Lebensrettende Fahrassistenzsysteme: Erfinder des ESP Anton van Zanten erhält Europäischen Erfinderpreis 2016 in der Kategorie „Lebenswerk“
- Europäisches Patentamt (EPA) zeichnet langjährigen Bosch-Ingenieur Anton van Zanten für sein beeindruckendes Lebenswerk in der Autosicherheit aus
- Anti-Schlupf-Technologie: Das ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm) entschärft gefährliche Situationen wie das Ausbrechen des Fahrzeughecks
- Die Erfindung hat alleine in Europa fast 260 000 Unfälle verhindert
- EPA-Präsident Battistelli: „Anton van Zantens Erfindungen und seine mehr als 40-jährige Karriere als Ingenieur sind der lebende Beweis für Innovationskraft."
Lissabon/München, 9. Juni 2016 - Dank Anton van Zantens (75) Pionierarbeit sind die Straßen sicherer geworden: Über vier Jahrzehnte hinweg entwickelte van Zanten in der Automobilsicherheitstechnik bei Robert Bosch in Schwieberdingen das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) sowie weitere Sicherheitssysteme, wie das Antiblockiersystem (ABS). Mit über 180 erteilten Patenten auf seinen Namen, 36 davon in Verbindung mit Autosicherheit, hat der Ingenieur erfolgreich Fahrassistenzsysteme weiterentwickelt, die heute in vielen Neuwagen Pflicht sind. Für diese herausragende Leistung hat das Europäische Patentamt (EPA) Anton van Zanten heute bei der Preisverleihung mit dem Europäischen Erfinderpreis 2016 in der Kategorie „Lebenswerk" ausgezeichnet. Zwei Jahre nach der Ehrung von Erfinder-Legende Artur Fischer geht der prestigeträchtige Preis damit erneut nach Deutschland.
„Anton van Zantens Erfindungen und seine über 40-jährige Karriere als Ingenieur sind der lebende Beweis für Innovationskraft", sagt EPA-Präsident Benoît Battistelli. „Sein Einfallsreichtum und seine Beharrlichkeit bei der Entwicklung von computergestützten Automobil-Sicherheitssystemen, die jetzt in Serienproduktion sind, haben unzählige Unfälle verhindert und tausende Menschenleben gerettet."
An der Preisverleihung, die in diesem Jahr zum elften Mal stattfand, nahmen rund 600 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft teil. Eröffnet wurde der Festakt in der Lissaboner MEO Arena durch EPA-Präsident Battistelli, den portugiesischen Ministerpräsidenten António Costa und Carlos Moedas, EU-Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation.
Sein Leben der Verbesserung der Fahrzeugsicherheit gewidmet
„Erfinder wird man erst, wenn man unzufrieden ist. Wenn man zufrieden ist mit allem, dann hat man keinen Drang danach, etwas Neues zu machen", sagt van Zanten. Und von diesem Drang wird er seit vielen Jahren angetrieben: Bereits während seiner Doktorarbeit Mitte der 1970er Jahre beschäftigte sich der junge Maschinenbauingenieur van Zanten mit dem Problem, dass die Räder bei einer Vollbremsung komplett blockieren und das Fahrzeug nicht mehr lenkbar ist. Im Jahr 1977 begann van Zanten seine einflussreiche Karriere bei Bosch in einem Forschungsteam zum Antiblockiersystem (ABS), bevor er die Entwicklung des ESP vorantrieb. Seine Idee: Sobald die Sensoren des ESP eine Diskrepanz zwischen der vom Fahrer gewünschten Fahrtrichtung und der tatsächlichen Bewegungsrichtung des Fahrzeugs erkennen, entschärft das System durch gezieltes Abbremsen einzelner Räder gefährliche Situationen, wie beispielsweise das Ausbrechen des Fahrzeughecks. Dieser Vorgang geschieht in wenigen Hundertstelsekunden, nachdem eine Diskrepanz erkannt wurde - viel schneller als ein Fahrer in einer Schrecksituation reagieren könnte. "Patente sind sehr wichtig, um Erfindungen zu schützen", sagt van Zanten. Rund 20 Jahre hat es gedauert, bis das System patentiert und auf dem Markt realisiert werden konnte. Als das ESP-System im Jahr 1987 erfolgreich getestet wurde, belegte der Computer fast den gesamten Innenraum des Fahrzeugs. Es dauerte bis Mitte der 1990er Jahre, ehe die Mikroprozessortechnologie eine Miniaturisierung der Bauteile ermöglichte. Erstmals wurde das ESP-System im Jahr 1995 in einem Serienfahrzeug von Mercedes-Benz eingesetzt.
Globaler Industriestandard in Neufahrzeugen: ESP macht Autofahren sicherer
Seit ihrer Einführung hat die elektronische Stabilitätskontrolle laut einer Unfallstudie von Bosch etwa 260 000 Verkehrsunfälle verhindert und allein in Europa rund 8500 Leben gerettet. Dies macht das ESP zum wichtigsten Fahrzeugsicherheitssystem nach dem Sicherheitsgurt. Sowohl in der EU als auch in Australien, Japan, Russland, Israel, Kanada und den USA ist das ESP in allen Neufahrzeugen Pflicht. Seit van Zanten 2003 in den Ruhestand gegangen ist, lehrt er an mehreren Universitäten und berät auch führende Automobilunternehmen. Die Entwicklung neuer Fahrassistenzsysteme wie Second Collision Mitigation (SCM) basiert auf seinen technologischen Verdiensten.
Medien- und Servicepaket zu Anton van Zanten
Kurzer Film über den Erfinder (YouTube)
Download von Filmmaterial in höchster Sendequalität (HD): Deutsche Fassung und B-roll (Vimeo)
Weiteres Film- und Fotomaterial
Erfahren Sie mehr über den Erfinder
Die Patente im Überblick: EP0883537 , EP0339056
Hinweis an die Redaktionen: Verfügbarkeit von Video- und Fotomaterial am 9. Juni 2016 |
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