Schwedische Solartechnologie-Innovatoren Henrik Lindström und Giovanni Fili erhalten Europäischen Erfinderpreis 2021 in der Kategorie „KMU“
- Europäisches Patentamt (EPA) zeichnet schwedische Erfinder für die Entwicklung von Farbstoffsolarzellen aus, die in fast jeder Form oder Farbe in Freiform gedruckt werden können
- Die vielseitigen Zellen können in verschiedene Produkte integriert werden, um selbstaufladende elektronische Geräte zu schaffen, die Strom sowohl in Innenräumen als auch im Freien aus Licht erzeugen
- Die Solarzellen sollen bald in Geräten wie Fahrradhelmen und kabellosen Kopfhörern auf den Markt kommen
München, 17. Juni 2021 - Das Europäische Patentamt (EPA) hat heute die schwedischen Erfinder Henrik Lindström and Giovanni Fili mit dem Europäischen Erfinderpreis 2021 in der Kategorie „KMU" ausgezeichnet. Ihre Erfindung ist eine dünne, flexible Farbstoffsolarzelle mit extrem hoher Stromeffizienz, die in fast jeder Textur, Form oder Farbe individuell gedruckt und in eine Vielzahl von elektronischen Geräten integriert werden kann.
„Henrik Lindström und Giovanni Fili haben mit ihren flexiblen Solarzellen die Entwicklung von selbstaufladenden elektronischen Geräten der nächsten Generation vorangetrieben", sagt EPA-Präsident António Campinos. „Auf Grundlage einer soliden Patentstrategie haben sie eine bahnbrechende Solarzellentechnologie auf den Weg gebracht, die das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir Elektronik nutzen, zu verändern und eine wichtige Rolle bei der Reduzierung von Kohlenstoffemissionen zu spielen."
Der Europäische Erfinderpreis wurde dieses Jahr im Rahmen einer digitalen Veranstaltung verliehen und war damit zum ersten Mal für die breite Öffentlichkeit zugänglich, die sich aus der ganzen Welt zuschaltete. Der Preis ist einer der renommiertesten Innovationspreise Europas und wird jährlich vom EPA verliehen, um herausragende Erfinder aus Europa und der ganzen Welt auszuzeichnen, die einen außergewöhnlichen Beitrag für die Gesellschaft, zu technologischem Fortschritt und Wirtschaftswachstum geleistet haben. Die Finalisten und Gewinner in fünf Kategorien (Industrie, Forschung, KMU, Nicht-EPO-Staaten und Lebenswerk) wurden von einer unabhängigen internationalen Jury ausgewählt.
Den Alltag mit Solarenergie betreiben
Der Wissenschaftler Henrik Lindström und der Unternehmer Giovanni Fili verknüpften ihre komplementären Fähigkeiten und Kenntnisse, um Pionierarbeit bei der Herstellung einer innovativen Solarzellentechnologie zu leisten und ihre Erfindung erfolgreich zu vermarkten.
2008 gründete Fili die Firma Exeger mit dem Ziel, vielversprechende Farbstoffsolarzellen (DSSC) auf den Markt zu bringen, die damals noch nicht kommerziell nutzbar waren. Dabei handelte es sich um dieselbe Technologie, die Lindström 1994 während seiner Promotion an der Universität Uppsala erfolgreich verbessert hatte. Der Wissenschaftler war von Filis Vision überzeugt und wurde 2009 Chief Technology Officer des Start-ups.
DSSC-Solarzellen verfügen in der Regel über eine transparente Substratplatte, die mit einem leitfähigen Oxidmaterial (Indiumzinnoxid) beschichtet ist. Die Kosten für diese Materialien schränken ihre kommerzielle Nutzung bisher allerdings ein. Lindström und Fili schafften einen Durchbruch, als es ihnen gelang, diese teuren und wenig wirksamen Materialien durch ein neues Elektrodenmaterial zu ersetzen, das eine 1 000-fach bessere Leitfähigkeit bietet.
Eine Besonderheit ihrer Innovation ist, dass sich die Elektrode direkt hinter der lichtabsorbierenden Schicht befindet. Dadurch erreicht mehr Licht die Zelle, und es wird eine größere Menge elektrischen Stroms erzeugt. Außerdem entschieden sie sich für den Siebdruck als ideales Herstellungsverfahren, was neue Möglichkeiten der Designintegration eröffnet.
