Europäisches Patentamt gibt Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2022 und des Young Inventors prize bekannt
- Europäisches Patentamt (EPA) ehrt inspirierende Erfinder für ihre herausragenden Beiträge zur Verbesserung unseres täglichen Lebens
- Die Preisträger kommen aus Belgien, Brasilien, Estland, Frankreich, Kanada, der Schweiz, Spanien, Ungarn, den USA und dem Vereinigten Königreich
- Die ungarisch-amerikanische Wissenschaftlerin Katalin Karikó erhält den Preis für ihr Lebenswerk für ihre bahnbrechenden Arbeiten über mRNA
- Die Preisträger in den vier weiteren Kategorien sind: Jaan Leis, Mati Arulepp und Anti Perkson (Industrie), Claude Grison (Forschung), Donald Sadoway (Nicht-EPO-Staaten) und Madiha Derouazi & Elodie Belnoue (KMU)
- Beim erstmals vergebenen Young Inventors prize gab es zwei Erstplatzierte: das Team Victor Dewulf & Peter Hedley, und Erin Smith; Rafaella de Bona Gonçalves belegte den zweiten Platz
- Der Publikumspreis, der durch eine öffentliche Abstimmung ermittelt wurde, geht an die spanische Robotik-Ingenieurin Elena García Armada
München, 21. Juni 2022 - Das Europäische Patentamt (EPA) hat heute die Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2022, seines prestigeträchtigen jährlichen Innovationspreises, und des Young Inventors prize, der in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben wird, bekannt gegeben. Die Einzelpersonen und Teams wurden für ihre innovativen Beiträgen in den Bereichen Medizintechnik, Krebsforschung, Energiespeicherung, grüne Industrie, Biotechnologie, Menstruationshygiene und Abfallwirtschaft ausgezeichnet.
„Die Breite und die Tiefe der heute ausgezeichneten Innovationen ist wirklich beeindruckend. Die Gewinner des Europäischen Erfinderpreises weisen den Weg in eine vielversprechende Zukunft. Sie haben Hartnäckigkeit, Geschicklichkeit und Ausdauer bewiesen, indem sie Zeit, Energie, Ressourcen und vor allem Erfindergeist und Kreativität aufgebracht haben, um wahre Lösungen zu finden", sagte EPA-Präsident António Campinos. „Dieses Jahr ist besonders: Wir haben den Young Inventors prize eingeführt, um die vielversprechenden Fähigkeiten der nachwachsenden Generation bei der Bewältigung wichtiger Herausforderungen zu würdigen und zu präsentieren. Diese jungen Erfinderinnen und Erfinder legen die Messlatte für das, was möglich ist, höher, und ich spreche ihnen von ganzem Herzen meine Anerkennung aus."
Die diesjährigen Preisträger wurden aus Hunderten von Erfindern und Erfinderteams ausgewählt, die sich für den Preis beworben hatten. Sie kommen aus Belgien, Brasilien, Estland, Frankreich, Kanada, der Schweiz, Spanien, Ungarn, den USA und dem Vereinigten Königreich.
Die Preisträger des Europäischen Erfinderpreises 2022 sind:
Industrie
Jaan Leis, Mati Arulepp und Anti Perkson
(Estland):
Optimierte kohlenstoffbasierte Materialien für Ultrakondensatoren
Die estnischen Wissenschaftler Jaan Leis, Mati Arulepp und Anti Perkson haben ein spezifisches Kohlenstoffmaterial, das als gekrümmtes Graphen bekannt ist, für den Einsatz als Elektroden in Ultrakondensatoren optimiert, die schnell aufladbare, langlebige Energiespeicher für Industrie und Elektrofahrzeuge ermöglichen.
Forschung
Claude Grison
(Frankreich):
Bodenentgiftung durch grüne Metallfresser
Die französische Wissenschaftlerin Claude Grison hat ein Verfahren entwickelt, das Pflanzen zur Absorption von Schwermetallen aus kontaminierten Böden nutzt und diese als „Ökokatalysatoren" verwendet, um neue Moleküle für die chemische, pharmazeutische und kosmetische Industrie herzustellen.
Nicht-EPO-Staaten
Donald Sadoway
(Kanada/USA):
Flüssigmetallbatterien zur Speicherung erneuerbarer Energie
Der Chemiker Donald Sadoway hat eine Flüssigmetallbatterie zur Speicherung von Sonnen- und Windenergie entwickelt, deren Kapazität auch nach über 5000 Ladezyklen zu 99% erhalten bleibt. Die Batterie besteht überdies aus lokal gewonnenen Rohstoffen und bietet eine kostengünstige Lösung für die langfristige Speicherung von Elektrizität.
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
Madiha Derouazi, Elodie Belnoue und Team
(Schweiz/Frankreich):
Plattform für therapeutische Krebsimpfstoffe
Gemeinsam mit ihrem Team leisteten die Schweizer Biotechnologin Madiha Derouazi und die französische Immunologin Elodie Belnoue Pionierarbeit für eine vielversprechende medizinische Plattform zur Herstellung therapeutischer Impfstoffe, die dem Immunsystem des Patienten helfen, Krebszellen im Körper zu erkennen und zu zerstören.
Lebenswerk
Katalin Karikó
(Ungarn/USA):
Modifizierte mRNA für lebensrettende Impfstoffe und Therapien
Die ungarisch-amerikanische Biochemikerin Katalin Karikó hat eine Methode entwickelt, um Boten-Ribonukleinsäure (mRNA) so zu modifizieren, dass sie im menschlichen Körper sicher verwendet werden kann. Damit ebnete sie den Weg für den Einsatz in COVID-19- und anderen Impfstoffen sowie für künftige Therapien gegen Krebs und Herzerkrankungen.
