Druckbare Perowskit-Solarzellen eines polnischen Erfinders sichern sich den Doppelsieg in der Kategorie KMU und den Publikumspreis beim Europäischen Erfinderpreis
- Olga Malinkiewicz und ihr Team sind die Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2024 in der Kategorie "KMU"
- Das Team erhielt zudem von der Öffentlichkeit den Publikumspreis
- Malinkiewicz wurde in beiden Kategorien für die Entwicklung bahnbrechender Perowskit-Solarzellen ausgezeichnet, die Licht effizient in Energie umwandeln und neue nachhaltige Energielösungen bieten
München, 9. Juli 2024 – Mit der Transformation des Potenzials erneuerbarer Energien mithilfe von Solartechnologie haben sich Olga Malinkiewicz und ihr Team den Europäischen Erfinderpreis 2024 in der Kategorie "KMU" gesichert. Malinkiewicz und ihr Team wurden heute von Europäischen Patentamt (EPA) als Preisträger geehrt. Darüber hinaus erhielten sie den von der Öffentlichkeit vergebenen Popular Prize, der ihre zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung von Technologien für erneuerbare Energien würdigt. Dabei konnten sie die Jury durch die Entwicklung dünner, druckbarer und flexibler Perwoskit-Solarzellen überzeugen, die eine nachhaltigere und vielseitigere Herangehensweise an die Nutzung von Sonnenenergie sowohl aus natürlichen als auch aus künstlichen Lichtquellen ermöglichen. Die Zellen werden im Rahmen eines innovativen Inkjet-Druckverfahrens in einer Weise hergestellt, die Nachhaltigkeit fördert und den Energieverbrauch senkt.
Zu den weiteren Finalisten in der Kategorie "KMU" zählten die französischen Wissenschaftler Bruno Mottet und Lyderic Bocquet für ihr Verfahren zur Erzeugung umweltfreundlicher Elektrizität mittels Osmose sowie das aus Finnland stammende Ehepaar Sirpa und Markku Jalkanen mit ihrer Immuntherapie zur gezielten Bekämpfung von Krebszellen.
Die Öffentlichkeit war außerdem aufgerufen, aus den 12 für den Publikumspreis nominierten Teams und Einzelpersonen in den Kategorien "Forschung", "Industrie", "Nicht-EPO-Länder" und "KMU" ihren beliebtesten Erfinder oder ihr beliebtestes Erfinderteam zu wählen.
"Ich bin sehr glücklich und dankbar, diese Auszeichnung zu erhalten. Ich bin nicht nur in meinem Namen und dem meines wunderbaren Teams von Saule Technologies dankbar, ohne das dieser Erfolg nicht möglich wäre. Ich bin auch im Namen all jener Wissenschaftler dankbar, die mit ihren wissenschaftlichen Entdeckungen allen Menschen einen praktischen Nutzen bringen wollen", sagt Malinkiewicz. "Der Übergang von der wissenschaftlichen Forschung zur Kommerzialisierung einer entwickelten Technologie ist äußerst schwierig. Die meisten Erfinder scheitern in dieser Phase. Wir haben es geschafft. Ich hoffe, dass unser Erfolg all jenen Mut, Energie und Zuversicht gibt, die es wagen zu träumen. Tun Sie es!"
Dank Licht-Recycling sind ihre druckbaren Solarzellen so leicht, dass man einen Ein-Quadratmeter-Bogen problemlos zwischen zwei Fingern halten und für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete verwenden kann. Diese bahnbrechende Technologie stützt sich auf die außergewöhnlichen Eigenschaften von Perowskit, das eine große Bandbreite an Wellenlängen des Sonnenlichts absorbieren kann und damit ebenso anpassungsfähig wie kostengünstig ist.
Der Einsatz von Perowskit sichert Effizienz und Vielseitigkeit
Die Perowskit-Zellen zeichnen sich durch ihre hohe Effizienz und ihre umweltfreundliche Produktion aus, da ihre Herstellung nur eine minimale Energiemenge erfordert. Malinkiewicz hebt insbesondere die Vorzüge des Inkjet-Druckverfahrens im Vergleich zu anderen Techniken wie Verdampfungsanlagen und Rotationsbeschichtung als kostengünstige und energieeffiziente Methode zur Herstellung von Perowskit-Solarzellen hervor. Dieser nachhaltige Ansatz entspricht breit angelegten Umweltzielen im Einklang mit globalen Initiativen für grünere Technologien.