„Die Farbstoffsolarzelle ist dünn, flexibel und effizient. Geräte, die damit versehen werden, erzeugen ihre eigene Elektrizität, wie bei der Fotosynthese", sagt Lindström. Fili ergänzt: „Wir werden nie wieder unsere Kopfhörer, E-Reader oder andere Geräte aufladen müssen, da sie sich selbst durch das Umgebungslicht aufladen, sogar in Innenräumen."
Ihre unter dem Namen Powerfoyle® bekannte Erfindung wurde zunächst in Fahrradhelme integriert, die selbstaufladende Lichter verwenden. Aktuell wird an mehreren möglichen Anwendungen gearbeitet. Dazu gehört die Stromversorgung von Smartphones und die Installation auf Oberflächen wie Fassaden, Dächern und Fenstern. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 140 Mitarbeiter in seiner Fabrik in Stockholm und plant, noch in diesem Jahr mit dem Bau eines zweiten Werks mit zehnfacher Kapazität zu beginnen, um die Erschließung vieler weiterer Märkte zu ermöglichen.
Hinweis für die Redaktionen
Informationen zu den Erfindern
Dr. Henrik Lindström wurde am 17. April 1967 im schwedischen Uppsala geboren. Er studierte Chemie an der Universität Uppsala. Im Rahmen seiner ersten Doktorarbeit im Bereich der Batterie- und Farbstoffsolarzellenforschung an der Universität Uppsala war er der erste Wissenschaftler, der eine Solarzelle auf einem flexiblen Kunststoffsubstrat herstellte. Als Postdoktorand arbeitete Lindström am Nationalen Institut für Materialwissenschaften im japanischen Tsukuba (2005-2007). Von Juni 2007 bis Januar 2009 wirkte Lindström als Forscher in der Industrie für das Nanotechnologieunternehmen NTERA, Inc. in Dublin, wo er Verfahren zur Herstellung reflektierender monolithischer elektrochromer Displays entwickelte. Im Jahr 2009 trat er seine derzeitige Position als CTO bei Exeger an. Giovanni Fili wurde am 5. Februar 1976 im schwedischen Hällefors geboren. 2002 schloss er sein Studium in Betriebswirtschaft und Verwaltung (MSc-Studiengang) an der Stockholm School of Economics ab. Danach konzentrierte er sich zunächst auf seine Tätigkeit als privater Immobilieninvestor und war Gründungspartner und Vorstandsvorsitzender zahlreicher Immobilienentwicklungsunternehmen. Nach seiner Tätigkeit an der Königlich Technischen Hochschule (KTH) in Schweden im Jahr 2007, gründete er im Herbst 2008 das Farbstoffsolarzellen-Unternehmen NLAB Solar AB (jetzt Exeger). Fili war 2013 außerdem Mitbegründer des Start-ups Atrogi AB, das im Bereich Diabetesbehandlung tätig ist, und ist im Vorstand des Medizintechnikunternehmens Sigrid Therapeutics AB. Er ist Beiratsmitglied des Stockholm Innovation & Growth Forums und Gründungsvorstand und Investor bei Molindo Energy AB, einer in Stockholm ansässigen Investmentgesellschaft für den Energiesektor. Fili ist Gründer und CEO von Exeger.
Henrik Lindström und Giovanni Fili sind in sechs bzw. fünf europäischen Patenten genannt, darunter das für die Nominierung für den Europäischen Erfinderpreis relevante und 2018 erteilte Patent EP2625703.
Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise Europas. Er wurde 2006 vom EPA ins Leben gerufen und ehrt einzelne Erfinder und Erfinderteams, deren wegweisende Innovationen Antworten auf einige der größten Herausforderungen unserer Zeit geben. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury bestehend aus internationalen Experten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Akademie und Forschung ausgewählt. Sie prüft die Vorschläge hinsichtlich ihres Beitrags zum technischen Fortschritt, zur gesellschaftlichen Entwicklung, zum wirtschaftlichen Wohlstand und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Europa. Der Preis wird in fünf Kategorien (Industrie, Forschung, KMU, Nicht-EPO Staaten und Lebenswerk) verliehen. Der Gewinner des Publikumspreises wird von der Öffentlichkeit aus den 15 Finalisten über ein Online-Voting ermittelt.
Über das EPA
Mit 6 400 Bediensteten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Außerdem ist das EPA weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
EPA-Pressekontakt
Luis Berenguer Giménez
Hauptdirektor
Kommunikation, Sprecher
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