Ein Chemiker mit Visionen für die Medizin: Ivars Kalvins als Finalist für Europäischen Erfinderpreis 2015 nominiert
- Europäisches Patentamt (EPA) ehrt weltweit führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der medizinischen Biochemie mit Nominierung
- Lettischer Erfinder entwickelte neue Generation von Arzneimitteln auf natürlicher Basis zur gezielten Bekämpfung und Prävention von Herzerkrankungen, Schlaganfällen, Alzheimer und Krebs Einsatz von Meldonium schafft Grundlage für eines der erfolgreichsten Medikamente (Mildronate) Lettlands
- EPA-Präsident Battistelli: „Kalvins zählt zu den herausragenden Erfindern Europas und schafft bedeutenden Nutzen für Humanmedizin"
München/Riga, 21. April 2015 -- Mit 256 Erfindungen und über 900 Patenten und Patentanmeldungen ist Ivars Kalvins einer der produktivsten Wissenschaftler und Erfinder in der medizinischen Biochemie. Überzeugt von der Idee, dass kleine organische Moleküle die Energieproduktionswege im menschlichen Körper regulieren und damit über die Prävention und Heilung von Krankheiten entscheiden, entwickelte der lettische Forscher eine neue Generation von Wirkstoffen, die natürliche Moleküle imitieren und bei Herzerkrankungen, Schlaganfällen, Tinnitus, Alzheimer und chronischen Schmerzen zum Einsatz kommen, sich sogar gegen Krebs als erfolgreich erwiesen haben.
Für diese Leistung hat ihn das Europäische Patentamt (EPA) für den Europäischen Erfinderpreis 2015 als einen von drei Finalisten in der Kategorie „Lebenswerk" nominiert. Am 11. Juni 2015 wird die begehrte Auszeichnung im Rahmen eines Festakts in Paris zum zehnten Mal verliehen.
„Die herausragenden Forschungsarbeiten von Ivars Kalvins schaffen einen bedeutenden Nutzen für die Humanmedizin, indem sie die Behandlung von weit verbreiteten schweren Krankheiten auf der Grundlage natürlicher Bestandteile ermöglichen", sagt EPA-Präsident Benoît Battistelli bei der Bekanntgabe der Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2015. „Kalvins ist nicht nur einer der erfolgreichsten Erfinder Lettlands und des Baltikums, sein Erfindergeist ist auch ein großartiges Beispiel für Europas Innovationsfähigkeit in der Biomedizin."
Natürliche Komponenten statt künstlich geschaffener Chemikalien
Seit über 40 Jahren erforscht der promovierte Chemiker, wie sich Krankheiten auf Basis natürlicher Verbindungen gezielt behandeln lassen. Den Grundstein für seine Erfindungen legte Kalvins, indem er diejenigen organischen Verbindungen zusammenführte, die das metabolische Gleichgewicht im menschlichen Körper wiederherstellen, ist der Energiestoffwechsel einmal aus dem Tritt gekommen. Dafür untersuchte er, welche biochemischen Reaktionen und Verbindungen im Körper an Problemen beteiligt sind und welche sich in abgewandelter Form für eine Behandlung eignen könnten. Während andere Wissenschaftler oft tausende Stoffe synthetisierten, sparte Kalvins so wertvolle Zeit, weil er von Anfang an nur eine geringe Zahl an Stoffen für die Synthese in Betracht zog.
Erfindung macht gezielte Prävention von Herzerkrankungen möglich
Als der passionierter Saxophonspieler und Familienvater 1976 dank dieses Erfolgskonzepts nach nur einem halben Jahr wissenschaftlicher Forschung als erster überhaupt entdeckte, dass sich Störungen im Zellstoffwechsel bei Herzkrankheiten durch Meldonium ausschalten lassen, gelang ihm der entscheidende medizinische Durchbruch: Mit dem gezielten Einsatz von Meldonium als Arzneimittel konnte Kalvins die Energiegewinnung in der Zelle so umstellen, dass diese dafür weniger Sauerstoff benötigt. Dadurch bleibt Herzpatienten wieder mehr Sauerstoff für den Herzmuskel, wodurch der Energiestoffwechsel in sein Gleichgewicht zurückfindet. Eine fortlaufende Beschädigung des Herzmuskelgewebes, die im schlimmsten Fall zum Infarkt führt, wird so vermieden. Diese Erfindung hat bis heute Millionen von Menschen geholfen, Herzkrankheiten und Schlaganfällen - laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) derzeit die weltweit häufigsten Todesursachen - vorzubeugen und diese zu behandeln.
