpe leitet sie das Dopamin an das zentrale Nervensystem.
- Die beiden Franzosen treten zum 9. Juli in der Kategorie "Forschung" gegen ein deutsches und ein maltesisches Team an.
- Ab heute kann für den Publikumspreis abgestimmt werden.
München, 16. Mai 2024 – Parkinson's Europe schätzt, dass weltweit etwa 10 Millionen Menschen unter Parkinson leiden. Wegen der höheren Lebenserwartung steigt diese Zahl weiter. Die französischen Neurologen und Pharmakologen David Devos und Caroline Moreau haben mit ihrem Team ein revolutionäres Verfahren entwickelt, um den abnehmenden Dopaminspiegel bei Parkinson im fortgeschrittenen Stadium auszugleichen und dadurch Symptome wie Zittern, verlangsamte Bewegungen, Schmerzen sowie Schwierigkeiten beim Gehen und Sprechen zu lindern. Devos und Moreau, Lebenspartner und Arbeitskollegen, sind Finalisten in der Kategorie "Forschung" für den Europäischen Erfinderpreis 2024, als Würdigung ihrer hingebungsvollen Arbeit. Sie wurden unter 550 Kandidatinnen und Kandidaten der diesjährigen Runde ausgewählt.
Dopamin: Der Schlüssel zur Linderung von Parkinsonsymptomen
Dopamin ist ein wichtiger Neurotransmitter, doch bei Parkinson sinkt der Spiegel dieses Moleküls im Gehirn ab, was Einschränkungen bei Motorik, Denken und Emotionen zur Folge hat. Devos und Moreau entdeckten eine Möglichkeit, so genanntes A-Dopamin zu produzieren, zu speichern und schmerzfrei ohne Oxidation abzugeben. "Wir gleichen diesen Verlust durch eine sichere und kontinuierliche Zufuhr nicht oxidierenden Dopamins über eine im Bauchraum unter die Haut implantierte Dosierpumpe aus, die per Roboterchirurgie mit einem extrem feinen Katheter im Gehirn verbunden wird. Die Pumpe kann alle 7 bis 15 Tage über eine Bauchspritze wieder aufgefüllt werden", erklärt David Devos.
Sobald die Pumpe implantiert ist, gibt sie alle ein bis zwei Wochen eine 20-ml-Dosis Dopamin ab. Das Auffüllen ist zwar relativ schmerzlos, doch für mehr Patientenkomfort kann vorher ein lokalanästhesierendes Pflaster aufgeklebt werden.
Die Neurologen, die Patientinnen und Patienten Lebensqualität zurückgeben
Devos und Moreau sind Pioniere der Neurologie. Gemeinsam arbeiten sie an der Entwicklung von Behandlungsstrategien zur Linderung von Symptomen axialer Störungen bei verschiedenen neurodegenerativen Krankheiten. Ihr Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen zu verbessern, die physisch, mental und sozial unter diesen Störungen leiden. "Wir suchen nach einer Möglichkeit, um die Selbstbestimmtheit der Betroffenen zu erhalten und ihre Lebensqualität zu steigern. Es gibt viele Parkinson-Symptome, die höchst individuell sind, darunter Schmerzen, Müdigkeit oder eingeschränkte Mobilität. Die Hälfte der Betroffenen erhält nicht die optimale Behandlung, um die Symptome zu mildern und die Lebensqualität zu verbessern, doch hier können wir helfen", fügt Caroline Moreau hinzu.
Devos und Moreau entwickelten ihre Erfindung an der Universitätsklinik Lille (Centre Hospitalier Universitaire de Lille), in Zusammenarbeit unter anderem mit der Universität Lille und INSERM. Der Abschluss von Phase I und II im Juni 2024 wird den Weg für klinische Versuche der Phase III bereiten, um über ihr Start-up-Unternehmen InBrain Pharma die Marktzulassung in Europa und den USA zu erhalten. Dadurch kann das Unternehmen seine A-Dopamin-Lösung kommerzialisieren, um die Symptome der an Parkinson Erkrankten zu lindern und einen Beitrag zum medizinischen Fortschritt zu leisten.
Das französische Team gehört zu den drei Finalisten in der Kategorie "Forschung" des Europäischen Erfinderpreises 2024. Die anderen für ihre herausragenden Arbeiten in diesem Bereich ausgewählten Finalisten sind die Deutsche Cordelia Schmid für ihre KI-Lösungen, die eine fortschrittliche maschinelle Wahrnehmung ermöglichen, die besser der menschlichen visuellen Interpretation entspricht, sowie die Malteser Tonio Sant, Daniel Buhagiar und ihr Team für ihre nachhaltige Offshore-Energiespeicherlösung. Das Europäische Patentamt (EPA) wird die Gewinnerinnen und Gewinner am 9. Juli 2024 im Rahmen einer per Livestream aus Malta übertragenen Preisverleihung bekannt geben. Zusätzlich zu den einzelnen Kategorien wird das EPA dann auch die Sieger des per Online-Abstimmung ermittelten Publikumspreises bekannt geben. Die Stimmabgabe ist bis zum Tag der Preisverleihung möglich.
Weitere Informationen über die Auswirkungen der Erfindungen, die Technologie und Näheres zu den Erfinderinnen und Erfindern finden Sie hier.
Pressematerial
Zugang zu Materialien für Journalisten
Pressfotos Video (MP4): Englisch Video (MP4): Französisch
(für Videos im MXF-Format wenden Sie sich bitte an press@epo.org)
Medienkontakte Europäisches Patentamt
Luis Berenguer Giménez
Hauptdirektor Kommunikation / Sprecher der EPA
EPA-Pressestelle
press@epo.org
Tel.: +49 89 2399-1833
Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise in Europa. Mit dem 2006 vom EPA ins Leben gerufenen Preis werden Einzelpersonen und Teams ausgezeichnet, die Lösungen für einige der größten Herausforderungen unserer Zeit gefunden haben. Die Jury des Europäischen Erfinderpreises besteht aus Erfindern, die allesamt ehemalige Finalistinnen und Finalisten sind. Bei der Beurteilung der Vorschläge stützt sich die unabhängige Jury auf ihr umfangreiches Fachwissen in den Bereichen Technik, Wirtschaft und geistiges Eigentum. Im Jahr 2024 hat Wolfgang M. Heckl den Vorsitz der Jury inne. Alle Erfinder müssen für ihre Erfindung ein europäisches Patent erhalten haben. Weitere Informationen zu den verschiedenen Kategorien und Preisen, den für die Auswahl geltenden Kriterien und zur Preisverleihungszeremonie am 9. Juli 2024 in Malta, die im Livestream verfolgt werden kann.
Über das EPA
Mit 6 300 Beschäftigten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das Amt, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinderinnen und Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 45 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Das EPA ist zudem weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.