Parkinson-Detektivin Erin Smith (22) gewinnt Young Inventors prize 2022
- Europäisches Patentamt zeichnet US-Innovatorin für ihre Gesichtserkennungs-App aus, die eine frühere Entdeckung und Überwachung der Parkinson-Krankheit ermöglicht
- Das System nutzt künstliche Intelligenz, um spezifische Gesichtsausdrücke zu erkennen, die den Beginn der Parkinson-Krankheit frühzeitiger anzeigen als konventionelle motorische Symptome
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Die Erfindung kann die Parkinson-Krankheit mit einer Genauigkeit von
rund
95 % und andere nicht richtig erkannte neuronale Störungen mit einer Genauigkeit von 93 % vorhersagen
München, 21. Juni 2022 - Das Europäische Patentamt (EPA) hat heute die US-amerikanische Studentin und Wissenschaftlerin Erin Smith mit dem ersten Platz des erstmals vergebenen Young Inventors prize ausgezeichnet. Smith hat eine KI-gestützte App entwickelt, die mithilfe von Videos kleinste Veränderungen in der Mimik erkennt, die auf Parkinson hindeuten und so eine frühere Diagnose der Krankheit ermöglicht.
„Erin Smiths Neugier und Entschlossenheit, die sie bereits als Kind auszeichneten, führten nicht nur zu neuen Erkenntnissen über die Frühsymptome der Parkinson-Krankheit, sondern auch zu einem praktischen Instrument für die Frühdiagnose", sagt EPA-Präsident António Campinos. „Da ihre Erfindung ein früheres Eingreifen ermöglicht, hat sie das Potenzial, das Leben der betroffenen Menschen durch die Verringerung der Krankheitssymptome entscheidend zu beeinflussen. Ich gratuliere ihr, dass sie eine der ersten Preisträgerinnen des Young Inventors prize ist."
Erin Smith wurde im Rahmen einer hybriden Veranstaltung ausgezeichnet, die von einem weltweiten Publikum online verfolgt wurde und bei der die Gewinnerinnen und Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2022, einem der renommiertesten Innovationspreise Europas, bekannt gegeben wurden. Das EPA hat den mit Preisgeldern dotierten neuen Preis für junge Erfinderinnen und Erfinder speziell für Innovatoren im Alter von bis zu 30 Jahren geschaffen, die Lösungen zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen entwickelt haben und unser Leben positiv beeinflussen. Der erste Platz wurde zweimal vergeben: Neben Smith wurde das belgisch-britische Unternehmer-Duo Victor Dewulf und Peter Hedley für sein KI-gestütztes Abfallmanagementsystem ausgezeichnet. Sie erhalten, genau wie Smith, einen Geldpreis in Höhe von 20.000 EUR.
Die menschliche Mimik lesen
Smith hat eine App entwickelt, die mithilfe von Gesichtserkennungstechnologie die Mimik einer Person analysiert und frühe Symptome der Parkinson-Krankheit oder anderer neurologischer Erkrankungen erkennt. Veränderungen in der Mimik können bis zu zehn Jahre vor dem Verlust motorischer Funktionen auftreten, durch den die Krankheit traditionell diagnostiziert wird. Die App der Amerikanerin kann Parkinson mit einer Genauigkeit von rund 95 % und andere nicht richtig erkannte neuronale Störungen mit einer Genauigkeit von 93 % vorhersagen, was die Möglichkeit eines frühzeitigen Eingreifens eröffnet.
