Wellenbrecher für einen verbesserten Küstenschutz in Form gebracht: Antonio Corredor Molguero und Carlos Fermín Menéndez Díaz als Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2019 nominiert
- Die spanischen Erfinder Antonio Corredor Molguero und Carlos Fermín Menéndez Díaz sind für ihre einzigartige Betongussform für den Europäischen Erfinderpreis nominiert
- Die Erfindung ermöglicht die kommerzielle Produktion von speziellen, patentierten Betonstücken als Wellenbrecher zum Schutz von Häfen und Küstenlinien
- Leicht nutzbare Gussform senkt die Produktionskosten und verbessert die Sicherung der Küsten
München, 7. Mai 2019 - Das Europäische Patentamt (EPA) gibt die Nominierung der spanischen Erfinder Antonio Corredor Molguero und Carlos Fermín Menéndez Díaz für den Europäischen Erfinderpreis 2019 bekannt. Sie wurden für ihre wiederverwendbare Gussform für spezielle Betonblöcke zum Schutz von Häfen und Küstenlinien als Finalisten in der Kategorie „Industrie“ nominiert.
Die beiden Erfinder ebneten mit ihrer Erfindung der kostengünstigen und effizienten industriellen Produktion spezieller Betoneinheiten mit dem Namen Cubipod den Weg. Das patentierte Konzept der Blöcke war ursprünglich von Universitätswissenschaftlern entwickelt worden, die für die Vermarktung ihres Produkts die Unterstützung bei der Industrie suchten.
Heute wird die Gussform der Blöcke von SATO, einer auf den Küsten- und Hafensektor spezialisierten spanischen Tochtergesellschaft der internationalen Infrastrukturgruppe Gruppe OHL, vertrieben. Das Unternehmen ist auch der einzige Lizenzgeber für Cubipods. Die Form wurde bisher dafür genutzt, um Schutzkonstruktionen für Häfen in Algerien, Dänemark und Spanien zu bauen. Das Potenzial weiterer Märkte wie Chile, Mexiko und Marokko wird derzeit geprüft.
„Corredor und Menéndez’ Erfindung war ein entscheidender Faktor, um Cubipods für die Industrie ökonomisch nutzbar zu machen,“ sagte EPA-Präsident António Campinos über deren Nominierung für den Europäischen Erfinderpreis 2019. „Ihre Arbeit zeigt, wie Universitäten und Unternehmen über die Lizenzierung von geistigen Eigentumsrechten zusammenarbeiten können.“
Die Gewinner des jährlichen Innovationspreises des EPA werden 2019 im Rahmen einer Galaveranstaltung am 20. Juni in Wien bekannt gegeben.
Cubipod – eine effiziente Art, Wellenbrecher zu bauen
Wellenbrecher ahmen den Schutz natürlicher Landspitzen und Riffe nach. Üblicherweise werden sie aus großen unförmigen, kubischen Zementblöcken gebildet, die zumeist nach dem Zufallsprinzip platziert werden. Sie fangen die Hauptlast der anbrandenden Wellen ab. Indem sie die Wucht der Wellen für das Land abmildern, vermindern sie Erosion, bieten einen geschützten Hafen für Boote und retten im Fall katastrophaler Stürme Leben.
Wenngleich würfelförmige Blöcke schnell und einfach zu produzieren sind, führen ihre glatten Oberflächen dazu, dass sie aneinanderhaften, was ihre Festigkeit und Stabilität verringert. Sind die Blöcke in Schichten angeordnet, verdichten sie sich am Boden, während die obere Schicht exponierter bleibt. Das kann die Wellenbrecher schwächen und erhöht das Risiko, dass sie vom Wasser überspült werden.
Diese Probleme gingen Josep Ramon Medina und Esther Gómez-Martín von der Polytechnischen Universität Valencia (UPV) in Spanien mit ihrer Idee der ungewöhnlich geformten Blöcke mit dem Namen Cubipod an. Vorsprünge an jeder Seite der quadratischen Blöcke verhindern deren „selbstpackende“ Anordnung. Damit gibt es keine flachen Oberflächen, die aneinanderhaften können und dazu führen, dass der Wellenbrecher sich am Boden verdichtet und nach oben öffnet.
Nach der Einreichung der Patentanmeldung begannen Medina und Gómez-Martín mit SATO zusammenzuarbeiten. Corredor, der Bauingenieurwesen an der Polytechnischen Universität Madrid studiert hatte und zu der Zeit Leiter der technischen Abteilung von SATO war, und der aus Asturien stammende Menéndez, damals Werkstattleiter und Vorarbeiter bei der Firma, erkannten schnell das Potenzial der Cubipods. Dank ihrer Erfahrung mit der Arbeit an Wellenbrecher-Projekten sahen sie sogleich, dass sie einen effizienten, günstigen und flexiblen Weg für die Herstellung der Blöcke entwickeln mussten, um die Cubipods ökonomisch rentabel zu fertigen.