Die Erneuerbare Energien-Richtlinie der Europäischen Union sieht bis zum Jahr 2030 einen Anteil erneuerbarer Energien von 45 % vor – damit wird der schnelle Ausbau der Solarenergie zu einem der wichtigsten Schwerpunkte. Dank ihrer höheren Effizienz bei der Umwandlung von Licht in Elektrizität zeichnen sich die Perowskit-Solarzellen als vielversprechende Alternative zu den konventionellen Solarmodulen auf Siliziumbasis ab. Malinkiewicz führte Tests durch, bei denen die Perowskit-Zellen eine Umwandlungsrate von Licht in Strom von 25,8 % vorweisen konnten, die siliziumbasierte Zellen mit 21 % in den Schatten stellte.
Mithilfe der leichten und flexiblen mit Perowskit-beschichteten Polymere lässt sich auch die statische Gebäudelast herabsetzen. Damit eröffnet diese Erfindung ungeahnte kommerzielle Möglichkeiten, von stromerzeugenden Sonnenschutz-Jalousien bis hin zur möglichen Integration in solarbetriebene Unterhaltungselektronik wie Tastaturen und Mobiltelefone. Nicht zuletzt aus diesem Grund spielen die druckbaren Solarzellen von Olga Malinkiewicz eine tragende Rolle beim Wandel hin zu nachhaltigen Energien. In diesem Sinne entspricht die Erfindung auch den globalen Zielen im Bereich erneuerbare Energien und zeigt beispielhaft auf, wie fortschrittliche Materialien zu intelligenteren Energielösungen mit größerer Anpassbarkeit führen können.
Die Gewinnerinnen und Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2024 wurden heute bei einer Hybridveranstaltung in Malta bekannt gegeben. Die Veranstaltung können Sie online streamen.
Weitere Informationen über die Auswirkungen der Erfindungen, die dahinterstehende Technologie und Näheres zu den Erfinderinnen und Erfindern finden Sie hier.
Die nächste Ausgabe des Young Inventors Prize findet 2025 in Island statt
Beim heutigen Festakt in Malta durfte das Europäische Patentamt (EPA) auch das neue Konzept für die Preisverleihung bekannt geben, das ab 2025 zum Tragen kommen wird. Vom nächsten Jahr an soll der Preis alle zwei Jahre vergeben werden, wobei sich die nächste Ausgabe vorrangig an junge Erfinderinnen und Erfinder unter 30 richtet, deren Erfindungen eines oder mehrere Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) abdecken. Dabei soll eine unabhängige Jury früherer Finalistinnen und Finalisten die Einreichungen beurteilen und auf diese Weisen ein faires und fundiertes Auswahlverfahren ermöglichen, das den Innovationsgeist und die Errungenschaften der nächsten Generation von Erfinderinnen und Erfindern würdigt. Die erste Ausgabe dieses neuen, zweijährlichen Formats soll 2025 in Island stattfinden. Nominierungen für alle Technologiebereiche werden ab heute bis Ende September entgegengenommen.
In den dazwischenliegenden Jahren ab 2026 wird das EPA zum ursprünglichen Konzept des Europäischen Erfinderpreises in den klassischen Kategorien "Industrie", "Forschung", "KMU", "Nicht-EPO-Staaten", "Lebenswerk" und "Publikumspreis" zurückkehren.
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Medienkontakte Europäisches Patentamt
Luis Berenguer Giménez
Hauptdirektor Kommunikation / EPA-Sprecher
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Tel.: +49 89 2399-1833
Über die Erfinderin
Die Mitbegründerin von Saule Technologies und CTO des Unternehmens, Olga Malinkiewicz, ist Physikerin und Unternehmerin. Sie entdeckte das Potenzial von Perowskit im Rahmen einer technischen Konferenz im Jahr 2013. Darauf folgte ihre Erfindung des Tintenstrahldruckers für Perowskit-Solarzellen, der bei Raumtemperatur arbeitet und ihr den Photonics21 Student Innovation Award sicherte.
Diese Innovation weckte das Interesse der polnischen Unternehmer Piotr Krych und Artur Kupczunas, was zur Gründung von Saule Technologies führte – mit dem gemeinsamen Ziel, den Einsatz erneuerbarer Energien voranzutreiben.
Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise Europas. Er wurde 2006 vom EPA ins Leben gerufen und würdigt Einzelpersonen oder Teams, die mit ihren wegweisenden Erfindungen Antworten auf einige der größten Herausforderungen unserer Zeit geben. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury aus früheren Finalistinnen und Finalisten ausgewählt. Gemeinsam beurteilen sie, welchen Beitrag die Vorschläge hinsichtlich technischen Fortschritts, sozialer und nachhaltiger Entwicklung und wirtschaftlichem Wohlstand leisten. Alle Erfinder müssen ein europäisches Patent für ihre Erfindung erhalten haben.
Das EPA
Mit 6.300 Beschäftigten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinderinnen und Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 45 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Das EPA ist ferner weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.