4.2. Beispielsfälle zur Aufklärungspflicht bei leicht behebbaren Mängeln
4.2.3 Elektronische Einreichung von Unterlagen
Gemäß dem Beschluss des Präsidenten des EPA vom 14. Mai 2021 (ABl. 2021, A42) ist die elektronische Einreichung von Unterlagen im Einspruchs- und Beschwerdeverfahren zulässig. Zahlreiche Entscheidungen befassen sich mit der elektronischen Einreichung von Beschwerden zu einer Zeit, als diese noch nicht zulässig war (s. zum Grundsatz des Vertrauensschutzes T 781/04 vom 30. November 2005 date: 2005-11-30, T 991/04 vom 22. November 2005 date: 2005-11-22 und T 331/08; s. auch T 2726/17 und T 1633/18, wo die Kammer befand, dass eine über die Web-Einreichung des EPA eingereichte Beschwerdeschrift wirksam eingereicht worden war; s. auch T 1295/20 vom 28. Januar 2021 date: 2021-01-28).
Der Beschwerdeführer in T 1764/08 hatte seine Beschwerdebegründung am letzten Tag der Frist nach Art. 108 Satz 3 EPÜ über epoline® eingereicht. In diesem Fall entschied die Kammer, dass er – selbst wenn das EPA ihn gewarnt hätte – die Beschwerdebegründung nicht mehr auf zulässigem Wege hätte fristgerecht einreichen können. Das EPA war somit nach dem Grundsatz des Vertrauensschutzes nicht dazu verpflichtet, den Beschwerdeführer zu warnen. Die gleiche Auffassung vertrat auch die Beschwerdekammer in Disziplinarangelegenheiten in D 36/21 in Bezug auf eine Beschwerde gegen eine Entscheidung der Prüfungskommission, die am letzten Tag der betreffenden Frist um 19.53 Uhr per E-Mail eingereicht worden war (s. Kapitel V.C.2.6.2). Die Sachlage in diesen Fällen war eine andere als in T 781/04 date: 2005-11-30, T 991/04 vom 22. November 2005 date: 2005-11-22, T 514/05 und T 395/07, denn dort konnten die Mängel rechtzeitig vor Ablauf der betreffenden Fristen festgestellt werden.