Die beiden Experten entwickelten eine Form, mit der Cubipods aus normalem Beton und in großer Stückzahl gegossen werden können, ohne Kompromisse bei der Qualität oder erhöhten Kosten. Im Vergleich mit anderen Formen besteht der hauptsächliche Vorteil der Erfindung darin, den Cubipod durch Anheben der Gussform herzustellen: Das bedeutet, dass wir nicht viel Platz um die Form herum benötigen, und dass die Cubipods nah nebeneinander produziert werden können. Zudem können mit einer einzelnen Form mehrere Stücke pro Tag hergestellt werden“, sagt Corredor.
Produktion vor Ort ist wichtig, da Wellenbrecher normalerweise aus vielen Tausend Cubipods bestehen und der Transport sehr kostspielig wäre. Die Blöcke können mit einfachen Druckklemmen bewegt werden, um sie zu lagern oder auf einem Wellenbrecher zu platzieren. Die Klemmen machen es auch einfacher die Cubipods zu stapeln, da sie selbst auch quadratisch geformt sind. Die Cubipod-Formen bringen laut Corredor Kosteneinsparungen beim Bau von bis zu 45 Prozent im Vergleich zu anderen sperrigen Einheiten oder konventionellen quadratischen Betonblocks.
Im Anschluss an die Entwicklung meldeten Corredor und Menéndez ein Patent für die Form an und erhielten 2013 dafür ein europäisches Patent erteilt. SATO verfügt nun über die einzige Lizenz auf das Cubipod-Patent der UPV sowie das Patent für die Form, mit der diese Blöcke hergestellt werden. Für Corredor war die Patentierung auch ein wichtiger Schritt für die beiden Erfinder. „Patente ermöglichen Unternehmen nicht nur zu investieren und eine Innovation weiter zu verfolgen. Sie bieten auch Anerkennung für Personen, die zu einer Erfindung beigetragen haben“, sagt er.
Den Küstenschutz verbessern
Cubipods wurden erstmals 2011 im Hafen von Malaga installiert. Seitdem kamen sie in verschiedenen spanischen Hafenprojekten zum Einsatz, wie in A Coruña 2012 und in Las Palmas auf Gran Canaria 2014. Bei dem Projekt in Las Palmas wurden fast 2 000 Cubipods zum Schutz des neuen Hafenbeckens gruppiert. 2018 erhielt die Firma einen Auftrag in Höhe von 44,6 Millionen Euro, um den Hafen von Agaete auf Gran Canaria zu vergrößern.
2019 wurde die Firma dann für 8,1 Millionen Euro damit beauftragt, die südliche, äußere Ufermauer von Naos im Hafen von Arrecife auf Lanzarote zu bauen. Für diese Projekte wurden insgesamt 33 000 Cubipods in verschiedenen Größen von drei bis 45 Tonnen verbaut.
Der Markt für effektive Wellenbrecher-Konstruktionen wird wahrscheinlich wegen der Auswirkungen des Klimawandels weiterwachsen, werden doch bedeutende Veränderungen des Meeresspiegels sowie häufigere Sturmfluten und eine Zunahme der Sturmintensität erwartet. Diese Ereignisse gefährden Häfen und machen sie anfälliger. Die Nachfrage nach einem besseren Schutz der Küsten dürfte deshalb steigen.
Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise Europas. Er wurde 2006 vom EPA ins Leben gerufen und ehrt einzelne Erfinder und Erfinderteams, deren wegweisende Innovationen Antworten auf einige der größten Herausforderungen unserer Zeit geben. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury bestehend aus internationalen Experten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Akademie und Forschung ausgewählt. Sie prüft die Vorschläge hinsichtlich ihres Beitrags zum technischen Fortschritt, zur gesellschaftlichen Entwicklung, zum wirtschaftlichen Wohlstand und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Europa. Der Preis wird in fünf Kategorien bei einer Galaveranstaltung verliehen, die dieses Jahr am 20. Juni stattfindet. Der Gewinner des Publikumspreises wird von der Öffentlichkeit aus den 15 Finalisten im Vorfeld der Verleihung über ein Online-Voting ermittelt. Die Abstimmung auf der EPA-Website ist bis zum 16. Juni 2019 möglich.
Über das Europäische Patentamt
Das Europäische Patentamt (EPA) ist mit fast 7 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine der größten europäischen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes. Der Hauptsitz ist in München; Niederlassungen gibt es in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien. Das EPA wurde gegründet, um die Zusammenarbeit europäischer Staaten im Patentwesen zu fördern. Über das zentrale Erteilungsverfahren beim EPA können Erfinder auf der Grundlage einer einzelnen Patentanmeldung Patentschutz in bis zu 44 Ländern (mit einem Markt von rund 700 Millionen Menschen) erlangen. Das EPA gilt überdies als die weltweit bedeutendste Behörde für Patentrecherchen und Patentinformation.
Weiterführendes Material
Blick auf das Patent: EP2202361
Weitere Informationen, Fotos und Videos zum Europäischen Erfinderpreis 2019 sind in der EPA-Mediathek erhältlich. Smart TV-Nutzer können unsere App "Innovation TV" herunterladen und Videos zu allen Finalisten auf ihrem Fernseher anschauen. Die Verleihung am 20. Juni 2019 wird live auf „Innovation TV“, der EPA-Website und der Facebook-Seite des EPA übertragen.
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