Die Erfindung nahm ihren Anfang, als die damals 16-jährige Smith ein frühes Video des an Parkinson erkrankten Schauspielers Michael J. Fox sah. Ihr fiel auf, dass Fox beim Lächeln emotional distanziert wirkte, auch wenn die Emotion hinter dem Lächeln echt war - ein Symptom, das als „Maskengesicht" geläufig ist. Dieses Phänomen war Fachleuten für neurologische Erkrankungen zwar bereits bekannt, allerdings waren diese Veränderungen noch nie objektiv quantifiziert worden. Ausgestattet mit Literatur zum Thema Programmieren und Videomaterial von Menschen mit Parkinson optimierte Smith mithilfe von Gesichtserkennungssoftware einen KI-Algorithmus, um erstmals einen messbaren Unterschied in der Mimik von Menschen mit und ohne Parkinson zu zeigen.
Nachdem ihre Ergebnisse durch eine groß angelegte klinische Studie an der Stanford Medical School, die von der Michael J. Fox Foundation unterstützt wurde, bestätigt wurden, entwickelte Smith eine App, um den Prozess für die Remote-Anwendung zu automatisieren. Zudem wurde der Datensatz mit Blick auf Geschlecht und Ethnie erweitert. 2019 gründete die Wissenschaftlerin ein Unternehmen namens FacePrint, um die Computer-Vision-Algorithmen und die Web-App weiterzuentwickeln.
„Ich erinnere mich an den ersten Moment, in dem der erste Algorithmus tatsächlich funktionierte. Das war fantastisch", sagt Smith. „Es ist unglaublich aufregend zu sehen, wie sich diese Idee, die ich während meiner High School Jahre zu Hause in der Küche hatte, in eine greifbare Technologie verwandelt, die das Potenzial hat, einen positiven Einfluss auf die Welt und die Behandlung von Parkinson zu nehmen."
Hinweis an die Redaktion
Über die Erfinderin
Erin Smith, 22, wurde in Chicago geboren. Im Jahr 2016 entwickelte sie ein Instrument zur Früherkennung der Parkinson-Krankheit und anderer nicht richtig erkannter neurologischer Störungen. 2018 erhielt sie ein Stipendium der Thiel Foundation in Höhe von 100.000 USD, das es ihr ermöglichte, sich auf das 2019 gegründete Start-up FacePrint zu konzentrieren. Im selben Jahr begann sie ein Studium der künstlichen Intelligenz und der Neurowissenschaften an der Stanford University und ist derzeit in einem sozialen Jahr, um am Global Brain Health Institute der University of California zu arbeiten. Ihr Unternehmen wurde von WIRED als Health Startup of the Year 2019 ausgezeichnet, und sie wurde 2019 in die Forbes-Liste „30 under 30" für den Bereich Gesundheitswesen aufgenommen.
Über den Young Inventors prize
Das Europäische Patentamt hat den Preis für junge Erfinderinnen und Erfinder im Jahr 2021 ins Leben gerufen, um die nächste Generation von Erfindern zu inspirieren. Der Preis richtet sich an junge Menschen von bis zu 30 Jahren und zeichnet Initiativen aus, die Technologien nutzen, um einen Beitrag zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen zu leisten. In diesem Jahr erhalten die beiden Erstplatzierten jeweils 20 000 EUR, die Zweitplatzierte erhält 10 000 EUR. Eine unabhängige Jury, bestehend aus ehemaligen Finalisten des Europäisches Erfinderpreises, wählt die Finalisten und Gewinner. Das EPA verlieh den Preis erstmalig im Rahmen der virtuellen Preisverleihung des Europäischen Erfinderpreises am 21. Juni. Im Gegensatz zu den Kategorien des Europäischen Erfinderpreises benötigen die Finalisten des Preises für junge Erfinderinnen und Erfinder kein erteiltes europäisches Patent, um für den Preis in Frage zu kommen.
Lesen Sie mehr über die Teilnahmebedingungen und Auswahlkriterien für den Young Inventors prize.
Über das EPA
Mit 6 400 Mitarbeitern ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Außerdem ist das EPA weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
Pressekontakte Europäisches Patentamt
Luis Berenguer Giménez
Hauptdirektor Kommunikation, Sprecher
Pressestelle des Europäischen Patentamts
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