Neue EPA-Studie: Europäische Patente bevorzugtes Mittel zur Vermarktung von Erfindungen europäischer Hochschulen und öffentlicher Forschungseinrichtungen
- Das Europäische Patentamt (EPA) veröffentlicht sein neuestes Scoreboard zur Patentvermarktung
- Europäische Hochschulen und öffentliche Forschungseinrichtungen bringen mehr als ein Drittel ihrer Erfindungen auf den Markt
- Lizenzierung ist der bevorzugte Vermarktungsweg, namentlich auf dem heimischen Markt
- Zu den Vermarktungspartnern gehören KMU und Großunternehmen nahezu gleichermaßen
- Hochschulen und öffentliche Forschungseinrichtungen in Süd- und Osteuropa vertrauen stärker auf Vermarktungspartner in anderen europäischen Ländern
- Die Studie zeigt, dass noch mehr getan werden muss, um Hochschulen und Forschungseinrichtungen dabei zu helfen, Hürden bei der Vermarktung zu überwinden und ihr gesamtes Potenzial auszuschöpfen
München, 24. November 2020 - Laut einer neuen Studie, die heute vom Europäischen Patentamt (EPA) veröffentlicht worden ist, nutzen europäische Hochschulen und öffentliche Forschungseinrichtungen europäische Patente in erster Linie, um ihre Erfindungen kommerziell zu verwerten. Demnach verwerten diese Einrichtungen bereits mehr als ein Drittel (36 %) ihrer Erfindungen, und bei weiteren 42 % ist eine Verwertung geplant.
"Europas Hochschulen und öffentliche Forschungseinrichtungen sind Kraftpakete der wissenschaftlichen Forschung und stehen hinter vielen bahnbrechenden Erfindungen", sagt EPA-Präsident António Campinos. "Dieser Bericht zeigt, dass sie europäische Patente nutzen, um ihre neuen Technologien aus dem Labor auf den Markt zu bringen. Aber noch gibt es erhebliche Hürden bei der Kommerzialisierung und beim Transfer von Wissen und Technologie in die Industrie. Diese müssen angegangen werden, damit die europäische Wirtschaft das volle Potenzial ihrer Forschung ausschöpfen kann, um mit China und den USA in Sachen Innovation Schritt zu halten."
Die vom EPA erfassten Daten liefern auch ein Profil der Unternehmen, mit denen Hochschulen und öffentliche Forschungseinrichtungen bei der Kommerzialisierung zusammenarbeiten. Laut dem Bericht handelt es sich dabei nahezu gleichermaßen um KMU und Großunternehmen (jeweils rund 40 %), und die meisten erfolgreichen Kooperationen (74 %) werden mit Partnern aus demselben Land abgeschlossen. Der Bericht zeigt aber auch, dass Einrichtungen in Süd- und Osteuropa solche lokalen Partner nicht haben und daher häufiger in anderen europäischen Ländern nach Vermarktungspartnern suchen.
Die Studie zeigt ferner auf, vor welchen Herausforderungen Hochschulen und öffentliche Forschungseinrichtungen stehen, wenn sie ihre Erfindungen vermarkten wollen. Dass zwei Drittel der Erfindungen (noch) nicht auf dem Markt sind, liegt in den meisten Fällen daran, dass die Erfindung noch nicht das Proof-of-Concept-Stadium erreicht hat, entweder weil sie sich noch in der Entwicklung befindet (63 %) oder weil keine Vermarktungschancen ausgemacht wurden (55 %). Die erfolglose Suche nach Partnern (38 % der Befragten) sowie mangelnde Ressourcen (25 %) werden an dritter und vierter Stelle der Herausforderungen genannt. Diese sind für die Länder Süd- und Osteuropas besonders bedeutend.
Weitere Informationen
- Gesamte Studie lesen (nur auf Englisch) (PDF, 1.7 MB)
- Wichtigste Ergebnisse lesen (PDF, 220 KB)
- epo.org/scoreboard-research
Hinweise an Redakteure
Dies ist die zweite vom EPA veröffentliche Studie dieser Art; sie schließt an das letztjährige Scoreboard zur Patentvermarktung für KMU an, in dem festgestellt wurde, dass KMU zwei Drittel ihrer Erfindungen kommerziell verwerten und in dieser Hinsicht fortschrittlicher sind als Hochschulen und öffentliche Forschungseinrichtungen.
Die aktuelle Studie basiert auf 686 Interviews zu Patentanmeldungen, die zwischen 2007 und 2018 von 241 europäischen Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen beim EPA eingereicht wurden. Sie bietet detaillierte Informationen über deren patentierte Erfindungen und Vermarktungsmuster sowie über die Herausforderungen, denen sich Forschungseinrichtungen bei der Markteinführung gegenübersehen. Außerdem wird die Rolle von Technologietransferstellen und Lizenzierungsbüros untersucht. So liefert die Studie den politischen Entscheidungsträgern Anhaltspunkte dafür, wie das ökonomische Potenzial der europäischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen intensiver genutzt werden kann.
Jede zehnte europäische Patentanmeldung wird von Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen aus den EPO-Mitgliedstaaten eingereicht. Lesen Sie hier Informationen zu Forschungseinrichtungen und Innovationen und hier Näheres zu unseren Ressourcen für Hochschulen.
Über das EPA
Mit fast 6 600 Beschäftigten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Außerdem ist das EPA weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
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