Wegbereiter einer neuen Generation von Arzneimitteln
Der Erfolg des Wirkstoffes Meldonium, der unter dem Namen Mildronate vom lettischen Pharmaspezialisten Grindeks hergestellt und vermarktet wird, war wegweisend für die Entwicklung einer neuen Generation von Arzneimitteln auf Basis natürlicher Verbindungen, die Kalvins bis heute vorantreibt. Seine Motivation, Menschen auf diese Weise zu helfen, hat auch eine persönliche Geschichte: Als seine erste Frau an Krebs erkrankte, entwickelte er ein Arzneimittel für sie: den Immunstimulator Leakadine, den er nach ihr benannte. Damit gelang es ihm, ihr Leben um 18 Jahre zu verlängern.
Neben Leakadine zählt mit Belinostat ein weiteres Krebsmedikament zu seinen größten Erfindungen. Zudem sind das Neuroprotektivum Neramexane und der entzündungshemmende Wirkstoff OX-MPI Teil der bahnbrechenden Folgeentwicklungen, die das Team um Kalvins am Lettischen Institut für Organische Synthese in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus Großbritannien, Dänemark, Schweden und Deutschland hervorgebracht hat. Und schließlich ist Mildronate bis heute eines der erfolgreichsten medizinischen Exportprodukte Lettlands. Im Jahr 2013 belief sich der Exportumsatz des Arzneimittels auf 60 bis 70 Millionen Euro, was einem Anteil von rund 0,7 Prozent am gesamten lettischen Export entspricht. Es hat damit den Löwenanteil am Umsatz von Grindeks, das 2013 mit 1000 Mitarbeitern 118,5 Millionen Euro erwirtschaftete. Laut Angaben von Transparency Market Research wird auch der Markt für Medikamente wie Mildronate, die gegen Herzerkrankungen zum Einsatz kommen, bis 2018 jährlich um 3,5 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro steigen.
Institut für medizinische Chemie als internationale Ideenschmiede
Noch immer geht Kalvins jeden Tag in sein Labor, um gemeinsam mit seinem Team an neuen Ideen zu arbeiten. Dank seiner Beharrlichkeit ist er nicht nur Erfinder von sieben Original-Präparaten. Kalvins konnte auch das Institut für medizinische Chemie am Lettischen Institut für Organische Synthese, das er seit 1986 leitet, zur international vernetzte Ideenschmiede für die pharmazeutische Forschung ausbauen: Dass die patentierten Erfindungen aus Kalvins‘ Labor von einer Reihe internationaler Pharmaunternehmen wie Prolifix (TopoTarget), Biolipox (Orexo), Merz Pharma und Grindeks lizensiert und auf den Markt gebracht worden sind, verdeutlicht das große Renommee der lettischen Forschungseinrichtung.
Medien- und Servicepaket zu Ivars Kalvins:
- Über den Erfinder
- Der Blick auf die Patente: EP1328510, EP1009732, EP1778632
- Zehn Jahre Europäischer Erfinderpreis: Eine Zeitreise zu Erfindern und Ideen, die unser Leben veränderten.
- Über das Europäische Patentamt (EPA)
- Studie belegt: Jeder dritte Job in Europa entsteht in IP-intensiven Branchen
Kontakt für Rückfragen:
Rainer
Osterwalder
Director Media Relations
Tel. +49 (0)89 2399 1820
rosterwalder@epo.org
Bernd Münchinger
Geschäftsführer
echolot public relations
Tel. +49 (0) 711 9901480
muenchinger@echolot-pr.de