Young Inventors prize
Da sich nach einer Reihe von Abstimmungsrunden der Jury kein eindeutiger Sieger abzeichnete, ergriff das EPA eine außergewöhnliche Maßnahme und kürte zwei erste Plätze. Die Erstplatzierten erhalten jeweils ein Preisgeld von 20 000 EUR, die Zweitplatzierte erhält 10 000 EUR.
Victor Dewulf and Peter Hedley
- Erster Platz (Belgien/Vereinigtes
Königreich):
KI-gestütztes Abfallmanagement
Auf Basis eines ersten Prototyps, bei dem aus Müllcontainern zusammengesuchte Abfälle und ein bei eBay gekauftes Laufband zum Einsatz kam, entwickelten Victor Dewulf und Peter Hedley ein KI-gestütztes Erkennungs- und Sortiersystem, mit dem Abfallentsorgungseinrichtungen Müll schnell und genau trennen können, um sicherzustellen, dass mehr Abfall recycelt wird.
Erin Smith
- Erster Platz (USA):
Früherkennung von Parkinson dank KI
Inspiriert von YouTube-Videos des Schauspielers und Parkinson-Patienten Michael J. Fox hat die amerikanische Studentin Erin Smith eine KI-gestützte App entwickelt, die anhand von Videomaterial die Früherkennung der Parkinson-Krankheit ermöglicht. Dies könnte zu einem frühzeitigeren Gegensteuern führen, um die Entwicklung der Krankheit zu verlangsamen.
Rafaella de Bona Gonçalves
- Zweiter Platz
(Brasilien)
:
Biologisch abbaubare Hygienebinden und Tampons zur Bekämpfung von „Period
Poverty"
Um das weit verbreitete Problem der „Period Poverty" (Menstruationsarmut) zu bekämpfen, entwickelte Rafaella de Bona Gonçalves biologisch abbaubare Menstruationsprodukte für wirtschaftlich benachteiligte Bevölkerungsgruppen in ihrem Land. Die Produkte bestehen aus biologisch abbaubaren Fasern, wie zum Beispiel den in Brasilien leicht verfügbaren Abfällen aus der Bananenernte.
Publikumspreis
Elena García Armada
(Spanien):
Weltweit erstes anpassungsfähiges Roboter-Exoskelett für Kinder
Der Publikumspreis, mit dem einer der 13 Finalisten als Ergebnis einer öffentlichen Online- Abstimmung geehrt wird, ging in diesem Jahr an die spanische Robotik-Ingenieurin Elena García Armada. García erfand das erste anpassungsfähige pädiatrische Exoskelett für Kinder im Rollstuhl. Das Exoskelett ermöglicht es Kindern, während der Therapie für Muskelrehabilitation zu laufen was den Muskelabbau verringern kann. Der Publikumspreis soll den Erfinder oder das Erfinder-Team auszeichnen, das die breite Öffentlichkeit durch ihren Erfindung beeindruckt und inspiriert hat. García erhielt die meisten Stimmen von den mehr als 23 000 Stimmen, die zwischen dem 17. Mai und dem 21. Juni 2022 online abgegeben wurden.
Darüber hinaus hat das EPA in diesem Jahr einen Preis für junge Erfinderinnen und Erfinder eingeführt, der sich an Innovatoren unter 30 Jahren richtet. Mit dem Preis werden technische Lösungen gewürdigt, die zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen beitragen und unser Leben positiv beeinflussen.
Bei der diesjährigen Preisverleihung handelte es sich um eine hybride Veranstaltung, an der die Finalisten und ihre Gäste teilnahmen, und die das Publikum aus der ganzen Welt online verfolgte. Die Veranstaltung im nächsten Jahr wird in Valencia stattfinden. Öffentliche Nominierungen für den Europäischen Erfinderpreis 2023 sind ab sofort möglich.
Notes to the editor
About the European Inventor Award
The European Inventor Award is one of Europe's most prestigious innovation prizes. Launched by the EPO in 2006, the award honours individuals and teams' solutions to some of the biggest challenges of our times. The finalists and winners are selected by an independent jury comprising former Award finalists. Together, they examine the proposals for their contribution towards technical progress, social and sustainable development and economic prosperity. The EPO confers the Award in five categories (Industry, Research, SMEs, Non-EPO countries and Lifetime achievement). In addition, the public selects the Popular Prize winner from the 13 finalists by voting on the EPO website in the run-up to the ceremony.
About the Young Inventors prize
The European Patent Office established the Young Inventors prize in 2021 to inspire the next generation of inventors. Aimed at innovators aged 30 or below from all around the world, it recognises initiatives that use technology to contribute toward the UN's Sustainable Development Goals. This year, the tied first place winners will each receive EUR 20 000, with the runner up receiving EUR 10 000. An independent jury comprising former finalists of the European Inventor Award selects the finalists and winner. The EPO conferred the inaugural prize at the European Inventor Award virtual ceremony on 21 June. Unlike the traditional Award categories, the Young Inventors prize finalists do not need a granted European patent to be considered for the prize. Read more on the Young Inventors prize eligibility and selection criteria.
About the EPO
With 6 400 staff, the European Patent Office (EPO) is one of the largest public service institutions in Europe. Headquartered in Munich with offices in Berlin, Brussels, The Hague and Vienna, the EPO was founded with the aim of strengthening co-operation on patents in Europe. Through the EPO's centralised patent granting procedure, inventors are able to obtain high-quality patent protection in up to 44 countries, covering a market of some 700 million people. The EPO is also the world's leading authority in patent information and patent searching.
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