Geistige Eigentumsrechte schaffen 82 Millionen Arbeitsplätze in der EU
Neue Studie zeigt die wirtschaftliche Bedeutung von Industriebranchen, die Rechte des geistigen Eigentums (IP Rights/IPR) zwischen 2017-19 überdurchschnittlich stark genutzt haben
- Im betrachteten Zeitraum beschäftigten diese Industrien mehr als 61 Millionen Menschen in der EU und trugen indirekt zur Schaffung von weiteren 20 Millionen Arbeitsplätzen bei
- Die Sektoren erwirtschafteten mit 6,4 Billionen Euro fast die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der EU und waren gleichzeitig für die Mehrheit der EU-Exporte verantwortlich
- Auf schutzrechtsintensive Tätigkeiten entfielen mehr als 75 % des EU-Binnenhandels
- In IPR-intensiven Branchen wurden deutlich höhere Löhne (+41 %) gezahlt als in anderen Branchen
- Industrien, die sich mit Klimaschutztechnologien und grünen Marken befassen, stellen 14% des BIP der EU und 9,3 % der Arbeitsplätze
München, 11. Oktober 2022 - Laut einer Studie, die heute gemeinsam vom Europäischen Patentamt (EPA) und dem Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) veröffentlicht worden ist, haben Industrien, die Rechte des geistigen Eigentums intensiv nutzen, zwischen 2017 und 2019 rund 29,7 % aller Arbeitsplätze in der EU geschaffen. Damit haben Branchen, die Patente, Marken oder Geschmacksmuster sowie andere IPRs überdurchschnittlich oft verwenden, mehr als 61 Millionen Menschen in der EU beschäftigt. Hinzu kommen weitere 20 Millionen Arbeitsplätze in Unternehmen, die diesen Wirtschaftszweigen Waren und Dienstleistungen zuliefern. Bezieht man diese indirekte Beschäftigung ein, beläuft sich die Gesamtzahl der schutzrechtsabhängigen Arbeitsplätze auf 82 Millionen (39,4 %).
Der Bericht, der die Bedeutung von Wirtschaftszweigen, die ihr geistiges Eigentum umfassend schützen, für die EU-Wirtschaft untersucht, wird regelmäßig aktualisiert. Gemäß der neuen Ausgabe haben die schutzrechtsintensiven Branchen in der Berichtsperiode 6,4 Billionen Euro erwirtschaftet, was mehr als 47 % der Gesamtwirtschaftsleistung der EU entspricht. Auf diese Branchen entfiel auch der größte Teil des EU-Handels mit dem Rest der Welt, wobei ein Handelsüberschuss von 224 Milliarden Euro erzielt wurde.
IPR-intensive Sektoren kurbeln zudem den EU-Binnenhandel an - ein Indikator, der in dieser Auflage des Reports zum ersten Mal analysiert wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass Aktivitäten in diesen Sektoren mehr als 75 % des Handels innerhalb der EU ausgemacht haben und eine wichtige Triebfeder für die grenzüberschreitende Schaffung von Arbeitsplätzen waren. Fast sieben Millionen schutzrechtsintensive Arbeitsplätze wurden in den EU-Mitgliedstaaten von Unternehmen mit Sitz in anderen EU-Mitgliedstaaten geschaffen. Die Studie zeigt auch, dass 80,5 % der EU-Importe und 80,1 % der EU-Exporte auf schutzrechtsintensive Industrien zurückgehen.
Die Auswertungen ergeben zudem, dass in schutzrechtsintensiven Wirtschaftszweigen deutlich höhere Löhne und Gehälter gezahlt werden als in anderen Branchen. Dieser Mehrverdienst beträgt 41 %. Auch die Wertschöpfung pro Mitarbeiter ist in den schutzrechtsintensiven Sektoren höher als in anderen Bereichen der Wirtschaft. Der durchschnittliche Wochenlohn in schutzrechtsintensiven Branchen beträgt 840 Euro gegenüber 597 Euro in nicht schutzrechtsintensiven Branchen. In geschmacksmusterintensiven Branchen liegt das Plus bei 34 %, in markenintensiven Branchen bei 40 %, in urheberrechtsintensiven Branchen bei 49 % und in patentintensiven Branchen bei 65 %.
Europas Fokus auf Nachhaltigkeit
Laut der Studie erwiesen schutzrechtsintensive Branchen, die sich mit Klimaschutztechnologien und grünen Marken beschäftigen, als besondere Bereicherung für die europäische Wirtschaft. Ihr ökonomischer Beitrag hat in den vergangenen Jahren zugenommen: Zwischen 2017 und 2019 entfielen 9,3 % der Beschäftigung und 14 % des BIP in der EU auf diese Unternehmen. Insgesamt stand jede zehnte europäische Patentanmeldung, die 2019 von einem Unternehmen oder Erfinder aus der EU eingereicht wurde, im Zusammenhang mit Technologien, die auf die Verringerung oder Vermeidung von Treibhausgasemissionen abzielen. Grüne Marken, die von in der EU ansässigen Unternehmen angemeldet wurden, machten 2021 einen ähnlichen Anteil aller EU-Markenanmeldungen aus.
„Innovation gestützt auf ein wirkungsvolles Schutzrechtsystem ist der Schlüssel zu Wachstumssicherung und langfristiger Wettbewerbsfähigkeit Europas. Die aktuelle Ausgabe unserer Studie belegt, dass schutzrechtsintensive Industriesektoren für die europäische Wirtschaft bedeutender denn je sind. Mit der bevorstehenden Einführung des Einheitspatents und des Einheitlichen Patentgerichts wird das Innovationsumfeld in Europa einen weiteren Schub erhalten", so EPA-Präsident António Campinos zu den Ergebnissen der Studie.
ZUR STUDIE
Die heute veröffentliche Studie ist der vierte gemeinsame EPA-EUIPO-Bericht, über die Bedeutung von Wirtschaftszweigen innerhalb der EU, die ihr geistiges Eigentum umfassend schützen. Sie untersucht ein breites Spektrum von Rechten des geistigen Eigentums - Marken, Patente, Geschmacksmuster, Urheberrechte, geografische Angaben und Sortenschutzrechte - und berücksichtigt eine Vielzahl von Indikatoren, darunter das Bruttoinlandsprodukt (BIP), Beschäftigung, Handel und Gehälter. Die vorherigen Studien von 2013, 2016 und 2019 bezogen sich jeweils auf die Zeiträume 2008-2010, 2011-2013 und 2014-16. Die aktuelle Studie „Schutzrechtsintensive Wirtschaftszweige und Wirtschaftsleistung in der Europäischen Union" berücksichtigt die Jahre 2017-19. Ergänzend zu den EU-Mitgliedstaaten wurden in dieser Studie auch Daten aus Island, Norwegen, der Schweiz und des Vereinigte Königreichs einbezogen.
ÜBER DAS EPA
Mit fast 6 300 Beschäftigten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Sein Hauptsitz ist in München; Niederlassungen gibt es in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien. Das EPA wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder und Erfinderinnen hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Das EPA ist außerdem weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
Pressekontakt
Luis Berenguer Giménez
Hauptdirektor Kommunikation, Sprecher
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